Noch einmal - mit viel Liebe
glitt.
„Schlaf schön, Red.“
Wohl kaum, dachte sie ironisch und schaltete das Licht aus, froh darüber, ihn nicht mehr sehen zu müssen. Den Anblick von Nick, wie er nur in schwarzen Boxershorts vor ihr stand, würde sie wohl die nächsten Jahre nicht vergessen.
„Warum bist du damals eigentlich weggelaufen?“, fragte Nick.
Seufzend drehte Brittany sich zu ihm um. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie seine Umrisse in der Dunkelheit erkennen. „Ich bin nicht weggerannt“, verteidigte sie sich, ohne nachzudenken.
„Doch, bist du wohl.“
Nicks leise Stimme klang vorwurfsvoll und bedauernd zugleich, sodass Brittany sich unwillkürlich fragte, wie er damals wohl empfunden hatte.
Nach ihrer Ankunft in London war sie so sehr damit beschäftigt gewesen, mit ihrem eigenen Schmerz zurechtzukommen, dass sie alle anderen Gedanken verdrängt hatte. Teil ihrer Strategie war es gewesen, Nick vor sich selbst in einem schlechten Licht darzustellen: Er verdiente sie nicht, war nicht fähig, tief zu empfinden, und außerdem bedeutete sie ihm nichts.
Aber was wäre, wenn sie ihm nun doch wichtig gewesen war und es einen anderen Grund dafür gegeben hatte, dass er nicht mitgekommen war?
„Ich brauchte einfach einen Neubeginn“, sagte sie, was ja auch stimmte. Doch den eigentlichen Grund konnte sie Nick nicht verraten.
„Aber warum ausgerechnet in London und nicht zum Beispiel in Brisbane, wo du vor deiner Abreise einen Monat lang gelebt hast? Oder in Sydney oder in Melbourne? Dann hätten wir in Kontakt bleiben und versuchen können, eine Be…“ Nick verstummte.
Bei seinen Worten hätte Brittany sich um ein Haar abrupt aufgesetzt und das Licht wieder angeschaltet. Hatte Nick wirklich sagen wollen, sie hätten eine Beziehung haben können, wenn sie nicht vor ihrem Vater so weit weg wie möglich geflohen wäre?
„Was hätten wir versuchen können?“, fragte sie nach.
„Eine enge Freundschaft“, erwiderte Nick.
Tiefe Enttäuschung erfüllte Brittany bei seinen Worten. Andererseits war es jedoch besser, als wenn er ihr gesagt hätte, er hätte ihre tiefen Gefühle mit derselben Intensität erwidern können.
„Ich weiß, dass ich mich vor deiner Abreise idiotisch benommen habe und es zwischen uns nicht unkompliziert war, aber trotzdem verband uns doch eine innige Freundschaft. Die hat mir gefehlt, als du weg warst.“
Wow, dachte Brittany. Er hat mich vermisst. Und er gibt es sogar zu!
„Und ich dachte immer, ich wäre dir nicht wichtig!“
„Oh doch.“
Die zwei kurzen Worte hingen in der Luft, als sich zwischen ihnen ein Schweigen ausbreitete, erfüllt von verschwiegenen Wahrheiten und vergessenen Träumen.
„Tja, so ist das eben manchmal im Leben“, stellte Brittany fest.
Nick lachte leise und ein wenig gezwungen, um die Anspannung zu lösen. „Wir beide haben seit damals viel erreicht. Aber egal, wie oft ich dir Kröten in die Schultasche gesteckt oder deine Zöpfe am Stuhl festgebunden habe – du bist mir wichtig. Gute Nacht.“
Nach Nicks Geständnis fühlte Brittany, wie ein wohliges, warmes Gefühl sich in ihr ausbreitete und sie einhüllte. Wie sollte sie ihm gegenüber nur immun bleiben, wenn er solche Dinge sagte? Und wollte sie das überhaupt?
„Träum schön“, flüsterte sie und kuschelte sich tiefer unter die Decke. Doch an Schlafen war nicht zu denken. Stattdessen musste sie sich über ihre wieder erwachenden Gefühle für einen Mann Gedanken machen, der besser Teil ihrer Vergangenheit hätte bleiben sollen.
9. KAPITEL
Gegen Mitternacht wurde Nicks tiefer, traumloser Schlaf von einem Lufthauch an seinem Ohrläppchen gestört.
Er öffnete die Augen – und stellte fest, dass sich eine äußerst verführerische Frau an seine Brust schmiegte, den Arm besitzergreifend über seinen Oberkörper gebreitet, ein Knie an seine Hüfte geschmiegt. Es war nicht einfach irgendeine Frau, sondern Britt – mit der er seit gestern verheiratet war und die er heftig begehrte.
Eigentlich hätte er sich vorsichtig von ihr lösen sollen. Doch als Brittany sich nun im Schlaf noch enger an ihn schmiegte und das Knie weiter dorthin schob, wo Nicks wachsendes Verlangen immer deutlicher spürbar wurde, waren seine guten Vorsätze schnell vergessen. Fast hätte er laut aufgestöhnt.
Natürlich könnte er den Gentleman spielen, aber das machte doch keinen Spaß! Außerdem hatte Nick es genossen, als Jugendlicher das leicht verruchte Image eines Rebellen zu haben. Dank des
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