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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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tropfnassen Kleider. Das kleine Haus war kalt, der Wind heulte um die Shoji-Türen, und er brauchte einen großen Teil seiner Willenskraft, um nicht unverhohlen zu zittern. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Noch immer konnte er nicht verstehen, warum die Soldaten ihn suchten. In dem Augenblick, in dem er hier angekommen war, hatte Katsumata Raiko ärgerlich aufgefordert, Spione in der Niederlassung auszusenden, um festzustellen, was passiert war, und zu dritt hatten sie Pläne geschmiedet, aus der Herberge ›Zu den drei Karpfen‹ zu fliehen, falls die Yoshiwara durchsucht würde.
    Jetzt sah er zu, wie Katsumata weiteren Saké einschenkte. Zorn hatte seine ohnehin scharfen Züge verhärtet, und dadurch wirkte er noch gefährlicher. »Hiraga, ich bin der Meinung, daß wir morgen angreifen sollten.«
    »Und ich bin der Meinung«, sagte Hiraga ebenso entschlossen, »daß wir zuschlagen sollten, wenn wir eine Chance auf Erfolg haben und nicht vorher – dazu hast du immer geraten –, es sei denn, wir müssen Tod oder Gefangenschaft befürchten. Takeda, was ist deine Meinung?«
    »Zuerst würde ich gern wissen, wie dein Plan aussehen würde. Du kennst die Zielscheibe wie kein anderer. Was würdest du tun?«
    Hiraga schlürfte seinen heißen Tee, zog die Decke enger um sich und tat, als denke er nach, dankbar, daß Takeda seiner Seite zuneigte. »Wenn ich wie üblich Zugang hätte, könnten Akimoto und ich alle Brandsätze binnen drei Tagen gelegt haben – vier habe ich bereits vorbereitet und in meinem Haus im Dorf versteckt«, sagte er, die Geschichte ausschmückend. »Wir brauchen etwa sechs, acht wären am besten: einen in jedem der zweistöckigen Gebäude, sie bestehen aus Holz, sind trocken wie Zunder und wären beim letzten Erdbeben beinahe verbrannt; das Haus des Gai-Jin-Führers; das Haus daneben; drei oder vier in Drunk Town; einer in jeder Kirche. In dem Durcheinander können wir mit unserem Boot nach Edo entkommen.«
    »Und wie lange würde das dauern?« fragte Katsumata noch barscher, und die beiden Männer rutschten unbehaglich herum. »Wie viele Tage, da du ja nun keinen ›üblichen Zugang‹ mehr hast?«
    »Das kann ich dir sagen, sobald ich weiß, warum die Soldaten mich suchen«, antwortete Hiraga knapp. Katsumatas Schwerter lagen neben ihm, seine eigenen waren in Reichweite. In dem Augenblick, in dem er angekommen war, hatte er Raiko um die Schwerter gebeten, die sie für ihn versteckt hatte – für den Fall, daß sie plötzlich über die Mauern und in das Reisfeld hinter der Yoshiwara fliehen müßten. Alle hatten entschieden, es sei zu gefährlich, sich im Tunnel zu verstecken. »Takeda?«
    »Ich schlage vor, daß wir warten, bis wir wissen, was unser Problem ist. Dann können wir uns auf einen endgültigen Plan einigen, Sensei – aber wenn wir das tun könnten, was Hiraga vorschlägt, dann wäre ich dafür.«
    »Wir müssen morgen angreifen. Das ist unser endgültiger Plan.«
    Hiraga, der nun wieder besser denken konnte, warf einen Köder aus. »Wenn wir beides tun könnten, sowohl ein Schiff versenken als auch die Niederlassung in Brand stecken, wäre das am besten«, sagte er, um Katsumata zu besänftigen. »Das ist möglich, wenn wir es umsichtig planen, aber wir brauchen mehr Männer. Ein paar weitere Männer, Sensei«, fügte er hinzu, den Ehrentitel benutzend, den er vorher vermieden hatte, um ihm weiter zu schmeicheln. »Wir könnten drei Männer aus Edo bekommen. Takeda könnte gehen, er wird nicht gesucht, er könnte sie in drei oder vier Tagen herbringen. Ich kann mich nun leider bis zum Angriff nicht rühren. Du wirst uns zum Schiff führen – ich kann den anderen sagen, wo sie die Brandsätze anbringen sollen, und kann sie anleiten, wohin sie gehen sollen und wie sie es machen sollen.«
    »Das ist ein guter Plan, Sensei«, sagte Takeda, der die Chance einer Flucht im Boot begriffen hatte – er war nie für selbstmörderische Aktionen gewesen. »Ich werde nach Edo gehen und die Männer holen.«
    »Du würdest gefaßt«, sagte Katsumata, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepreßt. »Du warst nie dort, kennst die Verbündeten nicht und weißt nicht, wohin du gehen mußt. Man würde dich schnappen.« Sein Zorn war kurz davor zu explodieren, denn er konnte allein nicht angreifen und brauchte diese beiden oder andere Männer, aber ohne Einigung war nichts zu erreichen. Wenn jemand gehen sollte, dann er. Dieser Gedanke mißfiel ihm nicht, denn er mochte Yokohama nicht, es

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