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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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erhalte dort die höchsten Zinsen – ich habe übrigens in zukünftige Reisernten investiert, eine Hungersnot soll bevorstehen. Dein Sohn müßte jetzt vierundzwanzig sein, neh?«
    »Sechsundzwanzig. Und deine Tochter?«
    »Allen armen und reichen Göttern sei Dank, ich habe sie erfolgreich mit einem Goshi verheiratet. Ihre Kinder sind also Samurai, sie hat bereits einen Sohn, aber, eeee, ihr Gatte ist teuer!« Meikin schüttelte den Kopf, dann lachte sie. »Aber ich sollte mich nicht beklagen, ich wandle nur die wertlosen Tröpfchen alter Männer in ein Erbe um, das wir nie für möglich gehalten hätten.«
    Das Geräusch von Schritten mischte sich mit ihrem Lachen. Jemand klopfte an den Shoji. »Herrin?«
    »Ja, Tsuki-chan?«
    Die maiko schob die Tür einen Spalt auf und kniete nieder. »Ich bedaure sehr, aber Shoya Ryoshi, der Dorfälteste, bittet darum, Sie und Ihren Gast zu sehen.«
    Raiko zog die Augenbrauen hoch. »Meinen Gast?«
    »Ja, Herrin.«
    Meikin runzelte die Stirn. »Ist es üblich, daß er Besucher begrüßt?«
    »Nur die wichtigsten, und zweifellos bist du überaus wichtig, deine Gegenwart ehrt uns alle. Gewiß hat man ihm von deiner Ankunft berichtet. Das Netz seiner Informanten reicht weit, Meikin-chan, er ist absolut vertrauenswürdig – und auch Vorsteher der Gyokoyama in Yokohama. Sollen wir ihn vorlassen?«
    »Ja, aber nicht lange. Dann werde ich Kopfschmerzen vorschützen, damit wir unsere Plauderei bis zur Abendmahlzeit fortsetzen können.«
    »Bring den Shoya hierher«, befahl Raiko der maiko, »aber sag zuerst den Mädchen, sie sollen frischen Tee und heißen Saké bringen – und nimm die Gläser mit und verstecke meinen Brandy. Meikin-chan, wenn er wüßte, daß ich eine solche Quelle habe, wäre er eine tägliche Pest!«
    Rasch war der Tisch abgeräumt und ihr Atem mit Kräutern gereinigt, dann trat der Shoya unter Verneigung ein. »Bitte verzeihen Sie, meine Damen«, sagte er fast unterwürfig, kniete nieder, verneigte sich, und sie erwiderten seine Verneigungen. »Bitte entschuldigen Sie meine schlechten Manieren, unangemeldet zu kommen, aber ich wollte mich vor einer so hochgestellten Persönlichkeit verneigen und sie in meinem Dorf willkommen heißen.«
    Beide Frauen waren überrascht, daß er so ernst war, denn eigentlich bestand dazu kein Anlaß. Meikin war im nie zuvor begegnet, aber ihr eigener Gyokoyama-Beamter hatte ihn erwähnt und gesagt, er sei ein integrer Mann. Also erwiderte sie seine Höflichkeiten und machte ihm Komplimente über den Zustand der Yoshiwara und das Dorf. »Sie sind ein Mann von großem Ruf, Shoya.«
    »Danke, danke.«
    »Tee oder Saké?« fragte Raiko.
    Er zögerte, wollte sprechen, hielt inne. Schweigen breitete sich aus, wurde lastender, bis Raiko schließlich sagte: »Bitte verzeihen Sie mir, Shoya, aber was ist los?«
    »Es tut mir so leid…« Er wandte sich an Meikin. »Es tut mir so leid, Dame, Sie sind eine höchst geschätzte Kundin unserer Gesellschaft. Ich… ich…« Er griff in seinen Ärmel und reichte ihr ein Stück Papier, und sie blinzelte.
    »Was ist das? Was steht darauf? Ich kann so klein Geschriebenes nicht lesen.«
    »Es ist eine Brief… eine Brieftaubenbotschaft.« Der Shoya verstummte und zeigte wie betäubt auf das Papier.
    Erschrocken nahm Raiko den Zettel und hielt ihn ans Licht. Ihre Augen überflogen die winzige Schrift. Sie erbleichte, schwankte und sank auf die Knie. »Hier steht: Mordversuch an Herrn Yoshi im Dorf Hamamatsu am frühen Morgen gescheitert. Einzelner Shishi-Mörder von ihm erschlagen. Dame Koiko ebenfalls bei Handgemenge getötet. Informiert Haus der Glyzinie über unsere große Trauer. Weitere Informationen so bald wie möglich. Namu Amida Butsu…«
    Meikin war aschfahl geworden. Ihre Lippen formten die Worte: Koiko tot?
    »Es muß ein Irrtum sein«, rief Raiko gequält aus. »Koiko tot? Wann ist das passiert? Hier steht kein Datum! Shoya, wie haben Sie… Es muß eine Lüge sein…«
    »Tut mir leid, das Datum steht verschlüsselt obenan«, murmelte er. »Es geschah gestern am frühen Morgen. In der Herberge an der Tokaidō, Hamamatsu. Kein Irrtum, Dame, nein, tut mir leid.«
    »Namu Amida Butsu! Koiko? Koiko ist tot?« schluchzte Raiko auf.
    Meikin starrte sie ausdruckslos an, Tränen liefen ihr über die Wangen, dann brach sie ohnmächtig zusammen.
    »Dienerinnen!«
    Sie kamen herbeigelaufen und brachten Riechsalz und kalte Handtücher und kümmerten sich um Meikin, während Raiko versuchte, sich zu

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