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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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größere Schiffe und Kanonen und mehr Macht haben, um sich vor diesem fremden Übel zu schützen. Und einstweilen, dachte er und verspürte Übelkeit, muß das Shōgunat sich mit ihnen arrangieren.
    Sie werden nie fortgehen, nicht alle, nicht aus eigenem Willen. Andere werden kommen, um unser Erbe zu stehlen, Chinesen oder Mongolen, oder Behaarte aus den sibirischen Eisländern, die uns beäugen wie sabbernde Hunde. Und immer werden die Engländer um uns herum sein. Was soll mit ihnen geschehen?
    Das war gestern gewesen. Die letzte Nacht hatte er in tiefem Nachdenken verbracht, kaum geschlafen, und er war sich der Leere seines Bettes und seines Lebens bewußt gewesen. Auf der Herreise von Kyōto hatte er oft an das saubere Schwert gedacht, an die Reinheit und den Frieden des Todes, erwählt mit gottähnlicher Macht – seinen eigenen Todeszeitpunkt zu wählen macht den Menschen zu einem Gott: aus dem Nichts in das Nichts. Kein Kummer mehr, der mich zu Blütenblättern aus Schmerz zerreibt. So leicht.
    Der erste Lichtstrahl der Morgendämmerung fiel auf sein Kurzschwert. Es lag mit seinem Langschwert neben dem Bett, beide mühelos zu erreichen, und sein Gewehr, geladen, war auch da. Das Kurzschwert war ein Erbstück, angefertigt vom Meister-Schwertschmied Masumara, und hatte einst dem Shōgun Toranaga gehört. Er sah die alte, abgenutzte Scheide und vor seinem geistigen Auge die Vollkommenheit der Klinge. Er streckte die Hand aus, streichelte das Leder und fuhr dann hoch zum Heft, legte sie auf den kleinen, daran befestigten Knebel. Sein Vater hatte ihren Schwertschmied angewiesen, ihn daran zu heften, ehe er ihm das Schwert überreichte, in aller Form, in Anwesenheit ihres inneren Kreises von Gefolgsleuten. Yoshi war damals fünfzehn gewesen und hatte seinen ersten Mann getötet, einen Ronin, der in der Nähe der Familienburg Amok gelaufen war.
    »Dies soll dich an deinen Eid erinnern, mein Sohn: daß du diese Klinge mit Ehre tragen wirst, daß du nur diese Klinge benutzen wirst, um Seppuku zu begehen, daß du nur Seppuku begehen wirst, um der Gefangenschaft auf einem Schlachtfeld zu entgehen oder wenn der Shōgun ihn anordnet und der Rat der Ältesten die Anordnung einstimmig bestätigt. Alle anderen Gründe sind unzureichend, solange das Shōgunat in Gefahr ist.«
    Ein schrecklicher Spruch, dachte er und legte sich auf sein Bett zurück, für den Augenblick sicher in diesem Raum hoch oben in der Burg, wo er so viel Freude erlebt hatte. Sein Blick wanderte zu dem Kurzschwert zurück. Heute war sein Bedürfnis sehr groß. In der Phantasie hatte er die Tat so viele Male geprobt, daß sie glatt, freundlich und befreiend sein würde. Bald wird Anjo Männer schicken, um mich zu verhaften, und das wird meine Entschuldigung sein…
    Plötzlich hörte er Schritte. Marschierende Füße. Er ergriff Kurzschwert und Langschwert, ging in Verteidigungs- und Angriffsstellung.
    »Sire?«
    Abehs Stimme. Was nicht unbedingt Sicherheit bedeutete, Abeh konnte ein Messer an der Kehle haben oder ein Verräter sein – nach Koiko waren alle verdächtig. »Was ist?«
    »Inejin bittet, Sie sprechen zu dürfen.«
    »Haben Sie ihn durchsucht?«
    »Gründlich.«
    Yoshi benutzte das Seil, das er an dem Riegel der verstärkten Shoji-Tür befestigt hatte, um sie öffnen zu können, ohne sich zu bewegen.
    Inejin, Abeh und vier Samurai warteten draußen. Er entspannte sich. »Kommen Sie herein, Inejin.« Abeh und die anderen Leibwächter wollten ihm folgen. »Das ist nicht nötig, aber bleibt in Rufweite.«
    Sein Meisterspion trat ein, bemerkte die Vorkehrung mit dem Riegel, sagte aber nichts dazu, sondern kniete in zehn Schritten Entfernung nieder.
    »Haben Sie Katsumata gefunden?«
    »Er wird in drei Tagen in Edo sein, Sire. Sein erster Aufenthaltsort wird das Haus der Glyzinie sein.«
    »Dieses Nest von Skorpionen?« Yoshi hatte die Falle für Mama-san Meikin noch nicht zuschnappen lassen, um das wirkliche Ausmaß der Verschwörung gegen ihn kennenzulernen, bevor er Rache nahm – Rache genoß man am besten in aller Ruhe. »Könnten wir ihn lebend fassen?«
    Inejin lächelte seltsam. »Ich bezweifle es, aber darf ich die Geschichte auf meine eigene Weise erzählen, Sire?« Er nahm eine bequeme Haltung ein. »Zunächst über die Gai-Jin: Eine erhoffte und von Anfang an geförderte Entwicklung ist eingetreten. Ein Gai-Jin-Spion hat deren Schlachtpläne gegen Geld angeboten.«
    Yoshi war sofort hellwach. »Keine falschen?«
    »Ich weiß nicht,

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