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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Victor Montgomery, stellte er stirnrunzelnd fest. Nicht dass siebenundfünfzig ein Greisenalter war, aber Victor bemerkte eine Anzahl mehr Krähenfüße um die Augen. Sein Haar wurde dünner, und von grau meliert konnte keine Rede mehr sein. Es war völlig weiß geworden. Auch sein Gewicht begann, ein Problem zu werden, und manchmal – verdammt! – fühlte er sich ganz einfach müde.
    Mit dem nahenden Alter verband Victor gewisse Wünsche. Er wollte mehr vom Leben als eine gigantische Hotelkette. Natürlich wäre das Geschäft ihm immer wichtig, aber er wollte, er brauchte seine Tochter an seiner Seite. Eine Tochter, die zusammen mit ihm arbeitete, eine Tochter, die glücklich verheiratet war, die Mutter seiner Enkelkinder, die er grenzenlos verwöhnen würde.
    Ein festes Klopfen an der Tür, und Kent betrat die Suite, adrett und geschniegelt. „Kate sagte mir, dass du mich sprechen möchtest.“ Er lächelte sein frisches Zahnpastalächeln.
    Victor mochte Kent. Der Junge war so voller Energie und Eifer. Er erinnerte ihn daran, wie er selbst vor fünfundzwanzig Jahren gewesen war. „Es geht um Marnie.“
    Das optimistische Lächeln schwand. „Ich dachte, sie sei gegangen.“
    „Ja. Und die ‚Marnie Lee‘ mit ihr.“
    „Was?“ Kent wurde blass. „Aber das kann sie doch nicht …“
    „Ich habe gerade einen Anruf von der Küstenwache bekommen.“
    „Mein Gott, was ist passiert?“
    „Marnie ist wohlauf“, beruhigte Victor ihn, aber das schien Kent nicht zu erleichtern. Im Gegenteil, er wirkte jetzt noch aufgeregter. Kein Wunder, bei dem Schreck, dachte Victor. Waren sie nicht alle nervös? Er schenkte Kent ein Glas Whiskey ein.
    „Was, um Himmels willen, ist passiert?“ Das Glas zitterte in Kents Händen.
    Victor berichtete, aber nur die Fakten. „Sie hat die ‚Marnie Lee‘ genommen, weil sie meint, dass eine Hälfte ihr gehört. Es stimmt ja auch. Ich habe euch beiden die Jacht geschenkt.“
    „Und das gibt ihr das Recht, zu verschwinden und mich hier hängen zu lassen?“, regte er sich auf. „Liebe Güte, was ist bloß in sie gefahren?“
    „Sie will unabhängig sein.“
    „Da hat sie sich den richtigen Moment ausgesucht.“ Er ging zum Fenster und starrte in die düstere Nacht hinaus. „Das da draußen sieht nach einem Orkan aus. Ich möchte wissen, was Marnie sich bei ihrer kleinen Vergnügungsfahrt gedacht hat. So ein bodenloser Leichtsinn!“
    „Es ist zum Glück nicht schlimm ausgegangen“, sagte Victor, obwohl er im Stillen dem Mann, den er sich als Schwiegersohn gewünscht hatte, recht gab. „Weißt du, Marnie hat diesen … diesen Tick, unbedingt auf eigenen Füßen stehen zu wollen. Sie wollte kündigen, aber ich konnte sie überreden, stattdessen einen langen Urlaub zu nehmen. Ja, und jetzt ist sie weg, um – ich zitiere ‚sich selbst zu verwirklichen‘. Was immer das bedeuten mag.“
    „Auf der ‚Marnie Lee‘.“ Kent zerrte an seiner Krawatte. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt.
    „Mit dem Boot gab es Probleme“, gestand Victor ein. „Das sagte jedenfalls der Mann.“
    „Probleme?“ Kent sprang alarmiert auf.
    „Du brauchst dich wirklich nicht zu beunruhigen.“ Victor war gerührt. Trotz allem, was Marnie gegen ihn hatte – Kent liebte sie. „Es ist nichts Ernstes. Obwohl es böse hätte ausgehen können.“
    „Moment mal“, sagte Kent mit zusammengekniffenen Augen. „Von was für einem Mann redest du? War er von der Küstenwache?“
    Victor seufzte. „Ähm, nein. Die Nachricht bekam ich von der Küstenwache, von einem gewissen Captain Spencer, aber der hatte den Notruf von einem Mann erhalten. Offenbar ein Passagier, den Marnie an Bord hatte.“
    „Ein Passagier? Es wird immer schöner, wirklich! Sie ist also mit einem Mann unterwegs. Lieber Himmel, Victor, was geht da vor?“ Kent stürzte seinen Drink hinunter und musste sich zwingen, das Glas nicht auf den Tisch zu knallen.
    „Ich weiß es nicht.“ Victor legte nachdenklich den Finger an den Mund. Kents Besorgnis übertrug sich auf ihn, nachdem er sich schon halbwegs beruhigt hatte.
    Kent schenkte sich einen neuen Drink ein und begann, im Zimmer auf und ab zu wandern. „Mir gefällt das nicht, Victor. Mir gefällt das ganz und gar nicht.“ Mit zwei Schlucken kippte er seinen Bourbon hinunter.
    „Mir auch nicht.“
    „Sie hat sich in der letzten Zeit ziemlich verrückt aufgeführt.“ Kent fuhr sich nervös durch sein akkurat frisiertes Haar. „Ich möchte wissen, wer bei ihr ist.“
    „Ich habe

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