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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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legten besonders großen Wert auf Sicherheit. Dieser Teil des Hauses ›Zu den drei Karpfen‹ war speziellen Gästen vorbehalten; es gab eigene Kochgelegenheiten und eigene Dienerinnen, aber die Kurtisanen waren dieselben. Auf der Veranda legte er die geta ab, die Holzsandalen, und schob die Shoji-Wand zurück. »Was hat er gemacht?« erkundigte sich Ori.
    »Kleinlaut weggegangen ist er. Unheimlich.« Hiraga schüttelte verwundert den Kopf und ließ sich ihm gegenüber nieder. Auf Fujikos Verneigung reagierte er mit einem kurzen Nicken. Gestern, nachdem er Tyrers Brief abgeliefert hatte, hatte er mit Raikos belustigter Zustimmung Fujiko heute abend für sich reservieren lassen.
    »Darf ich fragen, warum, Hiraga-san?« hatte Raiko gesagt.
    »Nur so, um Taira zu ärgern.«
    »Eeee, ich glaube, er hat hier seine Unschuld verloren, mit Sako. Dann hat er es mit Maiko versucht und dann mit Fujiko. Bei Fujiko sind ihm die Augen aus dem Kopf gefallen.«
    Er hatte zusammen mit Raiko gelacht. Er mochte sie, doch als er Fujiko sah, war er verblüfft darüber, daß sein Feind das Mädchen attraktiv fand. Alles an ihr war durchschnittlich, bis auf die Augen, die ausgesprochen groß waren. Aber er verbarg seine Meinung und beglückwünschte Raiko dazu, daß sie eine schöne Blume erworben hatte, die aussah wie sechzehn, obwohl sie einunddreißig und seit fünfzehn Jahren Kurtisane war.
    »Vielen Dank, Hiraga-san«, hatte Raiko lächelnd erwidert. »Ja, sie ist wertvoll, aus irgendeinem Grund mögen die Gai-Jin sie. Aber bitte, vergessen Sie nicht, daß dieser Taira unser Kunde ist und daß die Gai-Jin anders sind als wir. Sie neigen dazu, sich an eine einzige Dame zu halten. Bitte, ermutigen Sie ihn, die Gai-Jin sind reich, und wie ich hörte, ist er ein wichtiger Beamter und wird möglicherweise noch einige Jahre hier bleiben.«
    »Sonno-joi.«
    »Das liegt an Ihnen. Von mir aus holen Sie sich ihre Köpfe, aber bitte nicht hier, versprechen Sie mir das. Bis dahin beute ich ihren Reichtum aus.«
    »Erlauben Sie, daß Ori bleibt?«
    »Ori-san ist ein seltsamer Junge«, erwiderte sie zögernd. »Sehr stark, sehr zornig, sehr unausgeglichen – ein Pulverfaß. Ich habe Angst vor ihm. Ich kann ihn ein bis zwei Tage verstecken, aber… aber bitte, halten Sie ihn im Zaum, solange er mein Gast ist, ja? Wir haben Probleme genug in der Weidenwelt, auch ohne ihn.«
    »Ja. Haben Sie was von meinem Vetter gehört, Akimoto?«
    »Er ist in Sicherheit, in Hodogaya. Im Teehaus ›Zum ersten Mond‹.«
    »Lassen Sie ihn holen.« Hiraga, der einen Goldoban aus seiner Geheimtasche holte, sah ihre Augen glitzern. »Das wird genug sein, für einen Boten sowie für die Unkosten, während Akimoto und Ori hier sind, und natürlich für Fujikos Dienste morgen.«
    »Natürlich.« Die Münze, eine sehr großzügige Bezahlung, verschwand in ihrem Ärmel. »Ori-san kann bleiben, bis ich finde, daß er weiterziehen sollte. Tut mir leid, aber dann muß er gehen, einverstanden?«
    »Ja.«
    »Und dann, tut mir leid, Shishi, aber ich muß Ihnen sagen, daß Sie hier in großer Gefahr sind. Das hier wird an allen Straßensperren verteilt.« Raiko entfaltete einen Holzschnitt, ungefähr dreißig mal dreißig Zentimeter groß. Ein Porträt von ihm. Die Überschrift lautete: ›Die Bakufu zahlen zwei Koku Belohnung für den Kopf dieses Mörders und Choshu-Ronin, der viele verschiedene Namen benutzt, unter anderem Hiraga.‹
    »Baka!« zischte Hiraga durch die Zähne. »Sieht es mir ähnlich? Wie ist das möglich? Ich habe nie ein Porträt von mir malen lassen.«
    »Ja und nein. Künstler haben ein gutes Gedächtnis, Hiraga-san. Vielleicht einer der Samurai bei dem Kampf? Es sei denn, der Verräter ist einer, der Ihnen näher steht. Schlimm ist außerdem, daß Sie von sehr wichtigen Leuten gesucht werden. Von Anjo, natürlich, aber auch von Toranaga Yoshi.«
    Er fröstelte. Fragte sich, ob Koiko, die Kurtisane, Verratene oder Verräterin war. »Warum er?«
    Raiko zuckte die Achseln. »Ob es Ihnen gefällt oder nicht – er ist der Kopf der Schlange. Sonno-joi, Hiraga-san, aber führen Sie nicht die Bakufu-Feinde hierher. Ich möchte meinen Kopf auf den Schultern behalten.«
    Den ganzen Abend dachte Hiraga über das Plakat nach und fragte sich, was er tun sollte. Er ließ sich von Fujiko Saké nachfüllen. »Dieser Taira erstaunt mich, Ori.«
    »Warum Zeit auf ihn verschwenden? Bringt ihn um.«
    »Später. Ihn und sie alle zu beobachten, ihre Reaktionen abzuschätzen,

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