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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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klangen wie der Name des Eigentümers. Drückte man es zuerst auf ein Tintenkissen und dann auf Papier, erhielt man einen Abdruck, der nahezu unmöglich zu fälschen war. »Jamie, würden Sie dafür sorgen?«
    »Danke, Malcolm. Aber, na ja, könnte ich mein eigenes Konto haben, chéri? Ich kann wirklich gut mit Geld umgehen.«
    »Davon bin ich überzeugt, aber zerbrich dir nur nicht dein hübsches Köpfchen. Wenn wir verheiratet sind, werde ich dafür sorgen, aber hier ist es nicht notwendig.«
    Sie wußte kaum, was sie sagte, als sie Struan mit Klatsch aus der französischen Gesandtschaft unterhielt, mit den Dingen, die sie in der Zeitung gelesen hatte, mit den Berichten ihrer Pariser Freundin über eine hinreißende Villa – in Paris als hôtel bezeichnet – an den Champs-Elysées, die einer Gräfin gehörte, bald aber zu verkaufen und sooo preiswert war, während sie den Grundstein für ihre wundervolle Zukunft zu legen versuchte, ihn zum Lachen brachte, darauf wartete, daß er müde wurde, weil sie dann endlich zum Lunch in den Club mit den französischen Offizieren gehen konnte, mit denen sie später ausreiten würde, um anschließend mit einigen englischen Marineoffizieren zum Rennplatz zu gehen, danach Siesta und dann die Vorbereitungen für Sir Williams Soiree – kein Grund, nicht hinzugehen, aber zuvor noch ein Gutenachtkuß für ihren Ehemann in spe.
    Alles wundervoll und furchtbar, ihre Gedanken weilten fast ausschließlich bei ihrem neuesten Dilemma: Wie kann ich mir Bargeld besorgen? Was soll ich tun? Die Medizin muß mit Bargeld bezahlt werden, André Poncin, dieses Schwein, wird mir das Geld dafür nicht vorstrecken, das weiß ich genau. Verdammt soll er sein, und verdammt soll auch mein Vater dafür sein, daß er mir mein Geld gestohlen hat! Und verdammt soll ER von der Tokaidō sein, auf ewig in der Hölle schmoren soll er!
    Aufhören! Aufhören und nachdenken. Vergiß nicht, daß du auf dich selbst gestellt bist und deine Probleme selbst lösen mußt!
    Das einzige Wertstück, das ich besitze, ist mein Verlobungsring, und den kann ich nicht verkaufen. O Gott, es lief doch alles so gut, ich bin offiziell verlobt, Malcolm geht es allmählich besser, André hilft mir, aber die Medizin ist so teuer, und ich habe kein Geld, kein richtiges Geld, o Gott, o Gott, was soll ich nur tun?
    Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Himmel, Angélique! Was ist denn los?«
    »Es ist nur, weil… weil ich so furchtbar unglücklich bin«, schluchzte sie und barg den Kopf in der Bettdecke. »So furchtbar unglücklich darüber, daß die Tokaidō passiert ist und daß du verletzt bist, und ich… ich bin ebenfalls verletzt – es ist nicht fair!«
    Mit hoher Bugwelle schoß Sir Williams von zehn Mann gerudertes Boot mit doppelter Schlagzahl durch die Dünung auf das Flaggschiff zu, das vor Yokohama auf Reede lag. Das Meer war ruhig, das Licht nahm im Westen ab, die Wolken waren schon grau, aber ohne Anzeichen für einen Sturm. Als sie am Flaggschiff längsseits gingen und alle Riemen senkrecht gestellt wurden, eilte Sir William aus der Kajüte aufs Hauptdeck hinauf, wo er an Bord gepfiffen wurde.
    »Tag, Sir.« Lieutenant Marlowe salutierte schneidig. »Hier entlang, bitte.« An glänzend polierten Reihen von Kanonen entlang zum Achterdeck – auf dem Hauptdeck und in den Wanten herrschte hektische Aktivität, Kanonen wurden festgezurrt, Trossen aufgeschossen, Segel kontrolliert, aus dem Schornstein stieg Rauch –, eine Gangway empor, dann eine weitere hinunter zum zweiten Geschützdeck, an Matrosen vorbei, die Geräte vertäuten und verstauten, zur Achterkajüte des Admirals. Der Wachtposten salutierte, als Marlowe anklopfte. »Sir William, Sir.«
    »Machen Sie schon die Tür auf, Marlowe, verdammt noch mal!« Marlowe öffnete für Sir William die Tür und wollte sie wieder schließen. »Hier geblieben, Marlowe!« befahl der Admiral.
    Die geräumige Kajüte füllte das ganze Heck des Flaggschiffs aus – viele kleine Bullaugen, ein großer Tisch und am Boden festgeschraubte Schiffsstühle, kleine Koje und Toilette, großes Sideboard mit Kristallkaraffen. Der Admiral und der General erhoben sich andeutungsweise und ließen sich sofort wieder nieder. Marlowe blieb an der Tür stehen.
    »Danke, daß Sie so schnell gekommen sind, Sir William. Brandy? Sherry?«
    »Vielen Dank, Admiral Ketterer, Brandy. Gibt’s Ärger?«
    Der rotgesichtige Mann funkelte Marlowe erbost an. »Würden Sie bitte, Mr. Marlowe, Brandy für Sir

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