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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht zu verkennen: in der Haltung, im Schritt und in den körperlichen Eigenschaften des Mannes, so sehr er auch vorgab, einfach dahinzutrotten.
    »Herr Yoshi«, sagten beide Männer gleichzeitig, und Rushan fügte sofort hinzu: »Er gehört mir.«
    »Nein, mir«, sagte Izuru.
    »Ich hab ihn zuerst gesehen!« flüsterte Rushan inbrünstig und so ungeduldig, daß er kaum sprechen konnte.
    »Wir beide, zusammen haben wir eine bessere Chance.«
    »Nein, und sprich leise! Immer nur ein Mann auf einmal, das war Katsumatas Befehl, und wir haben zugestimmt. Er gehört mir. Gib mir ein Zeichen, wann!« Mit klopfendem Herzen drängte sich Rushan durch die Fußgänger, die sich höflich verneigten, da sie ihn für einen der vielen Samurai niedrigen Ranges hielten, und ihn nicht weiter beachteten, sondern sich darauf vorbereiteten, sich vor der herannahenden Kolonne zu verneigen.
    Rushan befand sich jetzt am Rande der Straße. Ein letzter Blick, um sein Opfer zu orten. Dann richtete er seine Augen ruhig auf seinen Freund Izuru. Sein Todesgedicht für seine Eltern war in den Händen seines Dorf-Shoya; er hatte es ihm vor zehn Jahren gegeben, als er und zehn andere Samurai-Schüler rebelliert hatten. Sie alle waren Goshi, Fußsoldaten, und hatten sich aufgelehnt, als man ihnen den Eintritt in die Schule zur höheren Erziehung verweigerte – ihre Eltern konnten sich die Bestechungsgelder für die lokalen Beamten nicht leisten. Sie hatten die Beamten getötet und sich selbst zu Ronin und Anhängern von sonno-joi erklärt.
    Von den zehn war nur noch er am Leben. Und ich werde auch bald sterben, dachte er stolz, denn er wußte, er war vorbereitet, und Izuru würde sein Zeuge sein.
    Izurus Blick glitt von der Patrouille zum Tor, wo sich Wachleute auf das Ritual vorbereiteten, die anderen durch die Sperre wieder einzulassen. Ihm fiel sofort auf, daß es mehr Gedränge und Mühe gab als üblich. Die Männer waren aufmerksamer und nervöser.
    Er fluchte im stillen. Sie wissen es! Natürlich wissen sie es und haben es gewußt, seit die Kolonne ausgerückt ist! Das erklärt auch, warum sie den ganzen Morgen so unruhig und reizbar waren. Sie alle wußten, daß Herr Yoshi dort draußen verkleidet herumlief. Aber warum? Und wo war er gewesen? Bei Ogama! Aber warum? Haben Sie einen weiteren Angriff auf uns geplant? Werden wir wieder verraten?
    Seine Blicke huschten die ganze Zeit hin und her; er vergaß Rushan nicht und schätzte Entfernungen und Zeitpunkt ab. Schon verneigten sich viele Fußgänger und Ladenbesitzer in der Nähe. Nun würde der Offizier jeden Moment die Kolonne anhalten, der Offizier am Tor würde ihm entgegenkommen, beide würden sich verneigen, zusammen würden sie die ankommenden Männer inspizieren, und dann würden sie alle abmarschieren.
    Der Offizier hielt die Hand hoch, und die Kolonne kam zum Stehen. »Jetzt«, sagte Izuru fast hörbar und machte eine Geste. Rushan sah das Signal und stürzte auf das Ende der Kolonne los, das Langschwert in beiden Händen.
    Er brach zwischen den beiden ersten Männern durch und warf sie zu Boden, bevor sie oder andere Soldaten merkten, daß sie angegriffen wurden, und hieb nach Yoshi, der ihn für den Bruchteil einer Sekunde verdutzt ansah. Nur Yoshis geschärfter Instinkt ließ ihn dem tödlichen Schlag entgegenspringen und diesen auf einen verblüfften Soldaten neben ihm ablenken, der schreiend zu Boden ging.
    Rushan schrie »sonno-joi!« in das plötzliche Gewühl um ihn herum und riß die Klinge herum, während Soldaten um Platz kämpften und einander aus dem Weg stießen, andere Wachen vom Tor herbeieilten und die Umstehenden wie gelähmt starrten. Wataki, der Shishi-Informant, war ebenso überrascht wie alle anderen Soldaten und hatte schreckliche Angst, er könne von diesem Shishi verraten werden, den er erkannte und der aus dem Nirgendwo aufgetaucht war.
    Wataki sah Rushan erneut zuschlagen und hielt den Atem an. Aber Yoshi hatte sein Gleichgewicht wiedergefunden. Er hatte zwar noch keine Zeit gehabt, das Schwert zu ziehen, doch er benutzte das Heft seines Speers, um den Schlag abzuwehren. Rushans Schwert durchschlug das Heft zwar, aber die Klinge drehte sich ein wenig und wurde langsamer, so daß Yoshi gerade genug Zeit hatte, einen Ausfall zu machen und mit der linken Hand seinen Schwertgriff zu packen.
    Sofort fuhr Rushans rechte Hand an sein Kurzschwert, riß es heraus und stach nach dem Bauch, ein klassischer Schachzug im Kampf Mann gegen Mann. Wieder war Yoshi

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