Noch einmal - mit viel Liebe
Klatsches, den es in Kleinstädten nun einmal gab, hatte dieses Image eine Eigendynamik bekommen. Auch dass er geraucht hatte und Motorrad gefahren war, hatte dazu beigetragen. Es hatte viele Gerüchte gegeben, über seine angebliche Totenkopf-Tätowierung oder darüber, dass er mit nacktem Oberkörper auf seiner Harley bis nach Sydney gebraust war. Nick hatte darüber gelacht, war aber auch gleichzeitig erschrocken, wie schnell Gerüchte die Runde machten.
Als er wieder einen leichten Lufthauch am Ohr verspürte, begleitet von einem leisen Stöhnen, rückte er vorsichtshalber ein wenig zur Seite. Brittany hatte ihm nur allzu deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht verführt werden wollte. Das war ihm schon beim Anblick ihres Schlafanzugs klar gewesen.
Nick hatte wirklich keine Lust gehabt, sich alles noch einmal anzuhören. Seiner Ansicht nach durften sich das Geschäftliche und der Spaß gerne vereinen. Aber er wollte nicht darauf beharren, nachdem Brittany ihm unmissverständlich dargelegt hatte, dass sie es anders sah.
„Nick?“, riss ihn ein schlaftrunkenes Flüstern aus den Gedanken, und sein Verlangen wurde so heftig, dass er am liebsten wieder näher zu ihr gerückt wäre. Doch er war fest entschlossen, die Situation nicht auszunutzen – ganz egal, wie sehr er seine Frau begehrte.
„Schlaf weiter“, sagte er leise und streichelte ihr übers Haar. Ein Teil von ihm schien förmlich zu schmelzen, als Brittany sich an ihn schmiegte. Und statt wegzurücken, legte er den Arm um seine Frau und zog sie noch enger an sich. Ihr Haar kitzelte ihn an der Schulter, er spürte ihre samtweiche Wange warm an seiner Brust, und ihr sanfter Duft nach Vanille und Lavendel hätte ihn fast überzeugt, dass dies für den Moment genug war.
Brittany war ein böses Mädchen. Als sie an jenem ersten Morgen in Nicks Armen aufgewacht war, hatte sie gespürt, dass er von ihr wegrücken wollte. Sie hatte ganz unbewusst im Schlaf den Kopf auf seine Brust gelegt und sich an ihn geschmiegt, doch dann hatte sie die Situation zu ihrem eigenen Vorteil genutzt und so getan, als würde sie noch schlafen. Aber in Wirklichkeit hatte sie das Gefühl genossen, wie ihr Kopf auf Nicks festem, durchtrainiertem Oberkörper ruhte. Nicks warmer, muskulöser Körper und sein maskuliner Duft hatten sie ebenso heftig erregt wie früher.
Und Brittany, die wirklich ein sehr böses Mädchen war, hatte an jedem folgenden Morgen dieselbe Taktik angewandt – geschlagene zwei Wochen lang. Mittlerweile hielt sie die Anspannung kaum noch aus. Wenn es ihrem Mann doch nur genauso gehen würde!
„Wie läuft es mit deiner Präsentation?“
Brittany, die tief in Gedanken aus dem Fenster geblickt hatte, schreckte auf. Vor ihr stand das Objekt ihrer Begierde und betrachtete sie kühl.
Sicher war seine Gleichgültigkeit nur vorgetäuscht. Denn immerhin hatte er wirklich vorgehabt, in der Hochzeitsnacht die Ehe zu vollziehen. Oder konnte er sein Verlangen einfach so ausschalten?
Sieht so aus, dachte Brittany, die seine düstere Miene und den zusammengepressten Mund betrachtete. Betont gelassen wies sie auf einen Stapel Papiere vor sich auf dem Tisch.
„Der Fotograf hat jede Menge Aufnahmen gemacht. Morgen fährt der Kameramann zur Plantage, und ich trage die historischen Informationen zusammen, die aus den Aufzeichnungen deines Großvaters stammen. Mit anderen Worten, alles läuft prima.“
Nick setzte sich auf die Tischkante, sodass sich nun seine Gürtelschnalle auf Brittanys Augenhöhe befand. Schnell stand sie auf, denn sie hatte auch ohne diesen Anblick schon genug wilde Gedanken.
„Du bist sehr beschäftigt.“
„Ja. Allein meine Liste für heute ist etwa einen Kilometer lang. Ich muss zum Beispiel zur Plantage fahren, um weitere Orte für Fotos zu finden. Außerdem muss ich sie mit den Informationen abgleichen, die in der Präsentation vorkommen sollen …“
„Warte mal.“ Nick umfasste ihre Hand und verhinderte damit, dass Brittany zurückwich.
Sie zog eine Augenbraue hoch, um sich nicht anmerken zu lassen, was die Berührung in ihr auslöste. „Was ist denn?“
Nick schüttelte den Kopf und drückte ihre Hand, bevor er sie losließ. „Ich bin nicht sonderlich gut in dieser Sache, dieser gespielten Ehe.“
Machte ihm die sexuelle Anspannung also doch langsam zu schaffen?
„Du bist es wohl nicht gewohnt, dir mit einer Frau eine Suite zu teilen?“, fragte sie neckend.
Doch Nick sah sie nur durchdringend an. „Ich bin es nicht
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