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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gab nur wenig, was die Reishändler, die größten Geldverleiher, tun konnten. Viele machten Bankrott. Einige begingen Seppuku. Die übrigen hielten sich möglichst bedeckt und litten mit im allgemeinen Meer des Schmerzes.
    Bis zur nächsten Ernte. Da brauchten die Bauern die Kaufleute, und alle Menschen brauchten Reis, also wurde sehr, sehr vorsichtig gekauft, und ganz vereinzelt – und daher unter hohen Unkosten – wurde ihnen Geld für Saatgut und Gerätschaften auf die nächste Ernte geliehen. Und wieder einmal wurde den Samurai auf ihr zu erwartendes Einkommen Geld und Kredit gewährt: für Lebensunterhalt und Vergnügen, Seide und Schwerter. Bald verbreitete sich die Verschwendungssucht der Samurai immer mehr. Mit größter Vorsicht kehrten die Geldverleiher ins Geschäft zurück. Nicht lange, und man mußte ihnen Anreize bieten, also wurde ihnen widerwillig der Samurai-Status offeriert, den sie dankbar für einige Söhne kauften, und bald war alles wie zuvor und die Lehen verpfändet.
    »Vielleicht solltest du das tun, Sire.« Sie fand die Geldverleiher ebenso widerlich wie er. »Für den Fall einer Hungersnot habe ich geheime Reisvorräte; deine Männer würden hungern, aber nicht verhungern.«
    »Gut. Tausche sie gegen die Gewehre ein.«
    »Tut mir leid, aber der Betrag würde nicht sehr groß sein«, erklärte sie ihm sanft, erschrocken über seine Naivität. Und um ihn abzulenken, setzte sie schnell hinzu: »Vorerst werden die Steuern nicht das Bargeld einbringen, das die Gai-Jin verlangen werden.«
    »Dann müssen eben die Geldverleiher einspringen«, sagte er scharf. »Du wirst alles Notwendige unternehmen. Ich muß unbedingt Gewehre haben.«
    »Ja.« Sie ließ das Schweigen ein wenig lasten, dann erklärte sie ihm einen sorgfältig erwogenen Plan: »Etwas, das du gesagt hast, bevor du von zu Hause weggegangen bist, hat mich auf einen Gedanken gebracht, Sire. Die kleine Goldmine in unseren nördlichen Bergen. Ich würde vorschlagen, daß wir die Anzahl der Arbeiter erhöhen.«
    »Aber du hast mir doch immer wieder gesagt, daß die Mine bereits ausgeschöpft ist und mit jedem Jahr weniger einbringt.«
    »Gewiß, aber du hast mich erkennen lassen, daß unsere Bergleute keine Experten sind, und so habe ich mir gedacht, daß dort, wo eine Ader ist, möglicherweise noch andere sind; wir brauchen nur erfahrene Männer, die sie aufspüren können. Vielleicht sind unsere Methoden zu altmodisch. Unter den Gai-Jin gibt es möglicherweise Experten.«
    Er starrte sie an. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe mit Old Smelly gesprochen.« Das war der Spitzname eines alten Holländers, der vor Jahren in Deshima Kaufmann gewesen und später überredet worden war, einer von Yoshis Lehrern zu werden. Schließlich hatte man ihn mit Geschenken in Gestalt von Dienerinnen, einer jungen Konsortin und sehr viel Saké dazu bewegt, so lange zu bleiben, bis es zum Weggehen zu spät war. »Er hat mir von dem riesigen Goldrausch im ›Land des Goldenen Berges‹ erzählt, das du erwähntest. Dorthin sind erst vor vierzehn Jahren Gai-Jin aller Nationen gekommen, um sich ein Vermögen aus der Erde zu holen. Außerdem hat es in einem Land weit im Süden von uns vor ein paar Jahren ebenfalls einen Goldrausch gegeben – er nannte es Van-Diemens-Land. In Yokohama muß es Männer geben, die an dem einen oder dem anderen teilgenommen haben. Experten.«
    »Und wenn es sie gibt?« Yoshi dachte an Misamoto.
    »Ich schlage vor, du bietest ihnen sichere Passage und die Hälfte des Goldes, das sie innerhalb eines Jahres finden. Wie ich hörte, halten sich zahlreiche Amerikaner und Abenteurer in der Niederlassung auf.«
    »Du würdest zulassen, daß Gai-Jin auf unseren Ländereien herumlaufen und unseren Besitz ausspionieren?« fragte er langsam.
    Sie schüttelte den Kopf; dann beugte sie sich in dem Bewußtsein vor, seine volle Aufmerksamkeit erregt zu haben. »Wieder einmal hast du mir die Lösung gegeben, Yoshi-chan. Angenommen, du trittst heimlich an den wichtigsten Kaufmann von Yokohama heran, denjenigen, von dem du mir sagtest, daß er Choshu vermutlich mit Gewehren versorgen wird – ich sehe ein, daß wir unter allen Umständen Gewehre und moderne Kanonen haben und die Feinde daran hindern müssen, sie zu erwerben. Sagen wir, du offerierst ihm deine Goldkonzession – exklusiv. Dafür sorgt er für alles, was mit der Suche und der Förderung zu tun hat. Du würdest nur ein bis zwei unbewaffnete Männer akzeptieren, die natürlich genau

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