Noch einmal - mit viel Liebe
wollte sie das Ganze so schnell wie möglich über die Bühne bringen.
Das gefiel Nick ganz und gar nicht. Seit er sie geküsst und sie seine Küsse erwidert hatte, verspürte er ein merkwürdiges, schmerzliches Sehnen in der Brust – genau wie damals, wenn sie zusammen gewesen waren. Brittany faszinierte ihn, sie machte ihn wütend und entfachte gleichzeitig ein überwältigendes Verlangen in ihm. Und auch wenn er sich einredete, die Heirat mit ihr sei lediglich Mittel zum Zweck, so wusste er es tief im Innern doch besser.
Nick hatte sich immer eine Familie gewünscht, wie er sie selbst nie gehabt hatte. Und die einzige Frau, mit der er sich das je hatte vorstellen können, saß eine halbe Armlänge von ihm entfernt.
„Fällt dir sonst noch etwas ein?“
„Wie wäre es mit einer Anzeige in der Zeitung, damit es authentisch wirkt?“
„Genau!“ Schnell schrieb Brittany den Punkt auf. „Ich würde dir ja gern sagen, dass du ein Genie bist, aber das würde dir nur zu Kopf steigen.“
„Versuch es doch mal.“ Nick beugte sich zu ihr, um ihr eine Strähne aus der Stirn zu schieben. Doch bevor er das tun konnte, sahen sie einander für einen leidenschaftlichen Moment lang in die Augen. Dann sprang Brittany auf.
„Gut, dann wären wir ja fertig. Danke noch mal für das tolle Abendessen.“ Sie schob sich ihr Notizbuch in die Umhängetasche. „Ich schicke dir morgen eine Kopie der Liste“, fügte sie strahlend lächelnd hinzu. „Da wir nicht viel Zeit haben, sollten wir alles möglichst bald organisieren. Ich …“
„Red?“ Brittany, die gerade hastig das Zimmer hatte verlassen wollen, blieb stehen.
„Ja?“
Er sah, wie sie tief einatmete und sich ihre Brüste unter dem engen Top hoben und senkten.
„Du bist zwar jetzt eine erfolgreiche Großstädterin, benimmst dich aber wie eine Jungfrau vom Land.“
Statt der erwarteten scharfen Entgegnung sah sie ihn nur aufgebracht an und errötete heftig, bevor sie hinauseilte.
Brittany streckte die Zehen in ihren Garfield-Hausschuhen und zog den flauschigen orangeroten Morgenmantel enger um sich, während sie ihre E-Mails überflog. Dazu trank sie heiße Schokolade, denn sie brauchte dringend etwas Tröstliches.
Nick hatte recht gehabt. Sie hatte sich wirklich wie eine Jungfrau vom Land benommen, genauso, wie sie es früher in seiner Gegenwart oft getan hatte. Jedes Mal, wenn sein Blick sie gestreift hatte, war sie zusammengezuckt. Und dann hatte er sie auch noch angesehen, als hätte er sie am liebsten auf der Stelle vernascht – nicht nur einmal.
Ihre lachhafte Ausrede, sie müssten sich konzentrieren, hatte Nick ganz sicher nicht geglaubt. Das hatte sie an seinem wissenden Blick, dem Glimmen in seinen braunen Augen und dem zufriedenen Lächeln gesehen, dass seine Lippen umspielte. Die Lippen, die Brittany nur allzu gern geküsst hätte. Doch sie war klug genug gewesen, ihn abzuwimmeln.
Sie wollte keine richtige Ehe mit Nick führen. Ihre vielversprechende Karriere in London, die Beförderung, ihre guten Freunde und ihr tolles Apartment genügten ihr vollauf. Mehr konnte man sich doch nicht wünschen!
Und Nick würde ihr nicht geben können, was sie sich wünschte. Denn sein Leben spielte sich am anderen Ende der Welt ab – genau an dem Ort, von dem Brittany unbedingt hatte fliehen wollen. Außerdem wollte er keine echte Ehe mit ihr führen, auch wenn sich ein kleiner Teil von ihr insgeheim danach sehnte.
Wie bitte? dachte Brittany, erschrocken über diesen Gedanken.
Sie trank einen Schluck heiße Schokolade, genoss die geschmolzenen Marshmallows auf der Zunge und seufzte.
Ja, sie musste sich eingestehen, dass etwas in ihrem tollen, aufregenden Leben in London fehlte: eine feste Beziehung. Nicht eine dieser flüchtigen Liebeleien, bei denen man sich einmal in der Woche traf, um gemeinsam zu Abend zu essen und miteinander zu schlafen. Das hatte Brittany ausprobiert und als deprimierend empfunden. Denn für keinen Mann hatte sie auch nur annähernd dieselben Gefühle gehabt wie damals für Nick.
Wütend über sich selbst, musste Brittany sich eingestehen, dass sie sich verhielt wie schon zehn Jahre zuvor. Ständig war sie in Gedanken bei Nick. Ob er auch nur annähernd ähnlich für sie empfand?
Das ist doch wirklich albern, dachte sie und tippte heftig auf der Tastatur herum, um einige Mails zu löschen. In diesem Moment fiel ihr eine Nachricht mit der Betreffzeile „Wichtige Änderung!“ ins Auge. Darin teilte ihr Chef ihr mit, dass er nun
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