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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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leid, wenn er zu kurz zielen und ein Schuß Ihre schöne Stadt treffen würde, aber das ist dann Ihre Schuld. Das werde ich natürlich in allen Einzelheiten Ihrem Kaiser Komei erklären müssen, denn die Kanonade und das Tragen unserer Gewehre zu Ehren königlicher Hoheiten ist nur ein Zeichen des Respekts vor Ihrem Shōgun. Und wenn wir ihn sehen, Ihren Kaiser Komei, werde ich den Besuch, den ich Ihnen zuliebe dreimal verschoben habe, selbstverständlich im selben Moment umdisponieren, da meine noch mächtigere Flotte hierher zurückkehrt, nachdem sie den größten Teil der chinesischen Küste zerstört hat, wo jene widerlichen Piraten hausen, die die Unverschämtheit besaßen, ein kleines britisches Schiff zu kapern!«
    Der Widerstand der Bakufu brach zusammen. Also wurden alle Gewehre geladen, und allen Soldaten wurde eingeschärft, daß es ihnen, obwohl es zum Kampf kommen könne, unter allen Umständen und unter Androhung härtester Strafen verboten sei, die Japaner zu provozieren. »Was ist mit der H.M.S. Pearl, Sir William?« hatte der General auf der letzten Besprechung gefragt.
    »Die kann mich und meine Begleitung nach Edo bringen und dann hierher zurückkehren, für den Fall, daß unsere Gastgeber einen Überfall auf die Niederlassung inszenieren, während wir fort sind. Sie kann die Evakuierung decken.«
    »Großer Gott, Sir, wenn Sie so etwas für möglich halten, warum setzen Sie sich dieser Gefahr aus?« hatte der General beunruhigt gefragt. »Die anderen Gesandten, nun, die wären kein Verlust, aber Sie, Sir – wenn Ihnen etwas zustößt, wäre das ein internationaler Zwischenfall. Krieg! Schließlich, Sir, vertreten Sie das Empire! Sie sollten sich nicht in Gefahr bringen.«
    »Das ist das Berufsrisiko, mein lieber General.«
    Sir William lächelte vor sich hin, wenn er daran dachte, daß er das ironisch gemeint, der General aber weise genickt und es für die Wahrheit gehalten hatte. Der Ärmste ist ein Idiot, aber das gehört zweifellos zu seinem Beruf. Dann schlug er sich all diese Gedanken aus dem Kopf, um sich auf die Burg und das bevorstehende Treffen zu konzentrieren, das den Höhepunkt der monatelangen Verhandlungen bilden sollte. Diese wenigen französischen Granaten haben das Wunder bewirkt, dachte er grimmig. Verdammter Ketterer, aber den Depeschen zufolge ist sein Unternehmen in China zum Glück gut ausgegangen, und er wird bald zu uns zurückkehren. Wenn er die Küste von China beschießt, warum nicht auch diese – verdammt soll er sein!
    Und verdammt soll diese Burg sein!
    Von weitem hatte sie nicht sehr eindrucksvoll gewirkt, aber je näher sie ihr kamen, desto riesiger wurde sie, mit acht Ringen kasernenartiger Bauten an den äußeren Verteidigungsanlagen. Dann die Burg selbst, elegant und wunderschön proportioniert, dachte er, der Burggraben fast zweihundert Meter breit, die hohen Außenmauern zehn bis fünfzehn Meter dick, aus riesigen Granitblöcken aufgetürmt. Selbst unsere Sechzigpfünder könnten denen nichts anhaben, sagte er sich tief beeindruckt. Und drinnen gibt es Gott weiß wieviele Befestigungen, die den Hauptturm umringen. Und eindringen kann man nur mit einem Frontalangriff durch eines der Tore oder über die Mauern, und den Befehl dazu möchte ich wirklich nicht geben. Aushungern? Gott allein weiß, wie viele Vorratslager es hier gibt – und wieviel Militär hier stationiert werden kann. Tausende!
    Hinter dem Tor mündete der Weg in eine schmale Durchgangszone, beherrscht von Bogenschützen in den Schießscharten und auf den Brustwehren zehn Meter über ihnen. Das Tor war offen und führte in einen weiteren umschlossenen Hof, dessen Ausgang durch ein weiteres befestigtes Tor in einen weiteren Hof führte, ein Schema, das sich in einem Labyrinth von Durchgängen wiederholte, die letztlich wohl zum zentralen Burgturm führen, eine feindliche Streitmacht aber unweigerlich den Verteidigern hoch oben auf Gnade und Ungnade ausliefern würden.
    »Hier sitzen wir ab, Sir William«, sagte Pallidar, der herbeigeritten war und salutierte. Er war Captain der Eskorte. Die unberittenen Samurai-Offiziere in seiner Begleitung zeigten auf eine schwere Tür, die gerade für sie geöffnet wurde.
    »Gut. Sie wissen, was Sie zu tun haben?«
    »Ja. Aber ich habe nicht die geringste Hoffnung, Sie gegen diese Bogenschützen decken oder uns den Weg hinaus freikämpfen zu können.«
    »Ich habe nicht die Absicht, gegen jemanden zu kämpfen, Captain.« Sir William lächelte, wandte sich im

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