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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ist als eine – tut mir leid, mein Sohn, aber ich muß offen sein – als eine Dirne.
    Wenn Du heiratest, muß Deine Frau Engländerin, gottesfürchtig, eine Dame aus guter Familie, erstklassig erzogen und es wert sein, Deine Frau zu werden, die Dir eine angemessene Mitgift und Eigenschaften mitbringt, die Dir und Deiner Zukunft förderlich sind. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst Du eine ganze Anzahl passender Damen haben, unter denen Du wählen kannst.
    Mit gleicher Post habe ich an Dr. Hoag und auch an McFay geschrieben. Ich habe ihm meine Empörung darüber zum Ausdruck gebracht, daß er diese törichte Verlobung zugelassen hat. Ich freue mich darauf, Dich in wenigen Tagen in die Arme schließen zu können, Deine Dich liebende Mutter.
    Fast unmittelbar darauf kam Jamie zu ihm ins Zimmer gestürzt; er war leichenblaß. »Sie hat’s gehört!«
    »Ich weiß. Macht nichts.«
    »Gott im Himmel, Malcolm, Sie können doch nicht einfach sagen, macht nichts!« sprudelte McFay hervor. Mit bebender Hand reichte er ihm den Brief. »Hier. Lesen Sie selbst.«
    Der Brief, der ohne Anrede gehalten war, trug nur die Unterschrift ›Tess Struan‹:
    Solange Sie keine zufriedenstellende Erklärung dafür vorbringen können, daß Sie es meinem Sohn (obwohl er schon bald Tai-Pan sein wird, müssen Sie doch wissen, daß er noch minderjährig ist) gestattet haben, sich zu verloben, ohne zuvor meine Einwilligung einzuholen – und Sie mußten wissen, daß ich die zu einer so unpassenden Verbindung niemals gegeben hätte –, werden Sie Ende des Jahres als Geschäftsführer von Struan’s abgelöst werden. Sie werden vorerst Mr. Vargas auf diesen Posten setzen und mit meinem Sohn per Postdampfer zurückkehren, um diese Angelegenheit zu bereinigen.
    Zornig stieß Struan den Brief zurück. »Ich werde noch nicht nach Hongkong zurückkehren. Ich werde zurückkehren, wann es mir paßt.«
    »Mein Gott, Malcolm, wenn sie befiehlt, daß wir zurückkehren sollen, müssen wir das tun. Es gibt Gründe, die…«
    »Nein!« fuhr er auf. »Verstanden? Nein!«
    »Um Gottes willen, blicken Sie doch der Realität ins Gesicht!« fuhr McFay ebenfalls auf. »Sie sind minderjährig, sie leitet die Compagnie, und zwar seit Jahren. Wir unterstehen ihrem Befehl und…«
    »Ich unterstehe weder ihrem noch einem anderen Befehl. Verschwinden Sie!«
    »Das werde ich nicht tun! Sehen Sie denn nicht ein, daß alles, was sie verlangt, klug und für uns leicht zu erfüllen ist? In zwei, drei Wochen könnten wir wieder hier sein, irgendwann müssen Sie sich ja doch ihre Einwilligung holen, und es ist mit Sicherheit besser, wenn Sie das jetzt versuchen. Es wird die Atmosphäre reinigen und unsere Arbeit erleichtern und…«
    »Nein! Und… und ich widerrufe ihre Befehle: Ich bin es, der Ihnen befiehlt. Ich bin der Tai-Pan!«
    »Aber, mein Gott, Sie müssen doch wissen, daß ich nichts gegen ihren Willen tun kann!«
    Struan wäre fast gestolpert bei der Erinnerung an den furchtbaren, stechenden Schmerz in seinen Lenden, als er sich aus dem Sessel stemmte und McFay anschrie: »Sie werden mir, verdammt noch mal, zuhören! Muß ich Sie an Ihren heiligen Eid erinnern, dem Tai-Pan zu dienen, dem Tai-Pan, verdammt noch mal, wer immer er ist, und nicht seiner beschissenen Mutter? Muß ich?«
    »Aber, verstehen Sie denn…«
    »Wem werden Sie gehorchen, Jamie? Mir oder meiner Mutter?« Ein klaffender Abgrund hatte sich zwischen ihnen aufgetan, mit immer mehr Zorn, immer mehr Worten, aber er hatte nicht nachgegeben. Es war ein ungleicher Kampf. Die Klausel stand in jedem Anstellungsvertrag, um in Übereinstimmung mit den Anweisungen des Firmengründers vor Gott beeidet und unterzeichnet zu werden.
    »Nun gut, einverstanden«, hatte McFay zähneknirschend nachgegeben. »Aber ich veri… Verzeihung, ich bitte um das Recht, ihr zu schreiben und ihr meine neuen Befehle mitzuteilen.«
    »Tun Sie das, und zwar mit dem Postdampfer. Und wenn Sie schon mal dabei sind, schreiben Sie ihr, der Tai-Pan befiehlt, daß Sie hier bleiben, daß nur ich Sie entlassen kann, wie ich es, bei Gott, auch tun werde, wenn es irgendwelchen Ärger gibt, und daß es nur mich allein angeht, ob ich mich verloben will, minderjährig oder nicht.« Dann hatte er sich, gekrümmt vor Schmerzen, zu seinem Sessel zurückgetastet.
    »Großer Gott, Tai-Pan«, sagte McFay leise, »sie wird mich entlassen, ob’s Ihnen paßt oder nicht. Mit mir ist es aus.«
    »Nein. Nicht ohne meine Zustimmung. So steht es in

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