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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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keine Ahnung. Vielleicht hat dieser plötzliche Unabhängigkeitstick etwas mit eurer Trennung zu tun.“
    Kent schüttelte den Kopf. „Das hat sich schon lange vorher angebahnt“, sagte er und beendete damit das Thema. „Weißt du, in welchem Hafen sie angelegt hat?“
    „Das ist ja das Problem. Das Boot ankert vor Orcas Island, auf der westlichen Seite. Ich vermute, dass Marnie draußen am Strand kampieren wird, oder …“
    „Oder was?“, fragte Kent ungeduldig, aber dann dämmerte es ihm. „Denkst du an die ‚Deception Lodge‘?“
    „Es ist naheliegend.“
    „Dann lass uns hinfahren.“ Kent eilte zur Tür, entschlossen, seine gestrandete Liebste zu retten.
    Victor fand seine Courage bewundernswert, aber er winkte ihn zurück. „So einfach, wie du es dir vorstellst, ist es nicht. Ich habe Marnie versprochen, sie in Ruhe zu lassen.“
    Kent starrte ihn an, als hätte Victor den Verstand verloren. „Du willst also deine Tochter mit diesem Mann allein dort hausen lassen?“
    „Allerdings.“
    Victor leerte sein Glas in einem Zug. Er erinnerte sich allzu gut an Marnies Entschlossenheit und würde sich hüten einzugreifen. Ihr Begleiter war immerhin vernünftig genug gewesen, die Küstenwache zu benachrichtigen. Wer mochte er sein? Victor brannte vor Neugier, aber diesmal würde er wohl oder übel Marnie vertrauen müssen. Sie hatte nichts von einem Begleiter erwähnt, aber sie war erwachsen und hatte ein Recht auf ein eigenes Leben.
    „Du kannst doch nicht zulassen, dass Marnie und irgendein Typ sich in der ‚Deception Lodge‘ einquartieren.“
    „Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl.“
    „Aber du bist ihr Vater!“, protestierte Kent. Sein Gesicht war gerötet, sein Mund hart und dünn.
    „Das ist ja das Problem.“
    Die „Deception Lodge“ lag in einem riesigen wilden Naturgelände. Das rustikale Hotel stand seit Jahren leer. Wie eine Pagode hob sich das Gebäude mit seinen zwei terrassenförmigen Stockwerken gegen den Nachthimmel ab. Die Schindeln auf den windschiefen Dächern und vortretenden Giebeln klapperten geisterhaft. Ein Fensterladen quietschte in den Angeln.
    Marnie richtete die Taschenlampe auf die verwitterte Fassade. Die meisten Fenster waren heil, nur in der Veranda fehlten ein paar Scheiben. Wie schön es einmal gewesen sein muss, dachte Marnie. Es war wirklich ein ideales Refugium für die Städter, die Erholung auf den San-Juan-Inseln suchten.
    Jetzt war die einstige Größe des Hotels kaum mehr als eine Erinnerung. Der Schein der Taschenlampe huschte über die abgeblätterten Mauern. Unter den Balkons klebten Nester von Seeschwalben. Der Boden der Veranda war an einer Seite abgesackt. Vor dem Eingang raschelten Blätter, die der Wind zusammengeweht hatte.
    „Benötigt ein paar Reparaturen“, bemerkte Adam. Er blickte an dem baufälligen Haus hoch und stellte seine Tasche auf eine morsche Stufe der Verandatreppe.
    „Es gibt nichts, was der magische Montgomery-Touch nicht wiederherstellen könnte.“ Marnie zog ihr Schlüsselbund aus der Tasche und steckte einen Schlüssel in das schwere Vorhängeschloss, das die Kette vor der Eingangstür zusammenhielt. Das Schloss klemmte einen Moment, aber dann sprang es auf. Marnie nahm die Kette fort und stieß die breite Doppeltür auf.
    Sie betraten die Halle. Im Lichtkegel der Taschenlampe erkannten sie Möbel. Verstreut standen überall im Raum Tische mit hochgestellten Stühlen. In eine Ecke der höhlenartigen Halle waren schwerere Möbel geschoben worden und mit Tüchern zugedeckt.
    „Hier wollten Sie absteigen?“, fragte Adam ungläubig und sah sich von Neuem in der staubigen Höhle um. Er zog eine Grimasse.
    „Nur für ein paar Tage.“ Der Lichtstrahl tanzte vor ihr her, als sie den Raum durchquerte und hinter dem Empfangspult die Tafel mit den Lichtschaltern suchte. Sie knipste jeden Schalter an, aber nichts passierte. Es blieb dunkel.
    „Und dann?“
    „Dann überlege ich mir mein nächstes Ziel.“
    „Ein anderes Montgomery Hotel?“
    Sie warf ihm über die Schulter ein unsicheres Lächeln zu. „Nein. Mit Sicherheit nicht.“ Adams Fragerei gefiel ihr nicht. Es war so schwer, den Mann einzuschätzen. Ihr schien, als hätte er eine verborgene Seite, einen Zug, der nicht auszuloten war. Ob er wirklich schlecht war, wie ihr Vater behauptete? Ein gerissener, rücksichtsloser Gauner, stets auf der Lauer, bereit zum Sprung auf die nächste Beute?
    Sie konnte es nicht glauben. So wie sie ihn erlebt hatte, war Adam Drake

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