Noch ein Kuss
Mann griff nach ihrer Hand. »Wir gehen schon seit Jahren zur Eheberatung. Aber jedes Mal, wenn wir versucht haben, mit dir zu reden, hast du uns weggeschickt. Wir haben dir nie einen Vorwurf gemacht, aber wir konnten keinen Weg finden, die Dinge auch für dich wieder geradezurücken.«
Carly lächelte. »Weil das nicht eure Aufgabe ist. Ich bin erwachsen, und ich habe es zugelassen, dass die Vergangenheit mich beherrscht.« Aber damit war es nun vorbei.
»Es tut uns so leid. Besonders .«
Carly schüttelte den Kopf. Dann wischte sie sich die Tränen ab, die ihr übers Gesicht liefen. »Weißt du, irgendwie sind wir alle schuld. Trotzdem … «
»Ich würde gerne von vorne anfangen«, sagte Anne. »Mir ist klar, dass es zu spät ist, die Mutter zu sein, die du verdient hast, aber ich wünsche mir mehr Kontakt, als wir in letzter Zeit hatten. Es ist selbstsüchtig, aber … «
Carly wartete nicht, bis ihre Mutter den Satz ausgesprochen hatte. Spontan setzte sie sich zu ihren Eltern aufs Sofa … und gliederte sich wieder in die Familie ein.
Kapitel 11
»Hallo. Ich möchte das Abonnement Ihrer Zeitung kündigen«, sagte Carly zu dem gesichtslosen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung.
»Du kannst nicht einfach die Augen davor verschließen, Carly.« Juliette, die ihr gegenüber auf dem Sofa saß, legte ihre Füße auf den Couchtisch. »Es wird auch im Fernsehen und im Radio darüber berichtet. Weißt du, wie sein Chef heißt? Oder vielleicht weiß Peter etwas … «
Ohne auf ihre Freundin zu achten, wiederholte Carly die Fragen, die ihr gestellt wurden. »Warum ich kündigen möchte?« Weil es ihr nicht möglich gewesen war, sich mit ihrem Morgenkaffee und den Neuigkeiten des Tages zu befassen, ohne etwas über das vom Krieg zerrissene Land zu lesen, in dem Mike sich aufhielt. Es gab immer nur schlechte Nachrichten, und das führte dazu, dass sie andauernd Albträume hatte und nicht genug Schlaf bekam.
Carly seufzte. »Ich habe einfach nicht genug Zeit zum Lesen. Tut mir leid.« Sie nahm das Telefon in die andere Hand. »Nein, ich möchte nicht einmal mehr die Zeitung von morgen. Danke.« Sie legte auf und starrte auf die Zeitungen des vergangenen Monats, die sich auf dem Tisch stapelten.
»Ein Fall für die Mülltonne«, meinte Juliette.
Da Carly vergessen hatte, die Zeitung abzubestellen, ehe sie in die Hamptons gefahren war, hatte ihre aufmerksame Nachbarin die alten Ausgaben der für sie aufbewahrt, solange sie fort war. Ein Stapel Zeitungen vor der Tür hätte geradezu nach einem Einbruch in ihr Appartement geschrien, und Carly war dankbar, dass jemand so freundlich gewesen war, sich darum zu kümmern. Sie hatte nur daran gedacht wegzukommen – und nicht geahnt, was sie bei ihrer Rückkehr erwarten würde.
Sie griff nach der obersten Zeitung und sofort sprangen sie die Überschriften an und entwickelten ein Eigenleben. Schon wieder ein kleines Land im Krieg. Zahlreiche Verletzte … . Sie ließ die Zeitung fallen und schloss die Augen, doch es gab kein Entrinnen vor den quälenden Bildern, die sie verfolgten.
Sanft legte Juliette einen Arm um ihre Schultern und drückte sie aufmunternd. »Die brauchen wir nicht mehr.« Sie schnappte sich die restlichen Zeitungen und trug sie zum Müllschlucker auf dem Flur.
»Du bist eine gute Freundin«, sagte Carly, als Juliette wiederkam.
»Du auch. Also, was meinst du, sollen wir ein bisschen spazieren gehen? Das macht den Kopf frei und bringt uns vielleicht auf eine Idee, wie wir seinen Chef kontaktieren und … «
»Nein!«
»Warum nicht? Du liebst ihn; das hast du selbst zugegeben.«
»Weil es nicht darauf ankommt, wie mich fühle. Er ist gegangen, Jules. Dass ich ihn nicht gebeten habe zu bleiben, spielt dabei keine Rolle. Wenn er in den Staaten sein wollte, wäre er hier, ganz unabhängig von mir. Ich habe kein Recht, ihn von dem Leben fernzuhalten, das er liebt. Er legt sich nicht gerne fest. Das habe ich immer gewusst.«
Hier ging es nicht darum, was sie sich wünschte, sondern darum, den Mann zu verstehen, den sie liebte, und mit ihrem eigenen Leben voranzukommen. Ein lautes Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken. Carly wischte die feuchten Hände an ihrer Jeans ab und ging zur Tür. Als sie durch den Spion sah, überschlug sich ihr Magen unwillkürlich.
Seit den Hamptons hatte sie Peter nicht mehr gesehen. Sein Auftauchen konnte nichts Gutes bedeuten. Schnell riss sie die Tür auf. »Was ist passiert?«, fragte sie statt einer
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