Noble House 02 - Gai-Jin
regeln.« Sie küßten sich, und Angélique verließ den Raum. Auf kantonesisch sagte er Chen, er solle seiner Frau und ihm heißes Wasser bringen. »Danach gehen wir an Bord der Prancing Cloud. Ist alles vorbereitet?«
»Ja, Master.«
»Gut, und ihr drei müßt so still sein wie Fledermäuse und so zufrieden wie Schweine im Mist!« Zu Tyrer gewandt fügte er freundlich auf englisch hinzu: »Phillip, würden Sie uns bitte entschuldigen? Ab morgen wird es jede Menge Feiern geben. Richten Sie Sir William meine Empfehlungen aus, und erwähnen Sie bitte niemandem gegenüber, daß wir heute nacht an Bord der Prancing Cloud sein werden – nicht einmal gegenüber Sir William. Ich möchte nicht, daß wir die ganze Nacht von irgendwelchen Trunkenbolden belästigt werden. Wir möchten allein sein, in Ordnung?«
»Ich verstehe vollkommen, und nochmals meine Glückwünsche.« Tyrer war froh, gehen zu können. Er mußte sich noch mit Nakama treffen, um eine weitere kurze und schroffe Depesche an den taikō zu beenden, ehe er die Brücke zu Fujiko überqueren konnte. Nach dem Kriegsrat des heutigen Morgens zwischen Sir William und Seratard, unterstützt von ihm und André, bei dem letzte Details der bevorstehenden Strafaktion gegen Edo vereinbart wurden, hatte André geflüstert: »Fujiko will dich sehen, alles ist arrangiert. Sie besteht sogar darauf, dir ein japanisches Festessen zu servieren, geh also hungrig und durstig hin, aber vergiß nicht, dich unerbittlich zu verhalten.«
Nachdem sie nun allein waren, wurde etwas von Malcolms Erschöpfung sichtbar. »Jamie, gießen Sie mir bitte ein Glas ein, ja? Danke. Ist alles organisiert?«
»Für heute nacht ja, und für morgen auch. Ah Tok und Ah Soh sind bereits an Bord, Chen wird mit Ihnen und Mrs. Struan gehen. Meines Wissen ist niemand außer ihnen, Strongbow, mir und jetzt Phillip davon unterrichtet, daß Sie an Bord der Prancing Cloud schlafen werden.«
»Gut. Phillip war ein Fehler, aber das macht nichts«, sagte Malcolm mit verlegenem Lachen. »Ich war zu überschwenglich, aber das sollte keine Rolle spielen. Er wird es schon nicht ausplaudern. Was will Gornt?«
»Nur die letzten Einzelheiten vereinbaren.« McFay sah Malcolm an. »Ändert Ihre Heirat nichts an Ihren Duellplänen?«
»Wenn Norbert sich nicht entschuldigt, ändert sich nichts.«
»Gornt wollte unter vier Augen mit Ihnen reden, falls Sie einen Augenblick Zeit hätten.«
»Gut. Sagen Sie ihm, mehr sei nicht möglich – und lassen Sie mich zuerst mit ihm sprechen, ja?«
Gornts Freundlichkeit erfüllte den Raum. Er kam Malcolm vor wie ein sehr alter Kamerad. »Champagner?«
»Danke, Tai-Pan. Darf ich Ihnen gratulieren?«
»Sie dürfen. Zum Wohl!«
»Auf Ihr Wohl, Sir.«
»Tut mir leid, aber wir müssen uns beeilen. Morgen werden wir mehr Zeit haben. Was gibt es?«
»Ich wollte Ihnen im Vertrauen sagen, daß Mr. Greyforth Ihren Kompromiß morgen akzeptieren wird. Kein Duell.«
Struan lächelte. »Das ist die beste Neuigkeit des… nein, die zweitbeste Neuigkeit des ganzen Tages für mich!«
»Ja.« Gornts Miene verhärtete sich. »Wenn er es ernst meint.«
»Wie?«
»Ich meine, Sie sollten auf einen Betrug gefaßt sein. Tut mir leid, Ihnen an diesem großen Tag die Freude zu verderben, aber ich wollte Sie warnen.«
Malcolm beobachtete ihn und nickte dann ungerührt. »Bei Brock’s rechnen wir immer mit Betrug.«
Ihre Gläser berührten sich. »Gesundheit – Wohlstand – und Glück!«
Malcolm fiel an Gornt etwas Eigenartiges auf, das er nicht deuten konnte. »Haben Sie noch immer vor, mir morgen die Information zu geben, die ich brauche?«
»O ja.« Gornt stand auf. »Und mein Vertrag?«
»Ist fertig. Meine Unterschrift kann morgen beglaubigt werden.«
»Danke. Bis morgen, und noch einmal meine Glückwünsche.«
Wieder spürte Malcolm eine seltsame Stimmung bei ihm. »Sie freuen sich genauso darauf wie ich.«
Gornts Blicke schienen sich fest auf einen Punkt zu richten. »Ja. Es wird ein weiterer großer Tag werden, ein Ende und ein Anfang.«
Oben saß Angélique vor ihrem Spiegel, ohne etwas zu sehen, und spielte unbewußt mit dem Siegelring an ihrem Finger. Zum erstenmal war sie heute allein in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Zimmers, bei verschlossener Tür, und sobald sie sich hingesetzt hatte, war sie plötzlich von den Ereignissen des Tages überwältigt worden. Alles war so schnell gegangen. Sie war verheiratet, ohne je wirklich damit gerechnet zu haben, nicht auf diese
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