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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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stammelte Malcolm.
    »Ja.« Gornt strahlte. »Allein kann ich es nicht, ich brauche Ihre Hilfe. Welche Ironie, nicht wahr?«
    Malcolm erhob sich mühsam, schüttelte sich wie ein Hund, reckte sich und setzte sich dann wieder hin. Sein Herz raste. Er schenkte sich ein weiteres Glas ein, verschüttete etwas Champagner auf seinem Schreibtisch, trank das Glas leer. Die ganze Zeit beobachtete Gornt ihn und wartete, erfreut über die Wirkung, die seine Worte hatten. Malcolm brauchte ein wenig Zeit, ehe er antworten konnte. »Morgan? Um Gottes willen, warum?«
    »Weil er meine Mutter verführte, als sie fünfzehn war, ihr Leben ruinierte und sie im Stich ließ. In der Bibel steht, die Tötung des Vaters, der Vatermord, sei eine verwerfliche Tat – meine Mama ließ mich schwören, daß ich sie nicht begehen würde, als sie mir auf dem Sterbebett die Wahrheit über meine Herkunft sagte. Ich werde ihn also nicht umbringen, sondern nur ruinieren.« Die Worte wurden tonlos und ohne Gefühl gesprochen.
    Malcolm atmete tief ein und schüttelte noch einmal den Kopf. Nichts von all dem ergab für ihn einen Sinn, wenn er auch alles glaubte – sogar Dirk Struans Verhalten. Aufmerksam hörte er zu, als Gornt fortfuhr und erzählte, Morgan sei damals zwanzig gewesen, in der Lehre bei Rothwell’s und habe in deren Geschäftsgebäude gewohnt, so daß es für ihn leicht gewesen sei, ins Schlafzimmer des Mädchens zu schleichen. »Was wußte ein solches Mädchen von fünfzehn schon, die klassische Südstaatenschöne, behütet wie eine seltene Pflanze? Als Rothwell dahinterkam, feuerte er ihn natürlich, aber Morgans Vater lachte und kaufte heimlich und leise einen kontrollierenden Anteil an der Firma…«
    Malcolm war schockiert. »Brock kontrolliert Rothwell?«
    »Eine Zeitlang tat er das, gerade lange genug, um Rothwell und alle Direktoren zu feuern und neue einzustellen. Als Jeff Cooper das herausfand, hatte er genügend Macht, den alten Brock zu einem Abkommen zu zwingen, bei dem jeder über die Hälfte verfügte. Als Gegenleistung sollte Jeff die Gesellschaft leiten und es geheimhalten, vor allem vor den Struans. Die Abmachung gilt noch immer.«
    »Weiß Dimitri das?«
    »Nein. Und Mr. Greyforth auch nicht. Ich bin über die Einzelheiten gestolpert, als ich in London war.«
    Malcolms Hirn arbeitete. Struan’s hatte im Laufe der Jahre viel mit Rothwell’s zu tun gehabt, aber niemand hatte je gesagt, sie seien schlecht behandelt oder betrogen worden. Dann trat etwas, das Gornt gesagt hatte, in den Vordergrund seiner Gedanken. »Weiß Morgan, daß Sie über ihn Bescheid wissen?«
    »Ich habe ihm nach London geschrieben, als Mama starb. Er sagte, das sei ihm ganz neu, und leugnete es, meinte aber, wenn ich je nach London käme, solle ich ihn besuchen. Das habe ich getan. Wieder leugnete er. Das habe nichts mit ihm zu tun, sagte er, man habe ihm die Schuld für den dummen Streich eines anderen Lehrlings gegeben, er sei es nicht gewesen. Ich war damals mittellos, also fand er für mich eine Art Stellung und half mir dann, bei Rothwell’s unterzukommen.« Gornt seufzte. »Mama hat mir erzählt, als Rothwell Morgan zur Rede stellte, habe er gesagt, er würde ›die Schlampe heiraten, wenn sie eine Mitgift von zehntausend Pfund im Jahr hätte‹.« Er erschauerte, obwohl sich weder sein Gesichtsausdruck noch sein nüchterner Tonfall änderten. »Ich könnte Morgan vielleicht alles verzeihen, aber niemals die ›Schlampe‹. Ich habe das schriftlich von Rothwell, er ist jetzt tot, aber der Brief existiert noch. Danke, daß Sie mir zugehört haben.« Abrupt stand er auf und wollte zur Tür gehen.
    »Warten Sie«, sagte Malcolm und fuhr auf, »dabei können Sie es doch nicht bewenden lassen!«
    »Das habe ich auch nicht vor, Mr. Struan, aber diese Art von Gespräch, Beichte wäre vielleicht ein besseres Wort, ist gut für die Seele, doch anstrengend. Ich kann auch nicht zuviel Zeit hier verbringen, sonst wird Mr. Greyforth argwöhnisch. Ich werde das mit den Pistolen arrangieren – abzufeuern aus vielleicht zwanzig Schritt Abstand – und dann wiederkommen.«
    »Um Himmels willen, warten Sie doch eine Minute! Welche Hilfe brauchen Sie? Was wollen Sie von mir?«
    »Eigentlich nicht viel – Sie könnten Norbert Greyforth töten, aber das ist nicht wesentlich. Wichtiger ist, was ich für Sie tun kann«, sagte Gornt lachend, wurde dann aber wieder ernst. »Vor Ende Januar werden die Brocks Struan’s vernichten, aber das wissen Sie ja bereits

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