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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und kämpfte sich zum Bug vor. Dann hangelte er sich an der Reling entlang, bis er die Steuerbordseite erreichte. Er lehnte sich weit vor, duckte sich, als ein Brecher über das Deck schlug.
    Von der Brücke aus sah Marnie, wie er unter den Wassermassen verschwand. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Die Rettungsleine spannte sich, aber dann lief das Wasser ab, und Adam kam völlig durchnässt wieder zum Vorschein.
    „Gott sei Dank“, flüsterte Marnie heiser. „Und jetzt lass deinen Starrsinn, Adam Drake! Geh unter Deck, und sieh zu, dass du endlich trocken wirst.“
    Aber schon brach der nächste Wasserschwall über die Reling, und Adam verschwand von Neuem für einige schreckerfüllte Sekunden. Als das Wasser diesmal zurückwich, bewegte er sich weiter voran und erreichte die Treppe.
    Marnie lenkte das Schiff mit sicherem Instinkt. Jetzt zahlte sich aus, was ihr Vater ihr vor Jahren beigebracht hatte. Aber ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie horchte angstvoll nach draußen.
    Nach zehn endlos lang erscheinenden Minuten kam Adam zurück, vollkommen durchnässt und hustend. „Am Rumpf ist ein Riss“, berichtete er. „Kein großes Leck, aber immerhin. Ich habe es notdürftig mit der Siegelmasse geflickt, die ich unten gefunden habe. Aber das wird nicht halten, jedenfalls nicht ewig.“
    „Aber bis zum nächsten Hafen sind es noch Meilen!“
    „Sie müssen an Land“, sagte er eindringlich. „Es muss ja nicht Chinook Harbor sein. Die Insel ist näher.“ Er zeigte auf die in der Ferne blinkenden Lichter von Orcas Island. „Halten Sie erst mal aufs Land zu. Dann sehen wir weiter.“ Er nahm das Mikrofon der Radioanlage, um die Küstenwache zu rufen, aber Marnie schaltete das Gerät aus, bevor er den Notruf aussenden konnte.
    „Wir schaffen es allein“, sagte sie energisch. Sie weigerte sich, auch nur ein Stückchen ihrer gerade errungenen Freiheit aufzugeben. „Außerdem glaube ich, dass der Sturm bald vorbei ist. Es hat schon aufgehört zu regnen.“
    „Haben Sie mich nicht verstanden, Marnie? Muss ich deutlicher werden? Ob es regnet oder nicht, dieses Schiff hat ein Leck und wird bald wie ein Stein sinken. Mit uns.“
    „So schnell wird es nicht gehen. Wie lange haben wir noch?“
    „Wie zum Teufel soll ich das wissen?“
    „Zehn Minuten? Zwanzig? Zwei Stunden?“
    „Verdammt, ich weiß es nicht! Sie dürfen so ein Risiko nicht eingehen!“
    „Warum nicht?“, fragte sie herausfordernd und blickte noch einmal auf die Seekarte, die sie schon vorhin studiert hatte.
    Sie waren nicht weit von ihrem Ziel entfernt. An der Nordspitze der Insel hoch über den Klippen lag „Deception Lodge“, das Hotel, in dem Victors nächste Eröffnungsfeier stattfinden würde. Vorher aber wollte Marnie dort ihre neu errungene Unabhängigkeit feiern, ohne dass ihr Vater ihr zu Hilfe eilte und ihr vorhielt, dass sie noch nicht so weit wäre, um auf eigenen Schwingen zu fliegen.
    „Erzählen Sie mir nicht, dass Sie um Ihren Hals fürchten, Mr. Drake.“
    „Nicht mehr als um Ihren.“ In seiner Stimme schwang Sarkasmus mit.
    „Darum helfen Sie mir, dieses Schiff zur Küste zu bringen.“
    „Und was bekomme ich dafür?“
    „Ein Handel? Sie wollen mit mir handeln?“, fragte sie fassungslos. „Genügt es Ihnen nicht, wenn Sie am Leben bleiben?“
    „Sie müssen mir schon etwas Reizvolleres bieten. Mein Leben war in diesem Jahr nicht sehr berauschend.“
    Unglaublich. Während das Schiff langsam mit Wasser volllief, verlangte er einen Tauschhandel. Sie hatte keine Zeit für lange Diskussionen. „Okay, okay. Ich bin Ihnen also etwas schuldig“, sagte sie wütend und sah, wie es in seinen Augen aufblitzte.
    „In Ordnung, Marnie. Sie steuern, und ich passe unten auf, dass das Leck nicht größer wird.“ Er schickte sich an zu gehen, blieb aber in der Tür stehen. „Was soll das hier eigentlich?“, fragte er über die Schulter. „Eine Art Mutprobe? Was wollen Sie beweisen?“
    Als sie nicht antwortete, ging er achselzuckend nach draußen. Soll er doch denken, was er will, dachte sie. Sie war Adam Drake keine Erklärung schuldig. Wieder hatte er versucht, die Seiten zu tauschen. Wenn jemand etwas zu erklären hatte, dann war er es. Was wollte er von Kent?
    Sie kämpfte mit dem Ruder, und ihre Muskeln begannen zu schmerzen. Zum Glück flaute der Sturm ab, als sie nach Osten drehte und die Insel ansteuerte. Zwar wuschen die Wellen noch immer über das Deck, aber die Kraft der Böen ließ merklich nach. Die

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