Noble House 02 - Gai-Jin
er abrupt darauf zu sprechen kam, daß Yoshi Hiraga haben wollte, wurde sie blaß. André verbarg seine Freude und ließ die Falle zuschnappen: »Hiraga ist also Freund von Ihnen?«
»Nein, überhaupt nicht, er ist Kunde einer Freundin«, sagte sie hastig, fächelte sich und freute sich insgeheim über die wunderbaren geheimen Informationen, die sie dem Shoya weitergeben konnte und die ihn ganz in ihre – und Meikins – Schuld bringen würden. Ach, Meikin, dachte sie kurz, wie lange wirst du noch am Leben bleiben? Bedaure sehr, du und die Deinen werden zahlen müssen, auf die eine oder andere Weise, Yoshi hat zu viel in deine Koiko investiert, aber das weißt du ja. Das bringt mich auf mein drängendes Problem. Wie im Namen aller Götter befreie ich mich von Hiraga, Katsumata und den beiden anderen, sie sind viel zu gefährlich geworden, und…
Dann hörte sie Andrés veränderte Stimme. »Also ist Hiraga Kunde von Mama-san-Freundin in Yoshiwara. Hiraga ist jetzt bei Freundin, neh?«
Sie war wieder auf der Hut. »Ich weiß nicht, wo er ist. Ich nehme an, er ist wie üblich in der Niederlassung. Herr Yoshi will ihn haben? Warum?«
»Weil Hiraga Shishi ist.« André benutzte das Wort zum erstenmal, durch Yoshi darüber aufgeklärt, was es bedeutete. »Auch weil Daimyo töten. Daimyo Utani. Andere Morde auch.«
Sie ließ sich ihre Angst nicht anmerken. »Schrecklich. Shishi, sagen Sie? Ich habe von ihnen gehört. Diese Information, alter Freund, darf ich fragen…«
»Hiraga verschwunden, Raiko. Nicht in Niederlassung. Viele Soldaten suchen. Fort, Raiko. Überall suchen. Er fort.«
»Eeee, verschwunden? Soldaten? Verschwunden wohin?«
»Hierher. Zu Ihrer Freundin, vielleicht. Wo ist Ihre Freundin?«
»Ach, tut mir leid, ich bezweifle, daß er kommen würde«, sagte sie vollkommen aufrichtig und schüttelte den Kopf. »Vermutlich ist er gewarnt worden und ist weggelaufen nach Kanagawa oder so, tut mir leid, alter Freund, aber das ist keine gute Frage. Ihre Informationen sind sehr interessant. Gibt es noch mehr?«
André seufzte. Er wußte, daß sie es wußte. Jetzt war sie ihm ausgeliefert. Für eine Weile. »Yoshi-Samurai kommt morgen für Hiraga«, sagte er. Er hatte keine Angst mehr, denn ein Wort von ihm, und Patrouillen, japanische oder britische, würden die Herberge ›Zu den drei Karpfen‹ in alle Einzelteile zerlegen – nachdem er Hinodeh in Sicherheit gebracht haben würde. »Wenn Gai-Jin Hiraga morgen nicht haben, große Probleme, Raiko. Für Gai-Jin, Yoshiwara, alle.« Die Art, wie er das sagte, ließ Raiko erbeben. »Vielleicht Gai-Jin stellen hier Wachen auf, überall.« Er ließ das in der Luft hängen.
»So?« fragte sie. Eine Schweißperle bildete sich auf ihrer Oberlippe. Sie fürchtete sich vor dem, was kam, und vergaß alles andere.
»Habe Idee«, sagte er liebenswürdig, »falls ihre Freundin Hiraga paar Tage verstecken, geheim, sicherer Ort. Dann, wenn richtige Zeit, geben Gai-Jin-Führer Hiraga… vielleicht bekommen viel Geld, genug für Sie… und Hinodeh, neh?« Er beobachtete sie lauernd, und sie bemühte sich, nicht mit der Wimper zu zucken. »Oder Ihre Leute geben Hiraga an Yoshi. Hiraga sein Shishi – wertvoll – besser als Ohrringe«, sagte er wieder und sah, wie sie erschauerte. »Shishi wertvoll, neh?«
Als ihr Herz nicht mehr so stark pochte und sie ihrer Stimme trauen konnte, setzte sie ihr schönstes Lächeln auf. Es war offensichtlich, daß er annahm, sie wisse, wo Hiraga war, und könne, falls er provoziert werde, sie und ihre Herberge in tödliche Gefahr bringen. »Ich werde meine Freundin fragen, ob sie ihn gesehen hat oder weiß, wo er ist, dann können wir sprechen, schnell«, sagte sie in versöhnlichem Ton, denn sie entschied, daß es am besten sei, sobald wie möglich alle Shishi aus ihrem Leben zu entfernen. Am besten heute abend. »Was für wunderbare Informationen Sie entdeckt haben, wie wertvoll, wie klug, so viel zu wissen, das wird zweifellos Gewinn bringen! Ach, Furansu-san«, sagte sie, als sei es ihr plötzlich eingefallen, um ihn noch weiter abzulenken, »wir haben gehört, daß heute abend eine Gai-Jin-Dame aus Hongkong angekommen ist. Ist sie die berühmte Mutter des Tai-Pan?«
»Eh? Nein«, sagte André abwesend, »nein, sie ist verlobt mit Handelsmann. Warum?«
»Könnte es sein, daß er einer meiner Kunden ist?«
»Nein, ich glaube Herberge ›Zur üppigen Freude‹ für ein Jahr, vielleicht länger, Jamie McFay.«
»Jami-san? Jami-san von
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