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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kohle bunkern müssen – also, ich würde sagen, solange ich nicht anderslautende Befehle bekomme, müßte ich in…« Der Admiral kippte seinen Portwein und schenkte sich noch einmal nach. »In fünf bis sechs Wochen müßte ich wieder in Yokohama sein.«
    Um seine Übelkeit zu bekämpfen, leerte Sir William sein Brandyglas. »Wären Sie wohl so freundlich, Lieutenant? Danke.«
    Marlowe nahm ihm höflich das Glas ab und füllte es abermals mit dem besten Cognac des Admirals, während er seinen Widerwillen darüber zu verbergen versuchte, sich hier als Ordonnanz betätigen zu müssen, und seinen Posten als Adjutant gründlich satt hatte. Er wünschte sich auf sein eigenes Schiff zurück, sein eigenes Achterdeck, um die Reparaturarbeiten zu beaufsichtigen, die durch das Unwetter nötig geworden waren. Aber wenigstens werde ich endlich ein bißchen Krieg sehen, dachte er genüßlich und stellte sich vor, wie sie mit donnernden Kanonen den Hafen der Piraten angriffen.
    »Nun, Admiral«, sagte Sir William, »wenn wir unsere Drohung nicht wahrmachen, werden wir enorm an Gesicht sowie die Initiative verlieren und uns großer Gefahr aussetzen.«
    »Es war Ihre Drohung, Sir William, nicht unsere. Und was das Gesicht angeht, so bewerten Sie das offenbar höher als die Gefahr – ich nehme an, Sie meinen, für die Niederlassung. Verdammt, Sir, die Eingeborenen von Japan würden es nicht wagen, einen größeren Konflikt auszulösen. Die Japaner haben Sie in der Gesandtschaft nicht wirklich angegriffen und werden auch Yokohama nicht wirklich angreifen.«
    »Wenn die Flotte fort ist, sind wir hilflos.«
    »Nicht unbedingt, Sir William«, erwiderte der General steif. »Die Army hat ja auch noch einige Truppen hier.«
    »Ganz recht«, stimmte der Admiral ihm zu, »aber Sir William hat durchaus recht, wenn er sagt, daß es die Royal Navy ist, die den Frieden schützt. Ich werde nur vier Kriegsschiffe mitnehmen, Sir, statt fünf, und eine Fregatte hierlassen. Das sollte genügen. Die Pearl.«
    Bevor er sich zurückhalten konnte, platzte Marlowe heraus: »Entschuldigen Sie, Sir, aber die wird noch längere Zeit in Reparatur sein.«
    »Ich bin ja so froh, daß Sie sich über den Zustand meiner Flotte auf dem laufenden halten, Mr. Marlowe, und daß Sie Ihre Ohren aufsperren«, gab der Admiral beißend zurück. »Und da die Pearl offensichtlich nicht in der Lage ist, an dieser Expedition teilzunehmen, sollten Sie sich an Bord zurückmelden und dafür sorgen, daß sie bis morgen, Sonnenuntergang, in erstklassigem Zustand und einsatzbereit ist, oder Sie werden kein Schiff mehr haben.«
    »Jawohl, Sir.« Marlowe schluckte, salutierte und eilte davon.
    Der Admiral knurrte unwillig und sagte zum General: »Guter Offizier, aber noch nicht ganz trocken hinter den Ohren. Gute Navy-Familie, zwei Brüder ebenfalls Offiziere, Vater Flagcaptain in Plymouth.« Er sah Sir William an. »Keine Sorge, seine Fregatte wird ihren Mast bis morgen eingesetzt haben und wieder vollkommen in Ordnung sein. Er ist der beste von meinen Kapitänen, aber sagen Sie das um Gottes willen nicht laut. Er wird Sie beschützen, bis ich zurückkomme. Und wenn das alles ist, Gentlemen, werde ich umgehend in See stechen.«
    Sir William und der General leerten die Gläser und standen auf. »Alles Gute, Admiral Ketterer, kommen Sie heil und mit allen Männern zurück«, wünschte ihm Sir William aufrichtig; der General schloß sich ihm an. Dann wurde seine Miene hart. »Wenn die Bakufu mich nicht zufriedenstellen, werde ich, wie geplant, nach Osaka gehen – mit der Pearl oder nicht, an der Spitze der Armee oder nicht –, aber bei Gott, ich werde nach Osaka und Kyōto gehen!«
    »Warten Sie lieber, bis ich zurück bin. Seien Sie vorsichtig, schwören Sie nicht bei Gott, etwas so Unüberlegtes zu unternehmen, Sir William«, gab der Admiral kurz angebunden zurück. »Gott könnte etwas anderes beschließen.«
    Am selben Abend, kurz vor Mitternacht, verließen Angélique, Phillip Tyrer und Pallidar die britische Gesandtschaft und schlenderten die High Street entlang zum Struan-Gebäude. »La«, sagte sie fröhlich, »Sir William hat einen recht anständigen Koch.«
    Sie waren alle in Abendkleidung und lachten, denn das Essen war reichlich und besonders köstlich gewesen – Roastbeef, Platten mit Schweinewürsten und frischen Krabben, die der Postdampfer als Diplomatengepäck und daher unter Umgehung des Zolls und der Inspektion aus Shanghai mitgebracht hatte. Sie wurden serviert

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