Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Diener präsentierte, und sagte: »Daß wir die Gegenwart zweier so reizender Damen genießen. Wir haben wirklich Glück! Auf Ihre Gesundheit.« Alle tranken und fuhren fort zu vergleichen. Nur Sergejew war zu besorgt, um das auch zu tun, er machte sich zu große Gedanken über unangenehme Nachrichten, die mit der Prancing Cloud gekommen waren, insbesondere für die anderen Gesandten.
    Eine dringende, verschlüsselte Depesche aus St. Petersburg – drei Monate alt – war eingetroffen. Zuerst berichtete sie von den üblichen Problemen mit Preußen, Truppen, die sich an Rußlands Westgrenzen sammelten, und dorthin entsandten Truppen; Schwierigkeiten mit dem Osmanischen Reich und den Moslems im Süden wurden bald erwartet, und man hatte Truppen auch dorthin geschickt. Überall herrschte Hungersnot, und Intellektuelle wie Dostojewski und Tolstoi rieten zu Wandel und Liberalisierung. An zweiter Stelle befahl ihm die Depesche, die Japaner zu drängen, ihre Fischerdörfer auf den Kurilen und Sachalin zu räumen, und zwar unter Androhung ›schwerwiegender Konsequenzen‹. Und drittens drohten ihm persönlich große Probleme: Sie sind zum Genendgouverneur von Russisch-Alaska ernannt. Im Frühling wird das Kriegsschiff Zar Alexander mit Ihrem Nachfolger für Japan eintreffen und dann Sie und Ihre Mitarbeiter zu unserer alaskischen Hauptstadt Sitka befördern, wo Sie mindestens zwei Jahre residieren werden, um Freundschaft zu fördern.
    »Warum so düster, mein Freund?« fragte Sir William auf russisch.
    Sergejew zog Sir William beiseite und berichtete ihm von seinem neuen Posten. Aber nicht von ›Freundschaft‹. Das war der verschlüsselte Name eines höchst geheimen Staatsplans, nämlich die massive Einwanderung sibirischer Stämme in die riesigen alaska-amerikanischen Territorien zu fördern. Diese abgehärteten, zähen, kriegerischen Völker sollen im Laufe von einer bis drei Generationen südwärts und ostwärts in die endlosen Prärien Kanadas einsickern, um schließlich Amerika in Besitz zu nehmen. Der Plan war vor fünfundzwanzig Jahren von einem seiner Onkel vorgeschlagen worden. »Zwei Jahre! Eine Ewigkeit! Aber leider half vor ungefähr sechzig Jahren einer meiner Großonkel mit, die russisch-amerikanische Pelzgesellschaft zu gründen, unser Pelzhandelsmonopol, und setzte einen gebieterischen Hurensohn – einen Cousin namens Baranof – zum Direktor ein, der die Hauptstadt nach Sitka verlegte. Sie sehen, meine Familie nahm leider ein besonderes Interesse an Alaska. Daher die Versetzung. Matyeryebitz! Alle beide!«
    Sir William lachte, und Angélique kam zu ihnen zurück. »Darf ich an dem Scherz teilhaben?«
    »Äh, es war nicht… nun, nicht sehr lustig, meine Liebe«, sagte Sir William und merkte sich die hochinteressanten Daten zur Übermittlung nach London. »Nur eine russische Vulgarität.«
    »Englischer Humor, Angélique«, lachte Sergejew. »Und mit diesem glücklichen Gedanken ist es Zeit zum Dinner.«
    Galant verbeugte er sich, ging hinüber und führte Maureen in den Speisesaal, gefolgt von Sir William mit Angélique und den anderen. Üppiges Silber, livrierte Lakaien hinter jedem Stuhl, andere, die riesige Mengen Fleisch, Borschtsch, rote Bete, Pasteten und Krüge mit geeistem Wodka, Champagner und französische Weine und Sorbets hereintrugen. Zigeunermusiker vom russischen Kriegsschiff und später Kosakentänzer aus seiner Gesandtschaft sorgten für Unterhaltung.
    Überall Stimmengewirr, und noch immer stellten alle Vergleiche an: klein gegen groß, französisch gegen eine von uns, bezaubernder französischer Akzent, altbekanntes Schottisch. Beide physisch begehrenswert, Angélique allerdings viel mehr, beide in Frage kommend und mögliche Heiratskandidatinnen, Maureen allerdings sehr viel mehr.

54
    Samstag, 5. Januar
    »Mass’r unten, Missee Tai-tai.«
    »Master Gornt?«
    Ah Soh, die an der Tür von Angéliques Boudoir stand, zuckte die Achseln. »Kwai loh Mass’r.« Mit der Hand deutete sie jemand Großen an und schloß die Tür mit dem üblichen Knall.
    Angélique warf rasch einen Blick in den Spiegel. Ihre unterdrückte Erregung verlieh ihr die Farbe, die sie brauchte. Ein Augenblick, um ihr Tagebuch abzuschließen und wegzuräumen. Ein letzter prüfender Blick, und sie eilte hinaus. Schwarzes Seidenkleid mit vielen Rüschenunterröcken, das Haar mit einem Chiffontuch zurückgebunden, ebenfalls schwarz. Siegelring. Die Treppe hinunter, ohne die Dienerschaft bei ihren frühmorgendlichen

Weitere Kostenlose Bücher