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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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was Hoag und danach Tess tun würden. Tess’ Brief an ihn war kurz gewesen: Lieber Mr. Skye, ich weiß, daß mein Sohn mit Ihnen zu tun hatte. Hören Sie auf, sich um unsere Angelegenheiten, die meines Sohnes und meine, zu kümmern. Es würde nichts Gutes dabei herauskommen.
    »Interessante Wortwahl«, hatte er dazu gesagt.
    »Sie klingen ängstlich, als hätten wir schon verloren.«
    »Keineswegs, Angélique. Wir können nichts tun als warten. Nur warten.«
    »Ich möchte, daß Sie mit der nächsten Post an die Anwälte von Struan’s schreiben und um eine Aufstellung des Vermögens meines Mannes bitten.« Diese Idee hatte André ihr eingepflanzt, der für die sofortige Eröffnung der Offensive war.
    »Gern, wenn Sie in ihre Falle gehen möchten.«
    »Was?«
    »Die einzige uns mögliche Haltung ist die der trauernden blutjungen Witwe, der Unrecht geschah und die von einem Mann mit starkem Willen in eine frühe Ehe getrieben wurde – nicht die der verarmten, habgierigen Witwe eines reichen Minderjährigen, der gegen den Willen seiner Mutter eine mittellose Dame zweifelhafter Herkunft geheiratet hat – bitte, seien Sie nicht ärgerlich, ich sage Ihnen nur, was gesagt werden könnte und wahrscheinlich gesagt werden wird. Sie müssen warten, Angélique, und so tun, als hofften Sie, daß Tess sich wie ein menschliches Wesen benehmen wird. Wenn Sie, äh, ein Kind von ihm erwarteten, wäre das überaus hilfreich.«
    »Und wenn nicht?«
    »Denken wir darüber nach, wenn es geschieht, ich meine, wenn es nicht geschieht. Reichlich Zeit, um…«
    »Ich habe nicht reichlich Zeit. Mir wird das Geld ausgehen.«
    »Seien Sie geduldig.«
    Mon Dieu, Geduld! Männer und ihre Geduld.
    Jetzt, da Angélique wußte, daß sie kein Kind von Malcolm erwartete, schob sie alle Pläne beiseite, die sie für den Fall einer Schwangerschaft geschmiedet hatte, und konzentrierte sich auf die anderen Überlegungen.
    Ein sofortiger Angriff auf diese Frau? Nein, das kommt später, da hat Mr. Skye recht. Ich muß zuerst herausfinden, was sie tun wird. Dazu muß ich Hoag oder Babcott informieren. Hoag hat mir ihre Botschaft überbracht, also ist er derjenige, der es als erster erfahren soll. Nicht nötig, mich von ihnen betatschen zu lassen, von keinem von ihnen. Ich kann es ihm einfach sagen. Sofort oder später? Lohnt es sich, André oder Edward zu fragen? Ich glaube nicht.
    Daß ich mich nicht mit einem Baby herumschlagen und auf es Rücksicht nehmen muß, macht mein Leben einfacher und verbessert meine Chancen auf eine neue Heirat. Was immer auch geschieht, wie jedes Mädchen auf der Welt brauche ich einen Beschützer, den richtigen Ehemann. Ich habe nicht genug Geld, um nach Paris zurückzukehren und mich dort niederzulassen. Ich habe keine Aussichten, außer durch eine Vereinbarung mit Struan’s – nein, nicht mit der Firma, sondern mit dieser Frau. Selbst Edward ist darin verwickelt. Vor allem er. Ohne eine gute Regelung für mich wird sein Interesse an einer Heirat verschwinden. Das ist nur fair, denn meines wird noch schneller verschwinden. Er ist in mich verliebt, ich bin nicht in ihn verliebt, obwohl ich ihn sehr mag, aber ohne beiderseitige finanzielle Sicherheit ist die Verbindung unsinnig.
    Immer wieder diese Frau, dachte Angélique, nicht wenig erfreut über die Art, wie ihr Geist arbeitete, kühl und logisch, alle Aspekte prüfend, wie eine vorsichtige Frau das tun sollte.
    Ich kann einen Monat auskommen oder zwei, mehr nicht – wenn ich André kein Geld mehr gebe. Bald werden mir die Chits ausgehen, Albert kann jeden Tag Anweisung bekommen, meinen Kredit zu sperren und mich hinauszuwerfen. Ich kann ihre Tücke beinahe spüren. Macht nichts, ich kann in die französische Gesandtschaft ziehen. Aber sie werden mich nicht sehr lange aushalten.
    Sir William? Er hat keinen Grund, mehr für mich zu tun, als er bereits getan hat. André ist der einzige, über den sie keine Macht hat und der mir helfen kann. Klar denken, Angélique, das stimmt nicht! Wenn André sieht, daß mir das Geld ausgeht oder ausgegangen ist, ist nicht vorauszusehen, wozu er in seiner Verzweiflung fähig ist. Er könnte Tess dieses schreckliche Papier verkaufen, er könnte ihr den Beweis für die… die Vergangenheit liefern. Er ist ein Zyniker, gefühllos genug oder schlau genug, um den Nachweis dafür zu behalten, daß ich mit den Ohrringen, die ich verloren habe, für die Medizin bezahlt habe. Er würde sich mit wesentlich weniger Geld zufriedengeben als ich.

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