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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Botschaft erhalten, er möge ihn auf dem Kirchgang begleiten. Als Struan sich wieder in Bewegung setzte, hielt er sich an seiner Seite. »Anscheinend haben er, Dimitri und ein paar andere gestern einen Samstagabend-Streifzug durch Drunk Town gemacht.«
    »Sie meinen, eine Schlägerei?«
    »Ich fürchte, das war die eigentliche Absicht. Dimitri sagt, sie hätten sich fabelhaft amüsiert.«
    Struan bemerkte das plötzliche Funkeln in McFays Augen. »Aha, Sie waren also auch dabei, Jamie«, stellte er ironisch fest. Dann lächelte er.
    Als McFay das Lächeln sah, war er zutiefst erleichtert. »Nun ja, Tai-Pan, ich bin auch mitgegangen… aber nur, um dafür zu sorgen, daß Dimitri keine Schwierigkeiten kriegt.«
    »Und hat er?«
    »Nein, aber och ay, Tai-Pan, wir haben uns fabelhaft amüsiert.«
    »Ich beneide Sie! Kommen Sie, Jamie, erzählen Sie mehr!«
    Jamie hörte und sah jene offene Freundlichkeit und Kameradschaft, die er für immer verloren geglaubt hatte, und strahlte. Schmerzen, Ärgernisse und Zukunftssorgen waren vergessen. »Die haben da einen aufregenden Boxkampf im ›Bull and Cock‹ veranstaltet. Sie haben einen neuen Ring und ein neues Nagasaki-Bier, das besser ist als unser Highland Dark. Zwei Army-Trainer gegen zwei von unseren Männern, Chandler Sykes und Old Bloody.«
    »Wer?«
    »Das ist einer von unseren pensionieren Seeleuten, ein Oberkanonier namens Charlie Bent, der von der Lasting Cloud abgeheuert hat, derselbe Kanonier, der damals, ‘43, für Ihren Dad Wu Fang Chois Kriegsdschunke in Stücke geschossen hat. Jetzt wird er ›Old Bloody‹ genannt, weil er wie ein Schlachthaus aussieht. Also, wir haben ihm die ganze Zeit den Rücken gestärkt, Tai-Pan, und fünfundzwanzig Pfund gewonnen. Hinterher sind wir zum ›Yokopoko Palace‹ gezogen, das ist die größte Kneipe von ganz Drunk Town – da verkehrt die Army; die Navy geht ins ›Friar Tuck‹, und keiner läuft dem anderen übern Weg.« Er lachte. »Einen Zehner hab ich beim Roulette verloren, und noch mal fünf beim Würfeln. Und im Handumdrehen gab’s die größte Massenrauferei, Händler gegen alle anderen. Ich glaube, wir haben gewonnen. Dann sofort nach Hause und ins Bett, obwohl, äh, einige noch ins Naughty Nellie’s gegangen sind.«
    »Sie auch?«
    »Nun… ja, aber nur für einen kleinen Schlaftrunk, ihr Champagner ist der beste und billigste in ganz Yokohama.«
    »Und die Mädchen?«
    Wieder lachte McFay laut auf. »Gar nichts gegen die von Mrs. Fotheringill’s Establishment in Hongkong. Es gibt da ungefähr ein Dutzend, die meisten aus dem East End via Hongkong, ein paar aus Sydney in Australien, Töchter von weiblichen Sträflingen, die ihre Zeit abgedient hatten und dort geblieben sind. Sind aber alle ziemlich häßlich und überhaupt nicht mein Geschmack.« Gutmütig grüßte er ein paar Passanten und setzte gedankenlos hinzu: »Mein Bedarf wird von Nemi mehr als gedeckt.« Er sah Struan an und bemerkte, wie angespannt dessen Miene war. Seine gute Laune war wie weggeblasen, und er machte sich heftige Vorwürfe dafür, daß er sie erwähnt hatte. »Alles in Ordnung, Tai-Pan?«
    »Ja. Ja, natürlich«, antwortete Struan voll Neid auf die Männlichkeit des anderen, verabscheute aber nicht ihn dafür, sondern einzig und allein sich selbst. »Ich kann diesen Zustand nicht mehr ertragen, in dem ich bin, Jamie, ich hasse ihn. Hasse ihn! Mein Gott, es ist so schwer, geduldig zu sein. Aber das muß ich, es geht einfach nicht anders.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Nemi? O ja, sie scheint ein nettes Mädchen zu sein. Und hübsch.« Mit Mühe löste Struan seine Gedanken von Shisaku und seinem Versagen, von seinem hektischen Bedürfnis, bei Angélique Erfolg zu haben, von dem aufkommenden Sturm, den seine Mutter auslösen würde. Eins nach dem anderen. Konzentriere dich darauf, den Gottesdienst zu überstehen und dann den übrigen Tag bis sechs Uhr abends, wenn Ah Tok dir deine Medizin bringen wird. »Noch ein bißchen, bevor du in den Tempel gehst, mein Sohn?«
    »Nein, einmal am Tag genügt. Der Doktor sagt, ich soll mich vorsehen.«
    »Was wissen denn schon die fremden Teufel!«
    »Ayeeyah, ich bin ein fremder Teufel.«
    »Ayeeyah, aber du bist mein Sohn…«
    Ah Tok ist so ein altes Huhn. Aber ich kann mich auf sie verlassen. Einmal am Tag ein bißchen kann nicht schaden. Ich kann jederzeit aufhören, redete er sich beruhigend ein. Tagsüber brauche ich nichts, obwohl es mir tatsächlich gut tun würde. Ich muß meine

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