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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die zwei Personen Platz bot, ein weiteres Gesetz des Tai-Pan. Ihr Kopfende befand sich in der Mitte des Heckschotts, die Seiten waren mit Leinenkordeln gegen das Schwanken des Decks gesichert, wenn das Schiff gegen den Wind segelte oder unter vollen Segeln halste, jetzt hatte man sie eingerollt. Backbords lag ein kleines Badezimmer mit Toilette, steuerbords eine Seekiste für Kleider. Von einem Decksbalken hing eine Öllampe, die Schatten warf.
    Beide zögerten.
    »Angel?«
    »Ja, chéri?«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch, Malcolm. Ich bin so glücklich.«
    Noch immer rührte sich keiner von ihnen. Ihr Tuch hatte sich leicht verschoben und enthüllte ihre Schultern und das blaßgrüne, hochtaillierte Kleid, das nach der neuesten Pariser Mode geschnitten war. Die weichen, unter der Brust zusammengerafften Seidenfalten hoben und senkten sich im Takt ihres Herzschlags. Als sie zum Dinner erschienen war, bei dem Strongbow ihr Gast war, hatten beide Herren unwillkürlich den Atem angehalten.
    Ihre Augen spiegelten sich in seinen. Sie konnte das Warten und sein Verlangen, das nach ihr zu greifen, sie zu umfangen und zu ersticken drohte, nicht länger ertragen, und so eilte sie in seine Arme. Leidenschaftlich. Unbemerkt fiel ihr Schal zu Boden.
    Etwas benommen murmelte sie: »Komm, chéri.« Sie nahm seine Hand, stützte einen Teil seines Gewichts ab, sprach ein weiteres stilles Gebet um Hilfe, tat Vergangenheit und Zukunft ab und überließ sich ganz der Gegenwart. Sie führte ihn zur Koje, entschlossen, alles zu sein, was er begehrte und erwartete. Seit der Zeremonie heute mittag hatte sie diesen Augenblick und ihre Rolle geplant, hatte ihre eigenen Ideen und das, was Colette über das Verhalten einiger großer Hofdamen in der ersten Nacht zugeflüstert hatte, Revue passieren lassen. »Es ist wichtig, Angélique, die Führung zu übernehmen, den Hengst zu kontrollieren, wie ein guter Reiter das tun sollte, mit starken Händen und festen Schenkeln, entschlossen, aber sanft, um die anfängliche Gewalt zu beseitigen, die selbst der gehorsamste Ehemann an den Tag legt – um den Schmerz zu verringern. Sei vorbereitet…«
    Seine Ungeduld war gewaltig, seine großen Hände waren überall, seine Lippen preßten sich stärker auf die ihren. »Laß mich dir helfen«, sagte sie heiser, nahm ihm den Gehrock ab, half ihm dann aus dem Hemd und zuckte zurück, als sie das Ausmaß der Narbe an seiner Taille sah.
    »Mon Dieu, ich hatte vergessen, wie schlimm du verwundet warst.«
    Seine Leidenschaft verflüchtigte sich, aber nicht das Pochen seines Herzens. Alle Instinkte trieben ihn, sich mit dem Hemd oder dem Laken zu bedecken, doch er zwang sich, es nicht zu tun. Die Narbe war eine Tatsache, gehörte zu seinem Leben. »Es tut mir leid.«
    »Es soll dir nicht leid tun, chéri«, sagte sie mit Tränen in den Augen und drückte ihn an sich. »Mir tut es leid, so leid für dich, all dieser Schrecken… es tut mir so leid.«
    »Das soll es nicht, mein Liebling, Joss. Bald wird es nur noch ein böser Traum sein, für uns beide, das verspreche ich.«
    »Ja, chéri, verzeih, das war so albern von mir«, sagte sie, hielt ihn noch immer umfaßt, und gleich darauf, als das Mitleid mit ihm sich verringert hatte, war sie wütend auf sich selbst wegen ihres Fehlers. Sie küßte ihn rasch und tat so, als sei das alles nie geschehen. »Entschuldige, mon amour, wie dumm von mir! Setz dich einen Augenblick hin.« Er gehorchte wie ein kleines Kind.
    Sie beobachtete ihn mit halb geschlossenen, aber glänzenden Augen, löste den seidenen Gürtel, öffnete dann die hinteren Knöpfe und ließ das Kleid fallen, wie sie es geplant hatte. Nur ein Halbrock und Pantalons blieben zurück. Er griff nach ihr, aber sie kicherte und entzog sich ihm, ging zur Seekiste, auf der ihr Spiegel und ihre Salben standen, und tupfte sich gemächlich spielerisch und aufreizend Parfüm hinter die Ohren und auf beide Brüste.
    Aber er nahm es nicht übel, sondern verzehrte sich nach ihr und war entzückt, denn sie hatte ihm viele Male mit unterschiedlichen Worten erklärt: »Wir Franzosen sind anders als du, liebster Malcolm, wir sind offen in der Liebe, ganz im Gegensatz zu den Engländern. Wir glauben, daß die Liebe wie eine köstliche Mahlzeit sein sollte, die die Sinne entzückt, alle Sinne, und nicht so, wie man es unseren armen englischen Schwestern und ihren Brüdern beibringt: daß sie schnell und im Dunkeln vollzogen werden sollte, weil man irgendwie

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