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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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in ihren Blick. So wollte sie Adam Drake in Erinnerung behalten, genau so, wie er jetzt vor ihr stand: mit seinem Dreitagebart, seinem ungekämmten, strähnigen Haar und in dreckiger Kleidung. Ihr Vater hatte recht – sie wäre ohne Adam besser dran.
    Warum war sie dann so traurig?
    Adam blieb in der Halle zurück. Dad wird ihn schon hinauswerfen und das Haus sichern, dachte Marnie, als sie den Pfad zum Strand hinunterwanderte.
    Der Regen tropfte von den Blättern in den aufgeweichten Sand. Die Luft roch frisch und erdig, und der harzige Duft der Fichten war noch intensiver als sonst. Marnie sog ihn tief ein und sehnte sich nach Adams Duft.
    „Du wirst drüber wegkommen“, sagte sie zu sich selbst.
    Die Frage war nur, wie lange es dauern würde.

8. KAPITEL
    Adam warf seine wenigen neu erstandenen Kleidungsstücke in seine Tasche und ging zum Büro des bescheidenen Motels, das eine Woche lang sein Zuhause gewesen war. Er wusste, dass Marnie in einem Hotel am anderen Ende von Chinook Harbor abgestiegen war, und hatte mehrmals versucht, sie zu erreichen. Bis jetzt hatte sie nicht reagiert.
    Er konnte es ihr nicht verübeln.
    Seit der Unterhaltung mit Victor hatte er die Szene wieder und wieder im Geist vor sich ablaufen lassen. Er hätte sich solchen Ausgang vorher denken können. Victor stur und unerbittlich, Kent ein aufgeblasener Weichling, dem nicht beizukommen war, und Marnie wütend auf sie alle drei.
    Als sie mit der Tasche über der Schulter gegangen war, wäre er fast hinterhergelaufen. Und dann? Sich entschuldigen? Lächerlich! Er konnte seine Pläne nicht von einer Frau durcheinanderbringen lassen – schon gar nicht, wenn diese Frau Victor Montgomerys einziges Kind war. Sein Augapfel, seine Prinzessin.
    In weniger zivilisierten Zeiten hätte Montgomery ihn wahrscheinlich gleich auf dem Schauplatz des Verbrechens getötet. Stattdessen hatte er seine Wut mit einem furiosen Rausschmiss abgelassen. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Drake!“, hatte er gepoltert. „Das Geld, das Sie gestohlen haben, kann ich verschmerzen. Aber meine Tochter …“ Seine Stimme war leise geworden und sein Blick kälter als Eis. „Ich werde nie vergessen, wie sie Marnie benutzt und erniedrigt haben, um an mich ranzukommen. Wenn Sie irgendjemandem von dieser Sache ein Sterbenswörtchen erzählen, dann geht es Ihnen an den Kragen!“
    Mit einem letzten hasserfüllten Blick war Victor zu seinem Wagen gegangen. Adam hatte dagestanden, ohne ein einziges Wort zu sagen. Keine Erklärung, keine Entschuldigung. Er hatte nur kühl Victors finsteren Blick erwidert, bevor der Wagen vom Grundstück gefahren war.
    Victors Reaktion war vorhersehbar gewesen, und auch Marnies. Victor, der zornige Vater, Marnie, die verletzte Frau. Nur Simms hatte sich als Einziger nicht normal verhalten, jedenfalls nicht so, wie Adam es erwartet hatte.
    Statt auf Adams Andeutungen zu reagieren, statt Victors Entrüstung zu bekräftigen und in dessen Schmährede einzustimmen, statt ihm mit seinem arroganten Lächeln zu zeigen, was er von ihm hielt, war er merkwürdig unbeteiligt geblieben.
    Nur Marnie hatte Kent Simms interessiert. Das Schiff und Marnie. Victor hatte ihn nur mit Mühe zurückhalten können, als Marnie den Pfad zum Strand hinunterstapfte.
    Vielleicht liebt der Kerl sie wirklich, dachte Adam abfällig, als er das käfigartige Büro betrat und den Angestellten um die Rechnung bat. Er reichte ihm seine Kreditkarte, unterschrieb und steckte den Beleg in die Tasche seiner steifen neuen Jeans. Dann trat er auf die Straße.
    Es war ein warmer Tag. Sonnenflecken tanzten auf dem Wasser, das ein paar Blocks entfernt zwischen den kleinen Holzhäusern durchschimmerte.
    Adam schlenderte die abschüssige Straße zum Hafen hinunter. Boote in allen Größen und Ausführungen lagen an den Piers, von der Luxusjacht bis zum kleinsten Segelboot. Dicht an dicht ragten Masten auf. Ab und zu erfasste eine Brise die schlaff hängenden Segel. Die Farben der Boote leuchteten in der Sonne. Es roch nach Seetang und Fisch. Die Luft war von den hungrigen Schreien der Möwen erfüllt.
    Neben einer großen Segeljacht lag die „Marnie Lee“.
    Chinook Harbor war ein verschlafener kleiner Ort, wo jeder jeden kannte und der Klatsch blühte. Bei seinen abendlichen Besuchen in den örtlichen Kneipen und den Unterhaltungen in den Coffeeshops hatte Adam durch einige diskrete Fragen herausgefunden, dass Marnie ihre Jacht Ryan Barns anvertraut hatte, einem Skipper, der sich nach

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