Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
„Was haben Sie?“
    „Sie wollen doch sicher nicht, dass Ihr Vater sich Sorgen um Sie macht. Bei dem Unwetter hätte er garantiert alle Hebel in Bewegung gesetzt. Es ist besser, die Küstenwache weiß Bescheid, bevor eine große Suchaktion gestartet wird.“
    „Sie hatten kein Recht, das zu tun!“, rief Marnie empört.
    „Wahrscheinlich nicht. Damit Sie’s wissen – das Nervenkostüm Ihres Dads schert mich keinen Deut. Aber mir scheint, Sie legen keinen großen Wert darauf, dass er die Kavallerie hinter Ihnen herschickt. Hey, stopp, Sie brauchen nicht …“
    Aber Marnie ließ sich ins kalte Wasser gleiten und half, das Boot an Land zu bugsieren.
    „Hat schon irgendjemand festgestellt, dass Sie eine störrische junge Dame sind?“
    Sie lachte leise.
    Adam musterte sie abschätzend, und ihm wurde bewusst, dass er sie in den paar Jahren, in denen sie zusammengearbeitet hatten, nie richtig kennengelernt hatte. „Was ist eigentlich mit Ihnen, Marnie? Sie schleppen etwas mit sich herum.“
    „Das klingt ganz nach dem Topf, der den Ruß am Kessel bemängelt“, konterte sie. Vor Kälte schlotternd, zog sie gemeinsam mit Adam das Boot auf den Strand.
    „Der Vergleich stimmt, aber ich bin nicht in Reichtum und Luxus aufgewachsen.“
    „So wie ich, nicht wahr?“ Sie warf ihre nassen Haare zurück und griff nach ihren Taschen. „Genau das ist mein Problem. Aber ich habe nicht die geringste Lust, weiter darüber zu reden. Oben auf dem Kliff ist ein leer stehendes Hotel, wo ich zu übernachten gedenke. Wenn Sie mitkommen wollen, meinetwegen. Wenn nicht, ist es mir auch egal. Zur Stadt geht es dort entlang.“ Sie zeigte mit der Taschenlampe nach Süden. „Ein Fußmarsch von zwei bis drei Stunden. Es liegt ganz bei Ihnen.“ Damit hob sie ihre Taschen auf und stapfte in Richtung Norden den Strand entlang.
    Adam überlegte nicht lange und folgte ihr.

4. KAPITEL
    Victor Montgomery knallte den Telefonhörer auf. Marnie und ihr Unabhängigkeitstick! Seine Hände zitterten so heftig, dass er sie in den Hosentaschen vergrub. Was war mit dem Mädchen los? Unten im Foyer amüsierten sich zweihundert Leute, stießen mit seinem Champagner auf den Erfolg des Hotels an, während Marnie in einem Höllenorkan ihr Leben riskierte.
    Und er musste so tun, als wäre alles in Ordnung. Als würde er sich nicht zu Tode um seine Tochter sorgen.
    „Probleme?“, fragte Kate und strich sanft über das Revers seiner Smokingjacke. Aufmunternd lächelte sie ihm zu.
    Auf Kate kann ich mich wenigstens verlassen, dachte er und versuchte, seiner Gefühle Herr zu werden. Sie besaß genug Verstand, das zu tun, was von ihr erwartet wurde.
    „Marnie. Sie macht mir Sorgen.“
    Kate zog die Augenbrauen hoch und seufzte. „Sie ist fast fünfundzwanzig, Victor.“
    „Und kann deshalb tun, was ihr gerade in den Kopf kommt, meinst du.“
    „Sie ist kein Kind mehr. Du kannst sie nicht für immer anbinden, Vic.“
    „Hätte ich es bloß getan!“ Victor starrte an Kate vorbei auf den dunklen Sund. Wann hatte er Marnie verloren? Und warum? Hatte er ihr nicht alles gegeben? Hatte er sie nicht auf die besten Schulen geschickt, die besten Kindermädchen ins Haus geholt, hatte er ihr nicht so viel Zeit wie möglich gewidmet? Wenn doch Vanessa noch leben würde. Dann wäre alles …
    „Senator Mann wartet auf dich“, erinnerte Kate ihn behutsam. Sie füllte sein Glas neu und reichte ihm den Drink.
    „Ich weiß, ich weiß. Wahrscheinlich hofft er auf einen Scheck für seine Wahlkampagne.“
    Kate lachte leise. „Ja, wahrscheinlich.“
    Noch immer mit den Gedanken bei Marnie, trank er einen Schluck Whiskey und wartete auf die beruhigende Wirkung. Einen Moment lang überlegte er, ob er sich Kate anvertrauen sollte. Aber er hatte seine Gefühle nie einer Frau mitgeteilt, außer Vanessa. Nicht einmal Marnie wusste etwas von seinen Sorgen und Wünschen. Oh, wie sehr Vanessa ihm fehlte. Sie war schon so lange nicht mehr bei ihm …
    Er zwang sich in die Gegenwart zurück und legte Kate leicht die Hand auf den Arm. „Sei so lieb und sag dem Senator, dass ich in einer Minute unten bin. Und schick mir bitte Kent, ja?“
    „Ich eile.“ Sie warf ihm ein liebendes Lächeln zu und schritt in einer Wolke von Parfüm und raschelnder Seide hinaus.
    Eine schöne Frau, dachte Victor. Eine anmutige Frau. Eine Frau, mit der er leben könnte. Wenn die Erinnerung an Vanessa nicht wäre.
    Er zupfte an seinen Manschetten und warf einen Blick in den Spiegel. Du wirst alt,

Weitere Kostenlose Bücher