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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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aber es heißt, die jungen Männer sind immer die besten und befriedigendsten Kunden.«
    Sie lachte in sich hinein über diese abgedroschene Lüge. Wie gern würde ich ihnen endlich einmal die Wahrheit sagen: daß die jungen Männer die schlimmsten, die anspruchsvollsten, die am wenigsten zufriedenstellenden Kunden sind. Ihr seid alle hoffnungslos ungeduldig, ihr habt viel zuviel Manneskraft, verlangt zahlreiches Eindringen, ihr habt Unmengen von Essenz, aber nur wenig Zufriedenheit hinterher – und ihr seid selten großzügig. Am schlimmsten aber ist, daß man sich als Mädchen, so sehr man sich auch dagegen sträubt, in einen bestimmten jungen Mann verlieben kann, und das führt zu noch mehr Elend, Katastrophen und in den meisten Fällen zu Selbstmord. Alt ist wirklich zwanzigmal besser.
    »Einige junge Männer«, antwortete sie, ohne wirklich zu antworten, »sind unglaublich schüchtern, obwohl sie sehr gut bestückt sind.«
    »Interessant. Ich kann immer noch nicht glauben, daß dieser Taira einfach kleinlaut davongegangen ist, Ori.«
    Ori zuckte die Achseln. »Kleinlaut oder nicht, er hätte heute abend sterben müssen, dann würde ich weit besser schlafen. Was hätte er denn tun sollen?«
    »Alles. Die Tür eintreten, zum Beispiel. Eine Verabredung ist eine Verabredung, und daß Raiko keinen Ersatz gestellt hat, war eine weitere Beleidigung.«
    »Die Tür und der Zaun sind viel zu stark, sogar für uns.«
    »Dann hätte er auf die Hauptstraße gehen, mit zehn oder zwanzig von seinen Leuten zurückkommen und den Zaun einreißen sollen – er ist ein wichtiger Beamter, in der Gesandtschaft haben ihm die Offiziere und die Soldaten aufs Wort gehorcht. Dann hätte Raiko mit Sicherheit ein Jahr oder noch länger vor ihm Kotau gemacht und dafür gesorgt, daß er den Service, den er will, dann kriegt, wann er ihn will – und sogar wir hätten vermutlich fliehen müssen. Das hätte ich getan, wenn ich ein so wichtiger Beamter wäre wie er.«
    Hiraga lächelte. »Es geht um das Gesicht. Und irgendwie verstehen sie wirklich was davon. Die hätten ihre idiotische Gesandtschaft bis zum letzten Mann verteidigt, und dann hätte die Flotte Edo plattgemacht.«
    »Ist das denn nicht genau, was wir wollen?«
    »Ja.« Hiraga lachte. »Aber nicht, solange man ohne Waffen ist und wie ein Gärtner katzbuckeln muß – richtig nackt habe ich mich gefühlt.« Wieder wurde Saké nachgefüllt. Hiraga sah Fujiko an. Normalerweise hätte ihn seine Männlichkeit und der Saké in Erregung versetzt, auch wenn das Mädchen dieses Abends nicht besonders attraktiv war. Heute abend war es anders. Denn dies war die Gai-Jin-Yoshiwara, und sie hatte mit ihnen geschlafen und war deswegen beschmutzt. Vielleicht würde sie Ori gefallen, dachte er und lächelte sie an, um sein Gesicht zu wahren. »Bestell uns was zu essen, Fujiko, eh? Das Beste, was das Haus bieten kann!«
    »Sofort, Hiraga-san.« Sie eilte davon.
    »Hör zu, Ori«, flüsterte Hiraga, damit niemand mithören konnte. »Uns droht hier sehr große Gefahr.« Er zog das gefaltete Plakat heraus.
    Ori erschrak. »Zwei Koku? Das wird jeden in Versuchung führen. Das könntest du sein – nicht genau, aber ein Wachtposten an den Straßensperren könnte dich deswegen anhalten.«
    »Das hat Raiko auch gesagt.«
    Ori blickte zu ihm auf. »Joun war ein Maler, ein guter sogar.«
    »Daran hatte ich auch gedacht und mich gefragt, wie sie ihn fangen und seinen Willen brechen konnten. Er kennt sehr viele Shishi-Geheimnisse und weiß, daß Katsumata den Shōgun überfallen will.«
    »Verächtlich, daß er sich lebend fangen ließ. Wie es scheint, sind wir verraten worden.« Ori reichte das Porträt zurück. »Zwei Koku sind für jeden verlockend, selbst für die fanatischste Mama-san.«
    »Auch das habe ich mir überlegt.«
    »Laß dir einen Bart wachsen, Hiraga. Das würde helfen.«
    »Stimmt, das würde helfen.« Hiraga war froh, daß Ori wieder zur Vernunft gekommen war, denn sein Rat war immer wertvoll. »Komisches Gefühl zu wissen, daß das hier da draußen ist.«
    »In ein bis zwei Tagen«, erwiderte Ori, »sobald ich kann, und ich werde jeden Tag kräftiger, werde ich nach Kyōto gehen, um Katsumata wegen Joun zu warnen. Er muß unbedingt gewarnt werden.«
    »Ja. Gute Idee. Sehr gut.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich bin bei den Gai-Jin sicher – sicherer als anderswo. Solange ich nicht verraten werde. Akimoto ist in Hodogaya. Ich habe veranlaßt, daß er kommt. Dann können wir

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