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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bedenken, denn er wußte, wie stark Hoags Einfluß bei den Struans war. »Und ist nur dagegen, daß er sich jetzt schon bindet. Ist doch verständlich. Er ist jetzt Tai-Pan, und das wird all seine Energien beanspruchen. Aber mißverstehen Sie mich nicht, ich halte Angélique für eine großartige junge Dame, eine so tapfere und gute Gefährtin, wie jeder Mann sie sich nur wünschen kann und wenn er seine Sache gut machen will, wird Malcolm jede Unterstützung brauchen, die er kriegt.«
    Hoag vernahm die unterschwellige Leidenschaft, merkte sie sich und ließ die Sache auf sich beruhen, denn seine Gedanken wanderten auf einmal nach London zurück, wo seine Schwester und ihr Mann seinen Sohn und seine Tochter großzogen. Und wieder einmal haßte er sich dafür, daß er Indien verlassen, daß er sich der Konvention gebeugt und sie dadurch getötet hatte. Arjumand, die Liebliche.
    Ich muß wahnsinnig gewesen sein, meinem Liebling diese schlimmen Winter zuzumuten – wo ich doch wieder von vorn anfangen mußte, pleite und ohne Job, wie ich war. Ich hätte bleiben und mich gegen die Kompanie wehren sollen, meine chirurgischen Fähigkeiten hätten sie letztlich dazu gezwungen, mich zu akzeptieren, und das hätte uns sicher gerettet…
    Die beiden Soldaten, die als Wache zurückgeblieben waren, salutierten, als sie vorüberkamen. Im Speisezimmer war der Tisch zum Dinner für zwei gedeckt. »Scotch oder Champagner?« erkundigte sich Babcott. Dann rief er: »Lim!«
    »Schampus. Soll ich?«
    »Ich mach’s schon.« Babcott öffnete die Flasche, die in dem Eiskübel wartete. »Gesundheit! Lim!«
    »Und Glück!« Sie stießen an. »Perfekt! Wie ist Ihr Koch?«
    »Mäßig bis schlecht, aber die Qualität der Meeresfrüchte ist erstklassig. Wo zum Teufel steckt Lim?« Babcott seufzte. »Dieser Bursche braucht den Stock. Beschimpfen Sie ihn auf kantonesisch, ja?«
    Aber die Pantry des Butlers war leer. Auch in der Küche war Lim nicht. Schließlich fanden sie ihn im Garten unmittelbar neben einem Weg. Er war enthauptet und sein Kopf beiseite geworfen worden. An seiner Stelle trug er den Kopf eines Affen.
    »Nein, meine Dame«, sagte die Mama-san ängstlich. »Sie können Ori-san morgen nicht hier lassen, Sie müssen bei Tagesanbruch fort.«
    »Tut mir leid«, entgegnete Sumomo, »Ori wird hier bleiben, bis…«
    »Tut mir leid, seit dem Überfall auf den Obersten Minister Anjo ist die Jagd auf die Shishi verstärkt worden, die Belohnungen für Informationen sind sehr hoch, und jeder Bewohner eines Hauses, das sie beherbergt, ist des Todes.«
    »Dieser Befehl gilt in Edo, nicht hier«, widersprach Sumomo.
    »Tut mir leid, jemand hat geredet«, sagte Noriko, die Mama-san, mit verkniffenem Mund. Sie waren allein in ihrem Privatquartier der Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹; beide knieten auf purpurnen Kissen, das Zimmer wurde von Kerzen beleuchtet, zwischen ihnen stand ein niedriges Tischchen mit Tee, und die Mama-san war soeben von einer zornigen Unterredung mit dem Reishändler-Geldverleiher zurückgekehrt, der die Zinsen auf ihre Hypothek wegen der gefährlichen Situation im Reich von dreißig auf fünfunddreißig Prozent erhöht hatte. Mutterloser Hund, dachte sie wütend; dann schob sie dieses Problem beiseite, um sich mit dem gefährlicheren zu befassen, das einer sofortigen Lösung bedurfte. »Heute morgen haben wir gehört, daß die Vollstrecker…«
    »Wer?«
    »Die Vollstrecker? Das sind spezielle Vernehmungsbeamte, Bakufu-Patrouillen, gnadenlose Männer. Heute nacht sind sie eingetroffen. Ich erwarte, daß sie uns einen Besuch abstatten. Es tut mir leid, aber bei Tagesanbruch müssen Sie fort sein.«
    »Tut mir leid, aber Sie werden ihn hier behalten, bis es ihm besser geht.«
    »Ich wage es nicht! Nicht nach dem, was in der Herberge ›Zu den siebenundvierzig Ronin‹ geschah. Die Vollstrecker kennen keine Gnade. Ich will nicht, daß mein Kopf auf einen Pfahl gesteckt wird.«
    »Das war in Edo; hier ist Kanagawa. Dies ist die Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹. Es tut mir leid, aber Hiraga-san würde es verlangen.«
    »Hier verlangt niemand etwas«, entgegnete Noriko scharf, »nicht einmal Hiraga-san. Ich muß an meinen eigenen Sohn denken, und an mein Haus.«
    »Richtig. Und ich muß an den Freund meines Bruders und Hiragas Verbündeten denken. Und an das Gesicht meines Bruders. Ich bin ermächtigt, seine Schulden zu begleichen.«
    Noriko starrte sie fassungslos an. »Alle Schulden, die Shorin

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