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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sattel um und gab das Zeichen zum Absitzen. »Eine beachtliche Burg, nicht wahr?«
    »Besser als alles, was ich jemals gesehen oder von dem ich gehört habe«, bestätigte Pallidar voll Unbehagen. »Schlägt alles, was von den Kreuzfahrern stammt. Die mächtige Burg der Johanniterritter auf Malta wirkt winzig dagegen. Wunderbar zu verteidigen, aber angreifen möchte ich hier wirklich nicht.«
    »Ganz meine Meinung, Phillip!« rief Sir William. »Fragen Sie jemand, wo man hier pinkeln kann!«
    Tyrer eilte zu einem Samurai-Offizier, verneigte sich höflich und flüsterte ihm etwas zu. Der Mann knurrte und zeigte auf einen unauffälligen Wandschirm. »Da drüben stehen Eimer, Sir, und ich glaube, er hat gesagt, daß es in den meisten Räumen für den Notfall ebenfalls einen Eimer gibt.«
    »Gut. Sollte man immer vor einer Besprechung erledigen. Trotzdem gehört eine starke Blase zu den wichtigsten Attributen eines Diplomaten.« Nachdem Sir William – kräftig – und die anderen Gesandten sich erleichtert hatten, führte er sie durch die Tür: Seratard, Graf Sergejew, von Heimrich, van de Tromp, Adamson und einen Neuen, der mit dem letzten Postdampfer gekommen war, Bürgermeister Fritz Erlicher aus der Confoederatio Helvetica – der Schweiz –, ein bärtiger Riese aus der Hauptstadt Bern, der Französisch, Englisch, Deutsch, Holländisch und viele deutsche Dialekte sprach. Phillip Tyrer und Johann folgten ihm auf dem Fuß, André Poncin begleitete Seratard.
    Das Konferenzzimmer war vierzig Quadratmeter groß, mit einer schweren Balkendecke, sehr sauber, sehr zugig, mit Wänden, deren Fenster Schießscharten waren. Teilnahmslose Samurai säumten die Wände. Zwei Reihen zu je sechs Stühlen standen einander am anderen Ende gegenüber. Zahlreiche Türen. Zu ihrer Begrüßung waren nur Bedienstete anwesend. Während Diener kleine Tabletts hereintrugen, winkte sie ein reich gewandeter, doch rangniederer Bakufu-Beamter ohne Verneigung zu den Stühlen und sagte auf holländisch: »Bitte nehmen Sie Platz für den Tee.«
    Da Sir William sah, daß Johann in ein Gespräch mit seinem Schweizer Gesandten vertieft war, sagte er gereizt: »Phillip, fragen Sie diesen Burschen, wo die Ältesten, die roju, sind.«
    Seine Nervosität kaschierend, sich vollauf der Tatsache bewußt, daß alle Blicke auf ihn gerichtet waren, und mit dem dringenden Bedürfnis, sich abermals zu erleichtern, ging Phillip Tyrer zu dem Beamten hinüber und wartete darauf, daß sich der Mann verneigte. Da er das nicht tat, sondern ihn nur anstarrte, sagte er scharf: »Wo bleiben Ihre Manieren? Verneigen Sie sich! Ich bin in meinem Land ein Herr und vertrete diese Hohen Herren!«
    Der Mann errötete, verneigte sich tief und murmelte Entschuldigungen. Tyrer war hochzufrieden, daß er Nakama vorsichtshalber um ein paar wichtige Sätze gebeten hatte. »Wo sind Ihre Vorgesetzten, die roju?«
    »Ah, tut mir leid, bitte entschuldigen Sie, Herr«, stammelte der Mann. »Sie bitten Sie, hier zu warten und, äh, ein paar Erfrischungen einzunehmen.«
    Tyrer verstand nicht alles, begriff aber den Sinn. »Und nach den Erfrischungen?«
    »Wird es mir eine Ehre sein, Sie zum Treffpunkt zu bringen«, antwortete der Mann mit niedergeschlagenen Augen.
    Und wieder verstand ihn Tyrer, zu seiner größten Erleichterung. Während er Sir William berichtete, was ihm mitgeteilt worden war, spürte er, wie ihm der kalte Schweiß über den Rücken lief, und wußte, daß er bisher einfach Glück gehabt hatte.
    Sir William schnaubte verächtlich und beugte sich zu den anderen hinüber. »Ich will verdammt sein, wenn wir hier einfach warten, eh, Gentlemen? Die sind doch längst überfällig – es war vereinbart, daß wir direkt zur Besprechung geführt werden –, ich will verdammt sein, wenn ich hier warte und dieses Zeug trinke, was die als Tee bezeichnen. Gut«, sagte er und setzte unter allgemeinem Beifall hinzu: »Phillip, sagen Sie diesem Burschen, daß wir gekommen sind, um mit den roju zu verhandeln. Und genau das wollen wir sofort tun. Augenblicklich!«
    »Wie, äh, wie deutlich soll ich, äh, mich ausdrücken, Sir?«
    »Mann Gottes, Phillip, wenn ich wünschte, daß Sie langatmig und diplomatisch sind, hätte ich mich langatmig und diplomatisch ausgedrückt. Aufgabe des Dolmetschers ist es, genau das zu übersetzen, was gesagt wurde, und nicht etwa, eine Interpretation abzugeben.«
    »Der Hohe Herr sagt: Er will die roju jetzt sehen. Sofort!«
    Der Beamte war schockiert über

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