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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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der Operation. Aber wenigstens kennen wir jetzt seinen Namen.«
    »Eintausend Oban gegen einen krummen Kopf, daß es ein falscher Name ist. Wir wissen ja nicht einmal genau, ob er wirklich ihr Bruder war. Wenn er ein Shishi war, wie es in der Schriftrolle heißt, muß der Name falsch sein, und außerdem ist es ein alter Brauch bei den Japanern, hinterhältig zu sein.« Babcott seufzte. »Daß er einer der beiden Tokaidō-Teufel war, dessen bin ich mir auch nicht sicher. Das ist nur so eine Ahnung. Wie standen seine Chancen?«
    »Der Transport war sicher nicht gut für ihn.« Hoag überlegte einen Moment. »Bevor ich ging, hab ich ihn noch einmal untersucht. Sein Puls war schwach, aber regelmäßig. Ich denke, daß ich den größten Teil des abgestorbenen Gewebes weggeschnitten habe, aber…« Er zuckte die Achseln. »Sie wissen ja, wie es ist. Ich würde nicht viel Geld darauf wetten, daß er überlebt. Aber schließlich, was weiß man schon, eh? Und jetzt erzählen Sie mir von dem Überfall, in allen Einzelheiten.«
    Auf dem Rückweg schilderte ihm Babcott alles, was geschehen war. Und erzählte ihm von Malcolm Struan. »Ich mache mir Sorgen um ihn, aber Angélique ist so ziemlich die beste Krankenschwester, die er haben kann.«
    »Das hat Jamie auch gesagt. Ich stimme zu, es gibt nichts Besseres als eine schöne junge Dame im Krankenzimmer. Malcolm hat erschreckend viel Gewicht – und Mut – verloren, aber er ist jung, und nach seiner Mutter war er immer der Stärkste in der Familie. Er müßte also in Ordnung sein, jedenfalls, solange die Nähte halten. Ich habe sehr viel Vertrauen zu Ihnen, George, obwohl es ein langer, beschwerlicher Weg für ihn sein wird. Er ist sehr verliebt in das junge Mädchen, nicht wahr?«
    »Ja. Und sie in ihn. Der Junge hat Glück.«
    Eine Weile schwiegen sie. Dann sagte Hoag zögernd: »Ich… nun ja, ich nehme an, Sie wissen, daß seine Mutter strikt gegen jegliche Form einer Verbindung mit der jungen Dame ist.«
    »Ja. Ich habe davon gehört. Das gibt ein Problem.«
    »Dann sind Sie der Ansicht, daß Malcolm es ernst meint?«
    »Mehr als ernst. Sie ist ein prachtvolles Mädchen.«
    »Sie kennen sie?«
    »Angélique? Nicht direkt, nicht als Patientin, obwohl ich sie unter furchtbarem Streß erlebt habe. Und Sie?«
    Hoag schüttelte den Kopf. »Nur auf Einladungen, bei den Rennen, gesellschaftlich. Seit ihrer Ankunft vor drei, vier Monaten war sie der Mittelpunkt jedes Balles, und das mit Recht. Als Patientin, nein, in Hongkong gibt es jetzt einen französischen Arzt – man stelle sich das vor! Aber ich gebe zu, sie ist atemraubend. Nicht unbedingt die ideale Ehefrau für Malcolm, wenn er das etwa im Sinn haben sollte.«
    »Weil sie keine Engländerin ist? Und nicht wohlhabend?«
    »Beides und mehr. Es tut mir leid, aber ich traue den Franzosen nicht, minderwertige Rasse – es ist ihnen einfach nicht gegeben. Ihr Vater ist ein perfektes Beispiel dafür, charmant und galant nach außen, doch gleich darunter ein Lump, und zwar durch und durch. Tut mir leid, aber für meinen Sohn würde ich mir seine Tochter nicht wünschen.«
    Babcott fragte sich, ob Hoag ahnte, daß er von dem Skandal wußte: Als der junge Doktor Hoag vor über fünfundzwanzig Jahren in Bengalen bei der Ostindienkompanie war, hatte er gegen jegliche Konvention und den offen ausgesprochenen Rat seiner Vorgesetzten eine junge Inderin geheiratet und war daraufhin entlassen und in Schande nach Hause geschickt worden. Die beiden hatten eine Tochter und einen Sohn bekommen, und dann war sie gestorben; die Londoner Kälte, der Nebel und die Feuchtigkeit waren für einen Menschen indischer Abstammung so etwas wie ein Todesurteil.
    Die Menschen sind seltsam, dachte Babcott. Da ist ein guter, tapferer, aufrechter Engländer mit einem Sohn, der ein halber Inder – und in England daher nicht gesellschaftsfähig – ist, und der beschwert sich über Angéliques Abstammung. Wie dumm! Und sogar noch dümmer ist es, sich vor der Wahrheit zu verstecken. Ja, aber versteckst du dich nicht auch vor ihr? Du bist achtundzwanzig, hast noch viel Zeit zum Heiraten, aber wirst du jemals irgendwo – geschweige denn in Asien, wo du dein Arbeitsleben verbringen wirst – eine so aufregende Frau wie Angélique finden? Ich weiß, ich weiß. Zum Glück wird Struan sie vermutlich heiraten, das wär’s dann wohl. Und ich werde ihn, weiß Gott, dabei unterstützen!
    »Vielleicht will Mrs. Struan ihn nur beschützen, wie jede Mutter«, gab er zu

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