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Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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sein Bruder wieder außer Landes ist.«
    Carly versteifte sich. »Und?«
    »Tja, Mike hat mich mal besucht. Er ist ganz anders als Peter.«
    Carly lächelte. »Stimmt.«
    »Deinem verträumten Gesichtsausdruck nach zu urteilen würde ich sagen, das trifft sich gut. Sicher bist du nicht gerade glücklich, dass er fort ist.«
    »Glaubst du etwa, ich sei hier, um über mein Liebesleben zu reden?«
    Peinlich berührt veränderte Roger seine Sitzposition, und ein verlegener Ausdruck glitt über sein Gesicht. »Als du anriefst, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Aber ich wusste, dass wir nicht weiterkommen würden, wenn ich dich nicht unter Druck setze. Falls ich zu weit gegangen sein sollte, tut es mir leid.« Offensichtlich fiel ihm nach so langer Zeit ein Vater-Tochter-Gespräch auch nicht ganz leicht.
    Carly seufzte. »Bist du ja gar nicht. Und da ich nun schon mal hier bin, können wir uns genauso gut sagen, was uns auf der Seele liegt.«
    »Tja, Peter scheint zu denken, dass du Mike weggeschickt hast, weil Peter dir so wehgetan hat. Er fängt immer wieder davon an, wenn ich Zeit für ihn habe, aber ich bin mir da nicht so sicher.«
    Unwillkürlich musste Carly lachen, was ihre innere Anspannung etwas löste. Verwundert und leicht schockiert sah ihr Vater sie an. »Wer außer Peter könnte eine so hohe Meinung von sich selbst haben?«, fragte sie ihn. »Als ob mein ganzes Leben davon bestimmt würde, was getan hat.«
    Auch Carlys Vater lachte in sich hinein, wurde aber schnell wieder ernst. »Leider weiß ich es besser. Dein ganzes Leben wird vielmehr davon bestimmt, was getan habe. Und ich wünschte, ich würde mich mit dieser Ansicht selbst überschätzen, aber so ist es nicht.«
    Es blieb also ihrem Vater, dem nüchternen Anwalt, überlassen, Klartext zu reden und die Unterhaltung auf den wahren Grund ihres Kommens zu lenken. »Nun ja, so wie ich Peter kenne, glaubt er wahrscheinlich, dass ich vor lauter Trauer um ihn endlose Nächte wach gelegen habe.«
    Roger lächelte sie an. »Zu seinen Gunsten muss ich sagen, dass er meiner Meinung nach versucht, seinen Fehler wiedergutzumachen, indem er mir Informationen liefert, die ich benutzen könnte, um dir wieder näherzukommen.«
    »Suche immer nach dem echten Motiv«, sagte Carly mahnend, aber immer noch lächelnd. Zu ihrer Überraschung waren Vater und Tochter sich in diesem Moment einmal einig. Eine Seltenheit in ihrem Leben. »Ich wette, er glaubt sogar, dass Mike für mich nur ein Ersatz war.«
    »Aber das stimmt nicht.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Roger sah Carly in die Augen.
    »Nein«, flüsterte sie. Trotzdem hatte sie Mike von sich gestoßen, und schuld daran war der Fehltritt ihres Vaters. Sie hatte Angst davor gehabt, sich an Mike zu binden. Nicht weil sie fürchtete, dass sie fremdgehen würde wie ihr Vater, sondern weil sie, wie Mike einmal behauptet hatte, Angst davor hatte, innerhalb der Ehe die gleichen Fehler zu begehen wie Roger.
    Also hatte sie sich aufgemacht, um sich der Vergangenheit ihres Vaters zu stellen, damit sie mit ihrem Leben vorankam. »Und warum hast du es nicht getan? Dich mir angenähert, meine ich. Wenn Peter dir all das erzählt hat, warum hast du mich nicht besucht, um mit mir zu reden?«
    Roger hatte den Anstand, ein betretenes Gesicht zu machen. »Weil ich wusste, dass du mich abweisen würdest. Zumindest habe ich es befürchtet.«
    Er legte seine Hand auf Carlys Hand, die auf der Armlehne der braunen Leder-Récamiere ruhte. Die tröstliche Geste beruhigte sie, was die Frage aufwarf, warum sie so lange gezögert hatte, den einen Mann aufzusuchen, der in ihrem Leben so wichtig war.
    Das war ein Fehler gewesen, den sie bei Mike nicht wiederholen wollte  – falls er jemals in die Staaten zurückkehrte.
    »Mike war viel mehr als nur ein Ersatz, oder?«, fragte Roger leise.
    »Ja, das war er. Ich meine, das ist er.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Carly verkniff sich ein Stöhnen. Über die Familie zu reden war eine Sache, ihre Beziehung zu Mike zu diskutieren etwas anderes. Es fühlte sich seltsam und unangenehm an, doch sie hätte wissen müssen, dass ihr Vater stur bleiben würde. Schließlich war er Strafverteidiger.
    »Weißt du, das alles kommt mir irgendwie scheinheilig vor. Damals, als ich dich gebraucht habe, hast du nicht mit mir reden wollen. Wie kommst du darauf, dass ich jetzt etwas von dir möchte?«
    »Weil du nach all diesen Jahren zu mir gekommen bist. Und weil du nach all dieser

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