Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Burg in guten Händen ist und der Hüter nicht benötigt wird.« Ein barsches Kommando von ihm, und die Bogenschützen eilten die Treppe herunter, um quer durch den Ring zu beiden Seiten von Yoshi und seinen Männern zwei lange Reihen zu bilden. Dann verneigten sie sich höflich. Yoshi und seine Männer erwiderten die Verneigung ebenso höflich. Aber nichts hatte sich verändert, die Falle konnte immer noch jeden Augenblick zuschnappen.
    »Unser Rat hat allen Daimyos geraten, sich mit modernen Waffen auszurüsten«, sagte Yoshi mit ruhiger Stimme, innerlich jedoch war er wütend darüber, daß sein Plan verraten worden war und daß er keinen Hinterhalt vorausgeahnt hatte. »Das hier sind die ersten von meinen neuen Gewehren. Ich möchte meine Männer daran gewöhnen, sie zu tragen.«
    »Klug, ja. Sehr klug. Wie ich sehe, tragen Sie auch eins. Herr Yoshi muß sein Gewehr selber tragen?«
    Außer sich über den Hohn warf Yoshi einen Blick auf das Gewehr an seinem Sattel; er haßte alle Gewehre und dankte seinem weisen Namensvetter dafür, daß er sie und ihre Herstellung am selben Tag, an dem er Shōgun wurde, strengstens verboten hatte. Das hat uns über zweieinhalb Jahrhunderte lang den Frieden garantiert, dachte er grimmig. Gewehre sind widerliche, feige Waffen, einzig der stinkenden Gai-Jin würdig, Waffen, die auf tausend Schritt töten können, damit man nicht sieht, wen man tötet oder wer einen selbst tötet, Waffen, die jeder Einfaltspinsel gegen alle und jeden, sogar den höchsten Herrn und den perfektesten Schwertkämpfer, ungestraft benutzen kann. Ja, und nun muß sogar ich so ein Gewehr tragen: weil die Gai-Jin uns dazu gezwungen haben.
    Mit Anjos höhnischer Stichelei in den Ohren riß er das Gewehr aus dem Holster, legte, wie Misamoto es ihm gezeigt hatte, den Sicherheitsbügel um, zielte, drückte ab, hebelte sofort neue Patronen in die Kammern und schickte unter betäubendem Lärm fünf Kugeln in die Dachbalken hinauf, obwohl das Gewehr ihm mit unerwarteter Gewalt beinah aus den Händen sprang. Alle stoben auseinander, sogar seine eigenen Männer, einige wurden von den erschrockenen Pferden abgeworfen; Anjo und seine Wachen warfen sich in Erwartung weiterer Schüsse, und diesmal tödlicher, zu Boden, und jeder Mann im Raum war durch die schnelle Folge der Schüsse entnervt.
    In atemlosem Schweigen warteten sie, bis sich, weil kein Schuß mehr folgte und ihnen klar wurde, daß Yoshi das Gewehr nur vorgeführt hatte, die beiden Reihen der Bogenschützen hastig, aber mißtrauisch wieder um Yoshis Männer formierten, die ebenfalls neu Aufstellung nahmen. Anjo und seine Leibwachen rappelten sich auf. »Was sollte das denn?« rief er laut.
    So gleichmütig wie möglich fuhr Yoshi fort, sein Pferd zu beruhigen, sicherte das Gewehr und legte es sich quer über den Schoß. Er war bemüht, seine Freude über die gelungene Aktion zu verbergen, und war von der Feuerkraft des Gewehrs nicht minder beeindruckt als die anderen; er hatte zwar schon mit Vorderladern und ein paar alten Duellpistolen auf Scheiben geschossen, aber noch nie mit einem Hinterlader und Patronen. »Ich wollte Ihnen den Wert einer einzigen Waffe wie dieser vorführen. Unter bestimmten Bedingungen sind sie besser als ein Schwert, vor allem für Daimyos.« Er war froh, daß seine Stimme gelassen klang. »Als Sie zum Beispiel vor einigen Wochen in einen Hinterhalt gerieten, da hätten Sie eins davon gebrauchen können, neh?«
    Zitternd suchte Anjo seinen Zorn zu unterdrücken; er war überzeugt, in großer Gefahr zu schweben, und ebenso sicher, daß er, sobald er – wie geplant – Toranagas Verhaftung anordnete, von Kugeln durchsiebt werden würde. Wo im Namen aller Götter und wie hatte dieser Hund so schießen gelernt, und warum hatte man ihm nicht gemeldet, daß er ein Experte geworden war?
    An den Shishi-Zwischenfall erinnert zu werden war außerdem eine weitere öffentliche Beleidigung, denn es war allgemein bekannt, daß er nicht etwa tapfer gewesen war, sondern sich eilig kriechend in Sicherheit zu bringen versucht hatte, ohne ein einziges Mal mit seinen Mördern zu kämpfen, und daß er später, nachdem die Verwundeten gefangengenommen worden waren, den Befehl gegeben hatte, sie auf unehrenhafte Art zu töten. »Unter gewissen Bedingungen, Yoshi-sama, ja; doch ich bezweifle, daß Ihr Gewehr oder andere heute abend von Wert sind. Ich bezweifle es. Darf ich mich nach Ihrem Vorhaben von heute abend erkundigen? Wollen Sie die

Weitere Kostenlose Bücher