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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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unauffälliger Kleidung als gemeine Soldaten getarnt, müde durch die verlassenen Straßen der schlafenden, uralten Hauptstadt, wo seit Jahrhunderten die Kaiser und der kaiserliche Hofstaat lebten.
    Das Stadtzentrum war nach chinesischem Brauch mit schnurgeraden Straßen und rechtwinklig kreuzenden Nebenstraßen angelegt, deren Mittelpunkt der weitläufige Verbotene Palast sowie das ihn umgebende Gelände bildete. Nur die Dächer waren hinter den hohen Mauern zu sehen, die von sechs Toren durchbrochen waren. Yoshi, der Ogamas Patrouillen und den Samurai-Wachen an den Toren aus dem Weg gehen wollte, schlug einen großen Bogen um sie und begab sich, als er – unangemeldet – den Shōgunats-Kasernenkomplex erreichte, sofort in sein persönliches Quartier, wo er sich dankbar in eine dampfende Badewanne sinken ließ.
    »Wie viele Kämpfer habe ich in Kyōto, Akeda?« erkundigte er sich, während die Schmerzen der tagelangen Gewaltmärsche allmählich wichen.
    Mit grimmiger Miene ließ sich der alte General neben ihm in das ein Meter tiefe Wasser hinab. Das Badehaus lag innerhalb der inneren Redoute; alle Dienerinnen waren fortgeschickt worden, und vor der Tür standen Wachtposten. Sobald Yoshi eingetroffen war, hatte Akeda alle Wachen verdoppelt. »Achthundertundzwei, von denen achtzig krank oder verwundet sind, alle auf Sie eingeschworen, alle zuverlässig, alle beritten. Plus die achtzehn, die Sie selbst mitgebracht haben«, antwortete er mit seiner rauhen Stimme. Er war ein harter Hatamoto-Gefolgsmann, dessen Familie der Toranaga-Familie seit Generationen diente und nun ihre Kyōto-Garnison befehligte. »Nicht genug, um Sie zu schützen.«
    »Ich bin hier sicher.« Den Gesetzen des Vermächtnisses entsprechend, war dies der einzige verteidigungsfähige Komplex in Kyōto und konnte, falls nötig, fünftausend Mann beherbergen, während alle anderen Daimyos sich mit fünfhundert Mann begnügen mußten und niemals mehr als zehn Daimyos auf einmal in Kyōto sein durften, deren Kommen und Gehen streng überwacht wurde. Die Zeit und der schwache Ältestenrat hatte die Zahl der Shōgunats-Soldaten unter eintausend schrumpfen lassen. »Zweifeln Sie daran?«
    »Innerhalb unserer Mauern, nein. Tut mir leid, ich meinte, draußen.«
    »Verbündete? Auf wie viele Daimyos kann ich mich verlassen?«
    Gereizt zuckte Akeda die Achseln. »Es war falsch von Ihnen, sich einer solchen Gefahr auszusetzen und mit so wenigen Leibwachen zu reisen, und noch gefährlicher war es, nach Kyōto zu kommen. Wenn ich benachrichtigt worden wäre, hätte ich Ihnen entgegenkommen können. Wenn Ihr Vater noch am Leben wäre, hätte er Ihnen ein so gefährliches…«
    »Aber mein Vater ist nicht mehr am Leben, Akeda.« Yoshi preßte die Lippen zusammen. »Verbündete?«
    »Wenn Sie jetzt in Kyōto ihre persönliche Standarte aufrichteten, Sire, würden die meisten Daimyos und die meisten Samurai zu Ihrer Fahne eilen, hier und im ganzen Land – mehr als genug, um durchzusetzen, was Sie durchsetzen wollen.«
    »Das könnte als Hochverrat ausgelegt werden.«
    »Tut mir leid, aber die Wahrheit ist nun einmal hochverräterisch, Herr – und äußerst schwierig zu erlangen.« Das verwitterte Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Die Wahrheit: Wenn Sie jetzt das Shōgunats-Banner aufrichteten, würde fast keiner kommen; die Daimyos hier würden sich nicht gegen Ogama von Choshu verbünden – nicht, solange er die Tore in seiner Gewalt hat.«
    »Wie viele Samurai hat Ogama hier?«
    »Wie es heißt, über zweitausend – handverlesene Männer, alle wohlplaziert in befestigten Wachhäusern rings um den Palast, an unseren Toren fast nur symbolische Wachen.« Als Akeda sah, daß Yoshi die Augen zusammenkniff, lächelte er böse. »Oh, jeder weiß, daß das gegen die Gesetze verstößt, aber niemand stellt sich ihm entgegen. Seit er diesen alten Fuchs Sanjiro vertrieben hat, hat er sie in Gruppen von zehn bis zwanzig Mann eingeschmuggelt. Wußten Sie, daß sie mit dem Schiff nach Kagoshima geflohen sind?« Er ließ sich tiefer ins Wasser gleiten. »Es heißt, daß Ogama innerhalb von zehn ri weitere zwei- bis dreitausend Choshu-Samurai bereithält.«
    »Eh?«
    »Sein Zugriff auf Kyōto festigt sich mit jedem Tag ein wenig mehr; seine Patrouillen beherrschen die Straßen, bis auf eine gelegentliche Shishi-Bande, die mit jedem Streit suchen, von dem sie glauben, daß er nicht viel von sonno-joi hält, vor allem mit uns und jedem, der mit dem Shōgunat verbunden

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