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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verbreitet – ein zweistöckiges Gebäude, wie das von Struan’s –, an der die Hauptschlafzimmer lagen. Aus den offenen Fenstern quoll Rauch. Er sah Gruppen von Männern mit Wassereimern, die das Feuer zu löschen versuchten, beaufsichtigt von Norbert Greyforth. Von der Brise angefacht, wurden die Flammen mit dem Rauch herausgesogen und reckten sich über den Zwischenraum hinweg.
    Beschissen, daß ausgerechnet wir unter dem verdammten Feuer bei Brock’s leiden müssen, dachte er verdrossen, als er sich aus dem Fenster beugte. »Vargas«, rief er, »bringen Sie Männer und Wasser hierher – begießen Sie diese Seite! Und wenn alles klar ist, helfen Sie Norbert!« Ich hoffe, dieser Mistkerl verbrennt und mit ihm das ganze Brock-Building, damit wäre das idiotische Duell ein für allemal unterbunden.
    Andere Brände konnte er von hier aus nicht ausmachen, nur noch einen, ein Stück weiter unten an der Promenade in Drunk Town und zwei in der Yoshiwara. Über allem lag der Geruch von brennendem Holz, Öl und dem Teer, der beim Dachbau verwendet wurde. Obwohl der Wind noch eine Andeutung von Seesalz herübertrug. Wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Flammen bei Brock’s, die, vom Wind gepeitscht, auf das Struan-Gebäude übergriffen. In Gedanken erteilte er ihnen den Befehl zu verlöschen, denn er hatte Angst vor dem Feuer: Die Kate, in der er geboren wurde, war eines schlimmen Winterabends, als er ein Kind war, niedergebrannt, sein Vater war, wie immer, sturzbetrunken gewesen, sein jüngerer Bruder verbrannte, er, die Mutter und seine Schwester vermochten gerade noch sich selbst, sonst aber kaum etwas zu retten und mußten einige schlimme Jahre lang in einem Arbeitshaus unterkriechen, bis sie von Campbell Struan gerettet wurden, einem Verwandten von Dirk Struan, dessen Land sein Vater beackert hatte.
    »He, Vargas! Verdammt noch mal, schnell hier herauf!«
    »Komme schon, Senhor!«
    Inzwischen wimmelte die Promenade von Menschen; alle waren auf die Straßen hinausgelaufen, um zu helfen und gute Ratschläge zu erteilen, während andere unter lautem Geschrei eine Eimerkette zu dem riesigen Löschtank voll Meerwasser bildeten, dem einzigen, der in Reichweite war. Auch Einheiten der Army aus dem Zeltlager mischten sich in die Menge. Vom Nordtor kamen Samurai herbeigeeilt, um zu helfen, denn jeder Brand war auch eine Bedrohung für sie. Im Süden, hinter dem Kanal, stand eins der Yoshiwara-Häuser in hellen Flammen, der Wind trug Schreie und Alarmrufe herüber, aber das Feuer schien eingedämmt worden und keine große Gefahr mehr zu sein, außerdem war es zum Glück nicht in Nemis Nähe.
    Der Schweiß lief ihm über den Rücken. Bei dem Bewußtsein, daß Malcolm in Sicherheit war, wurde ihm übel vor Erleichterung. Seit dem Lunch hatte er brütend in seinem Büro gesessen, wütend über die undichte Stelle, außer sich vor Sorge um das Duell und die eigene Zukunft. Nie hätte er sich träumen lassen, in einen solchen Streit verwickelt oder gezwungen zu werden, das Noble House oder Japan zu verlassen, es sei denn aus Krankheitsgründen oder wegen eines Unfalls. Nun, da Malcolm ihm entfremdet und Tess Struan wütend auf ihn zu sein schien, stand seine Beförderung, sein Ruhestand, seine gesamte Zukunft auf dem Spiel.
    Was tun, hatte er sich verzweifelt gefragt; dann hatten die Erdstöße die Welt auf den Kopf gestellt, seine Sterblichkeit war ihm wieder vor Augen geführt worden, und als dann die Stöße aufhörten und er auf die Füße springen konnte, hatten ihn sein Impuls und die Erinnerungen an alles, was er und seine Familie den Struans schuldeten, veranlaßt, nach oben zu stürmen, denn schließlich hatte er hier die Leitung, und dieser Junge war kaum mehr als ein Invalide. Tai-Pan? Tut mir leid, Malcolm, Norbert hat recht, deine Ma führt das Kommando. Wenn du nicht verwundet worden wärst, hättest du sofort nach Hongkong zurückkehren müssen, als sie es befahl; dann wäre nichts von all dem passiert, du hättest die Zügel übernommen, und in ungefähr einem Jahr würdest du…
    »Jamie… könnten Sie mich zuknöpfen?«
    Verwirrt fuhr er herum. Mit dem Rücken zu ihm stand Angélique an der Tür; sie hielt das Vorderteil ihres schulterfreien Krinolinenkleides an sich gedrückt, während es hinten offenstand. Er hätte sie am liebsten angeschrien. Zum Teufel mit diesem verdammten Kleid, es brennt! Aber er riß sich zusammen, schloß hastig nur den obersten Knopf, wickelte sie in den Schal und schob

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