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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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englisch lesen kannst – also lies!« Eine Stunde zuvor war Anjo von dem entnervten Bakufu-Beamten geweckt worden, der ihm Sir Williams Antwort auf holländisch und englisch überbracht hatte. Woraufhin Anjo eiligst eine Sitzung des Rates einberufen hatte, vor der der Beamte seine Übersetzung aus dem Holländischen wiederholte. »Was steht auf englisch in diesem Papier?«
    »Nun, Sire, ja, es ist, äh…« Wieder erstarb Misamotos Stimme, abermals von Panik erstickt.
    Verärgert blickte Anjo Yoshi an. »Dieser Fischkopf ist Ihr Spion«, sagte er mit genau der richtigen Menge Eis im Ton. »Es war Ihre Idee, ihn holen zu lassen. Nun bringen Sie ihn bitte zum Sprechen.«
    »Sag uns, was in dem Brief steht, Misamoto«, forderte Yoshi ihn freundlich auf, obwohl er innerlich vor Wut schäumte. »Niemand wird dir etwas antun. Mit deinen eigenen Worten. Die Wahrheit!«
    »Nun, Sire, es ist mehr oder weniger wie… mehr oder weniger wie der Herr Beamte gesagt hat, Sire«, stotterte Misamoto. »Aber das hier, dieser Brief ist… Mir sind nicht alle Wörter bekannt, Sire, nur einige… nun ja…« Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst.
    Yoshi wartete einen Moment. »Weiter, Misamoto, keine Angst, sag die Wahrheit, wie immer sie lautet. Niemand wird dir etwas antun. Wir brauchen die Wahrheit.«
    »Nun, Sire, der Gai-Jin-Führer…«, stammelte Misamoto. »Er sagt, daß er in elf Tagen nach Osaka reist, wie der Beamte sagte, aber nicht, um einen… einen ›offiziellen Besuch‹ zu machen…« Er war so verängstigt, daß ihm die Nase lief und der Speichel übers Kinn rann, dann stieß er hervor: »Er ist alles andere als glücklich, er ist sogar sehr zornig und will… er will mit seiner Flotte nach Osaka fahren, mit Kanonen nach Kyōto, Sechzigpfündern, und Kavallerie und Soldaten, um den Sohn des Himmels und den Herrn Shōgun aufzusuchen – er nennt sie sogar beim Namen, Sire, Kaiser Komei und ›der Knabe Shōgun Nobusada‹.«
    Alle hielten den Atem an, sogar die Wachen, die sich normalerweise unbeteiligt verhielten und nicht zuhörten. Misamoto preßte den Kopf auf die Tatami und verharrte in dieser Stellung.
    Yoshi deutete auf den Bakufu-Beamten, der erbleichte, als sich die Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte. »Trifft das zu?«
    »Offizieller Besuch, Sire? Für Eure erlauchten Ohren sollte das die korrekte Übersetzung sein… Die Formulierung der Barbaren ist unhöflich und ungehobelt und sollte nach meiner aufrichtigen Überzeugung korrekt als offizieller Staatsbesuch übersetzt werden, und…«
    »Steht da ›mit Kanonen und Kavallerie‹?«
    »Im Prinzip, Sire, sind…«
    Zum Schrecken aller Anwesenden schrie ihn Yoshi jetzt fast an. »Ja oder nein?«
    Der Beamte schluckte vor Entsetzen darüber, daß man ihm – zum erstenmal im Leben – befahl, so unumwunden zu antworten, und vor Empörung darüber, daß man ihn herausforderte und ganz normale Regeln und Feinheiten der Diplomatie mißachtete. »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß derartige Dinge zwar im Prinzip erwähnt werden, daß eine solche Impertinenz jedoch eindeutig ein Irrtum ist und…«
    »Warum haben Sie nicht korrekt übersetzt?«
    »Für erlauchte Ohren, Sire, muß man…«
    »Werden diese erlauchten Personen namentlich genannt – ja oder nein?«
    »Ihre Namen sind enthalten, aber Sie…«
    »Sind die richtigen Schriftzeichen für die Namen benutzt worden?«
    »Wie es scheint, Sire, sind die Schriftzeichen kor…«
    »Fertigen Sie sofort eine genaue Übersetzung des Textes an.« Obwohl diese Worte leise ausgesprochen wurden, hallte die Gewalttätigkeit, die sie enthielten, von den schmucklosen Steinmauern wider. »Eine genaue! Und übersetzen Sie alle weiteren Mitteilungen von ihnen oder an sie ebenso korrekt. Ein einziger Fehler, und Sie sind einen Kopf kürzer. Hinaus! Misamoto, du hast deine Sache gut gemacht. Warte bitte draußen auf mich.«
    Die beiden Männer flohen. Misamoto verfluchte sein Pech und den Tag, an dem er sich bereit erklärt hatte, Perry nach Japan zu begleiten, weil er glaubte, die Bakufu würden ihn wegen seiner einzigartigen Kenntnisse willkommen heißen und ihm ein Vermögen garantieren. Der Beamte schwor Rache an Yoshi und diesem verlogenen Fischer, bevor der Rat das Urteil vollstreckte, das er, ein kluger und korrekter Beamter, nicht abwenden konnte.
    Yoshi brach das Schweigen; sein Verstand arbeitete hektisch an der Formulierung des nächsten Schrittes in diesem niemals endenden Konflikt. »Einen bewaffneten

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