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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Hausbesuch gemacht.« Beide lachten. »Bei einem Daimyo?«
    »Glaube ich nicht. Es war ein junger Mann, ein Samurai. Glaube kaum, daß ich ihm viel geholfen habe. Können Sie die Schriftrolle lesen?«
    »Ich nicht, aber Lim. Lim!«
    »Ja, Mass’r?«
    »Papier was?«
    Lim nahm die Rolle. Seine Augen wurden groß; aufmerksam las er sie noch einmal, dann sagte er auf kantonesisch zu Hoag: »Da steht: ›Medizin Doktor Weiser Erleuchteter hat großen Dienst geleistet. Im Namen der Satsuma-Shishi, gebt ihm jede Hilfe, die er benötigt.‹« Mit zitterndem Finger zeigte Lim auf die Unterschrift: »Leider, Herr, den Namen kann ich nicht lesen.«
    »Warum fürchtest du dich?« erkundigte sich Hoag, ebenfalls auf kantonesisch.
    Nervös antwortete Lim: »Die Shishi sind Rebellen, Banditen, die von den Bakufu gejagt werden. Es sind böse Menschen, auch wenn sie Samurai sind, Herr.«
    Ungeduldig fragte Babcott: »Was steht da, Ronald?«
    Hoag erklärte es ihm.
    »Großer Gott, ein Bandit? Was ist passiert?«
    Durstig holte sich Hoag einen weiteren Drink, dann schilderte er in allen Einzelheiten die Frau, den jungen Mann, die Wunde und wie er das abgestorbene Gewebe weggeschnitten hatte. »… scheint so, als ob der arme Kerl vor zwei bis drei Wochen angeschossen wurde, und…«
    »Allmächtiger!« Babcott sprang auf, weil plötzlich alles zusammenpaßte. Hoag verschüttete vor Schreck seinen Drink.
    »Sind Sie verrückt geworden?« keuchte er.
    »Würden Sie den Weg dorthin wiederfinden?«
    »Eh? Na ja, ich glaube schon, aber wieso…«
    »Kommen Sie, schnell!« Im Hinauslaufen rief Babcott laut: »Sergeant der Wache!«
    Sie eilten eine Hintergasse entlang, allen voran Hoag, dicht auf seinen Fersen Babcott, dahinter der Sergeant mit seinen zehn Soldaten, alle bewaffnet. Die wenigen Fußgänger, denen sie begegneten, einige davon mit Laternen, machten ihnen erschrocken Platz. Über ihnen schien ein heller Mond.
    Immer schneller. Eine Abzweigung verpaßt. Hoag fluchte, machte kehrt, fand sich wieder zurecht und entdeckte die halb verborgene Einmündung des richtigen Gäßchens. Weiter. Eine andere Gasse. Er hielt inne, zeigte hinüber. Zwanzig Meter weiter sahen sie die Tür.
    Nun übernahm der Sergeant mit den Soldaten die Spitze. Zwei von ihnen stellten sich mit dem Rücken zur Mauer, um Wache zu halten, vier rammten ihre Schultern gegen die Tür, hoben sie aus den Angeln und drängten durch die Öffnung. Hoag und Babcott folgten ihnen, beide trugen geliehene Gewehre, in deren Gebrauch sie geübt waren, für europäische Zivilisten in Asien ein Muß.
    Den Weg entlang. Die Treppe hinauf. Der Sergeant riß die Shoji auf. Das Zimmer war leer. Ohne Zögern lief er in den nächsten Raum, dann in den übernächsten. Nirgends, weder in den fünf miteinander verbundenen Zimmern noch in der Küche oder dem kleinen, hölzernen Anbau eine Spur der Bewohner. Wieder in den Garten hinaus.
    »Verteilt euch, Männer. Jones und Berk gehen hier entlang, ihr beiden da drüben, ihr beiden dort, und ihr zwei haltet hier Wache und macht um Gottes willen die Augen auf!« Paarweise drangen sie weiter in den Garten vor, der eine den anderen beschützend, denn bei dem ersten Attentäter hatten sie ihre Lektion gelernt. In jeden Winkel. Mit entsicherten Gewehren rings an der Außenmauer entlang.
    Nichts. Als der Sergeant zurückkehrte, fluchte er. »Himmeldonnerwetter, Sir! Kein verdammter Ton, gar nichts. Sind Sie sicher, daß wir hier richtig sind?«
    Hoag zeigte auf einen dunklen Fleck auf der Veranda. »Dort habe ich operiert.«
    Babcott fluchte und sah sich um. Das Haus war von anderen Häusern umgeben, aber nur Dächer waren über dem Zaun zu sehen, und keine Fenster blickten in diese Richtung. Nirgends eine Möglichkeit, sich zu verstecken. »Die müssen sofort geflohen sein, als Sie weg waren.«
    Hoag wischte sich den Schweiß von der Stirn, insgeheim froh, daß sie entkommen war und nicht in der Falle saß. Nachdem er zum Baden gegangen war, hatte er sie zu seinem Bedauern nicht mehr gesehen. Die Zofe hatte ihm Geld und Schriftrollen sowie das Faß gegeben, ihm erklärt, ihre Herrin werde ihm morgen früh einen Führer schicken, und ihm gedankt.
    Was ihren Bruder betraf, so war er nicht sicher. Der junge Mann war einfach ein Patient, er selbst war Arzt und wollte seine Arbeit erfolgreich beenden. »Wäre mir nie in den Sinn gekommen, daß der junge Mann einer der Attentäter sein könnte. Für mich hätte es keinen Unterschied gemacht, nicht bei

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