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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zukumura, der nicht begriff, worüber sie lachten, aber dennoch mitlachte – um so mehr, als Yoshi ihnen berichtete, wie oft er während der Sitzung fast laut herausgelacht hätte, als er sah, daß ihre Ungeduld ihre ohnehin illusorische Verhandlungsposition zu ruinieren drohte. »Ohne den Mörderhund ist der Herr so schwach wie ein Welpe gegen einen Mann mit einem Stock.«
    »Was? Mann mit einem Stock?« fragte Zukumura mit einem dümmlichen Blick in seinen toten Schellfischaugen. »Was für ein Hund?«
    Yoshis gute Laune war zum größten Teil verflogen, als er daran dachte, daß er diesen Schwachkopf nun für immer ertragen mußte. Nichtsdestoweniger erklärte er, daß der Feind ohne die nötige Durchsetzungskraft hinter ihren Beschwerden hilflos sei.
    »Durchsetzungskraft? Ich verstehe nicht, Yoshi-sama. Was für Durchsetzungskraft?«
    »Macht! Ihre Kanonen und ihre Flotten, Zukumura. Ach, macht nichts!«
    Toyama, der Alte, sagte hitzig: »Wir sollten sie ausräuchern, solange sie ohne ihre Flotte auskommen müssen – sie sind unaussprechlich arrogant, haben schlechte Manieren, und was ihren Sprecher betrifft… Ich bin froh, daß ich nicht anwesend sein mußte, Yoshi-sama, ich glaube, ich wäre geplatzt. Laßt uns sie jetzt ausräuchern, sofort!«
    »Wen? Ausräuchern – wen?«
    »Seien Sie still, Zukumura«, sagte Anjo verdrießlich, »und stimmen Sie einfach so, wie ich es Ihnen sage. Yoshi-sama, ich stimme Ihren Ausführungen zu. Wenn wir uns darin einig sind, werden wir ihnen das Schreiben und die zweite Rate des Erpressungsgeldes rechtzeitig zustellen. Sind alle dafür? Gut. Und nun: Nachdem wir die Gai-Jin abgehandelt haben und der Shōgun mit der Prinzessin sicher auf der Nordroute ist, gibt es für uns während der kommenden Woche nicht viel zu tun.«
    »Ihnen die Erlaubnis zu dieser Reise zu erteilen war eine falsche Entscheidung und wird uns noch leid tun«, hatte er gesagt.
    »In diesem Punkt irren Sie sich. Bitte, bereiten Sie Ihre Vorschläge vor, wie wir den Hund Sanjiro und Satsuma zur Räson bringen können. Ich bin dafür, daß wir in zwei Wochen wieder zusammentreffen, es sei denn, es käme zu einem Notfall…«
    Später, auf dem Rückweg in sein Quartier, war Yoshi kein potentieller Notfall eingefallen, der seine Anwesenheit in Edo erfordern könnte – sogar die zweite, heimlich geflüsterte Einladung auf das französische Kriegsschiff, die er weder angenommen noch zurückgewiesen, sondern für die kommenden Wochen offen gelassen hatte, war nicht dringend. Er hatte sich entschlossen, den Plan, den Hisako und er geschmiedet hatten, sofort auszuführen. Und nun versperrte ihm Anjo mit seinen Bogenschützen den Weg.
    »Gute Nacht, Anjo-sama«, sagte er kurz entschlossen. »Ich werde Sie selbstverständlich wie immer auf dem laufenden halten.« Seine Beunruhigung und das Gefühl, nackt zu sein, geschickt verbergend, spornte er sein Pferd und nahm Richtung auf den vor ihm liegenden Durchgang. Keiner der Bogenschützen rührte sich; sie warteten auf einen Befehl. Seine Männer, die sich ebenso hilflos fühlten, und die beiden Sänften folgten ihm.
    Anjo sah ihnen nach. Wütend. Ohne diese Gewehre hätte ich ihn wie geplant gefangengenommen. Unter welchem Vorwand? Hochverrat, Verschwörung gegen den Shōgun! Aber Yoshi wäre nie vor Gericht gestellt worden, o nein, tut mir leid, irgendwelche Dummköpfe haben ihn getötet, als er sich der Gerechtigkeit durch Flucht zu entziehen versuchte.
    Ein plötzlicher, stechender Schmerz in seinen Eingeweiden veranlaßte ihn, nach einem Stuhl zu tasten. Baka Ärzte! Es muß doch ein Mittel dagegen geben, dachte er und überhäufte Yoshi und die Männer, die durch die Passage verschwanden, abermals mit Flüchen.
    Yoshi konnte jetzt freier atmen; der Angstschweiß ließ ihn nicht mehr frösteln. Durch schlecht beleuchtete Korridore, an weiteren Ställen und Sattelkammern vorbei trabte er tiefer in die Festungsanlagen hinein, bis er an die Endmauer kam, die mit Holz verkleidet war. Die Männer saßen ab und zündeten ihre Fackeln an jenen in den Wandhaltern an.
    Mit der Reitgerte deutete er auf einen Knauf an einer Seite. Sein Adjutant saß ab und zog daran. Ein ganzes Mauersegment schwang auf und legte einen Tunnel frei, hoch und breit genug für zwei Reiter nebeneinander. Sofort setzte er sein Pferd in Bewegung. Als die Sänften und auch der letzte Mann drinnen verschwunden waren und das Tor wieder geschlossen wurde, seufzte er vor Erleichterung. Jetzt erst

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