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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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entscheiden.«
    »Gut. Du wärst sicherer, wenn du sofort nach Kyōto zu fliehen versuchtest, bevor diese Bilder auf der ganzen Tokaidō verbreitet werden.«
    »Nein. Taira ist eine so gute Gelegenheit, daß man sie nicht verpassen darf. Für alle Fälle werde ich hier Schwerter verstecken.«
    »Hol dir einen Revolver, der fällt nicht so sehr auf.« Ori zog sich die Yokata von der linken Schulter und kratzte sich am Verband.
    Erschrocken sah Hiraga die dünne Goldkette mit dem kleinen Goldkreuz an seinem Hals hängen. »Warum trägst du das?«
    Ori zuckte die Achseln. »Weil’s mir Spaß macht.«
    »Wirf das weg, Ori – es verbindet dich mit dem Tokaidō-Mord, mit Shorin und mit ihr. Das Kreuz ist eine unnötige Gefahr.«
    »Viele Samurai sind Christen.«
    »Ja, aber sie könnten das Kreuz identifizieren. Es ist wahnsinnig, ein solches Risiko einzugehen. Wenn’s unbedingt sein muß, besorg dir ein anderes.«
    Nach einer Pause entgegnete Ori: »Aber ich will dieses hier.«
    Hiraga sah seine Unbeugsamkeit, verfluchte ihn innerlich, entschied dann aber, daß es seine Pflicht war, die Shishi-Bewegung zu schützen, sonno-joi zu schützen, und daß jetzt der Zeitpunkt gekommen war. »NIMM DAS AB!«
    Das Blut schoß Ori ins Gesicht. Er wußte, daß er herausgefordert wurde. Seine Wahl war einfach: Weigerung und Tod oder Gehorsam.
    Ein Moskito summte um seinen Kopf. Er beachtete ihn nicht, weil er keine plötzliche Bewegung machen wollte. Ganz langsam griff er mit der Rechten nach der Kette und zerriß sie. Kreuz und Kette verschwanden in seiner Ärmeltasche. Dann legte er beide Hände auf die Tatami und verneigte sich tief. »Du hast recht, Hiraga-san, es war eine unnötige Gefahr. Bitte verzeih mir.«
    Schweigend erwiderte Hiraga die Verneigung. Erst dann entspannte er sich, und Ori richtete sich auf. Beide Männer wußten, daß sich an ihrem Verhältnis zueinander etwas verändert hatte. Endgültig. Sie waren zwar keine Feinde geworden, aber sie waren keine Freunde mehr; Verbündete – ja, doch nie wieder Freunde. Als Ori nach seiner Tasse griff und sie ihm entgegenhob, stellte er mit Genugtuung fest, daß er seine innere Wut so unter Kontrolle hatte, daß seine Finger nicht zitterten. »Ich danke dir.«
    Hiraga trank mit, beugte sich vor und schenkte beiden nach. »Und nun Sumomo. Erzähl mir bitte von ihr.«
    »Ich erinnere mich an fast gar nichts.« Ori öffnete seinen Fächer und vertrieb damit den Moskito. »Mama-san Noriko hat mir berichtet, daß Sumomo wie ein Geist aus der Flasche mit mir auf einer Bahre angekommen sei, ihr aber nur kurz erzählt habe, ein Gai-Jin-Doktor habe mich aufgeschnitten und wieder zugenäht. Sie habe die Hälfte von Shorins Schulden bezahlt und sie überredet, mich zu verstecken. Während des Wartens habe Sumomo, nachdem sie nach Shorin gefragt hatte, kaum etwas gesagt. Als der Bote mit deiner Nachricht aus Edo kam, sei sie sofort nach Shimonoseki aufgebrochen. Die einzige Nachricht, die sie ihr gab, war die, daß Satsuma sich für den Krieg rüstet und daß eure Choshu-Batterien wieder einmal auf die Gai-Jin-Schiffe in der Meerenge gefeuert und sie zurückgeschlagen haben.«
    »Gut. Hast du ihr alles von Shorin erzählt?«
    »Ja. Sie bat mich dringend darum, und als ich alles erzählt hatte, erklärte sie, daß sie sich rächen werde.«
    »Hat sie bei der Mama-san eine Nachricht hinterlassen?«
    Ori zuckte die Achseln. »Bei mir jedenfalls nicht.«
    Vielleicht hat Noriko eine, dachte Hiraga. Aber macht nichts, das hat Zeit. »Sah sie gut aus?«
    »Ja. Ich schulde ihr mein Leben.«
    »Ja. Eines Tages wird sie die Schuld eintreiben wollen.«
    »Wenn ich sie ihr zurückzahle, zahle ich sie auch dir zurück und ehre sonno-joi.«
    Beide schwiegen, und jeder fragte sich, was der andere wohl wirklich dachte.
    Plötzlich lächelte Hiraga. »Heute abend gab es in der Niederlassung ein großes Fest, gräßliche Musik und viel Trinkerei, das machen sie immer so, wenn ein Mann verspricht zu heiraten.« Er leerte seine Tasse. »Dieser Saké ist gut. Einer der Kaufleute – der Gai-Jin, den du an der Tokaidō verwundet hast – wird diese Frau heiraten.«
    Ori war sprachlos. »Die Frau mit dem Kreuz? Sie ist hier?«
    »Ich habe sie heute abend gesehen.«
    »Ach!« murmelte Ori; dann leerte er seine Saké-Tasse und schenkte beiden noch einmal ein. Dabei verschüttete er einige Tropfen Wein. »Sie wird heiraten? Wann?«
    Hiraga zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich habe die beiden heute

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