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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefunden“, antwortete sie ausweichend.
    „Ich wurde freigesprochen, verdammt noch mal!“ Mit zwei schnellen Schritten war er so dicht neben ihr, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen Augen bemerkte. Seine Nasenflügel bebten.
    „Freigesprochen wurden Sie nicht“, sagte sie ruhig. „Es fehlte nur an Beweisen, um Sie anzuklagen.“
    Er zog scharf die Luft ein. „Na ja, Miss Montgomery, ich habe mich wohl in Ihnen geirrt. Ich dachte, Sie wären der einzige Mensch in dem Unternehmen, der die Intrige gegen mich durchschaut hat. Aber Sie sind wie die anderen.“
    „Nicht ganz.“ Für einen Moment überlegte sie, ob sie ihm sagen sollte, dass sie versucht hatte, ihren Vater und den Vorstand von seiner Unschuld zu überzeugen. „Im Gegensatz zu den anderen habe ich Sie als blinden Passagier am Hals. Sie sind ohne Einladung an Bord gekommen, und ich möchte, dass Sie gehen.“
    „Wie denn? Sie scheinen zu glauben, dass jemand, der fünfhunderttausend spurlos verschwinden lässt, auch imstande sein muss, übers Meer zu wandeln.“
    „Warum versuchen Sie’s nicht?“, erwiderte sie ärgerlich. Der Mann hatte auch noch den Nerv, in dieser unmöglichen Situation Witze zu machen. Er war unverbesserlich. Marnie bekam leise Zweifel an Adams Lauterkeit. Wer als ungebetener Gast auf einem Fest erschien und heimlich auf ein fremdes Schiff ging, der bewies seine Skrupellosigkeit. Wahrscheinlich war Adam auch ein Dieb.
    Es hatte Zeiten gegeben, da hätte Marnie seinem Urteil vertraut. Sie hatten eng zusammengearbeitet, und auf den vielen Konferenzen und Besprechungen hatte Marnie seine sichere, direkte Art schätzen gelernt. Adam hatte immer offen seine Meinung gesagt und sich auch nicht gescheut, ihrem Vater zu widersprechen.
    Kent hingegen arbeitete sorgfältig daran, keine eigene Meinung zu haben und genau wie Victor zu denken. Der sprichwörtliche Jasager. Und diesen Mann hatte sie zu lieben geglaubt. Marnie erschauerte bei dem Gedanken. Sie war dumm und blind gewesen, das verwöhnte reiche Mädchen, das sich in romantischen Fantasien verfängt …
    Die Dieselmaschine röhrte, als das Schiff gegen den schweren Wellengang ankämpfte. Plötzlich erzitterte der Rumpf. Das Rad entglitt Marnies Händen, und Adam sprang hinzu, um das Ruder zu halten. Er stand hinter Marnie, seine Arme hielten sie gefangen. „Man muss ein Idiot sein, um bei solch einem Sturm rauszufahren“, murmelte er.
    Ein Idiot oder jemand, der eine Höllenfahrt für ein eigenständiges Leben in Kauf nimmt, dachte Marnie wütend. Der Duft seiner Haut hüllte sie ein, ein Gemisch von Aftershave und dem frischen Geruch von Wasser und Meeresluft.
    „Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie an einem Abend an zwei verschiedenen Orten uneingeladen erschienen sind? Das dürfte eine Art Rekord sein, meinen Sie nicht auch?“
    „Im Moment weiß ich überhaupt nicht, was ich denken soll“, bekannte er. „Auf jeden Fall kann ich hundert Orte aufzählen, wo ich lieber wäre.“
    „Willkommen im Klub“, konterte sie bissig. „Ist zufällig Chinook Harbor darunter? Dorthin fahren wir jetzt nämlich.“
    „Sie wollen nach Chinook Harbor?“ Adam nahm die Hände vom Ruder und überließ es wieder Marnie.
    Sie stieß erleichtert den Atem aus, als sie nicht mehr seine bedrohliche Nähe spürte. „Eigentlich nicht, aber es ist der nächste Hafen, wo ich Sie absetzen kann.“ Während sie das Schiff auf die Küste zulenkte, plante sie in Gedanken die Weiterfahrt. Sie würde die Nacht über im Hafen bleiben und abwarten, bis der Sturm sich gelegt hätte. „Und dann …“, murmelte sie.
    Sie drehte sich zu ihm um, und ihr Blick sagte, dass es ihn nichts anginge, wohin ihre Fahrt ging.
    „Achtung!“, rief Adam, als er plötzlich die Boje entdeckte, die wild auf dem Wasser tanzte. „Sie sind zu nah dran!“
    Die Boje verschwand in einem Wellental. Marnie starrte angestrengt nach vorn. „Zu nah an was?“
    Krack! Eine heftige Erschütterung ging durch die „Marnie Lee“, und sekundenlang dachte Marnie, das Schiff würde auseinanderbrechen und sie würden sinken.
    „Verdammt, gehen Sie aus dem Weg!“ Adam schob sie unsanft zur Seite und riss die Tür auf.
    „Das ist Wahnsinn! Sie können nicht rausgehen …“ Der heulende Sturm trug ihre Worte fort.
    „Bleiben Sie am Ruder, und steuern Sie das Boot, zum Teufel!“
    Während sie verzweifelt versuchte, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, war Adam schon draußen an Deck. Er band sich ein Seil um die Taille

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