Noch Einmal Sollst Du Buessen
Marnie hielt den Atem an. „Du hast ihn angeheuert, stimmt’s?“, flüsterte sie entsetzt. „Du hast ihn herbestellt, damit …“
„Jetzt hör mir mal gut zu, Marnie.“ Adams Miene ließ keine Zweifel darüber, dass er nicht scherzte. „Er wird nicht fotografieren, wenn ich ihm nicht das Zeichen gebe.“
„Das kannst du nicht tun!“ Ihre Stimme erstarb zu einem heiseren Flüstern.
„Wart’s ab.“ Er streifte mit dem Mund ihre Lippen. Und so schockiert sie über seine Skrupellosigkeit war – ihr Körper empfand Lust. Die zarte Berührung reizte alle ihre Sinne.
„Lass mich endlich los!“, befahl sie, aber sein Griff wurde nur fester, und als er sie von Neuem küsste, erfasste sie ein süßes Schwindelgefühl. Ihre Gedanken waren gefangen.
„Du brauchst mich nur anzuhören“, vernahm sie wie aus weiter Ferne Adams weiche Stimme. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Die Welt um sie begann sich zu drehen.
„Du bist verrückt! Wenn du glaubst, dass ich mich …“
„Komm, Marnie. Was hast du zu verlieren?“, fragte er und suchte ihren Blick. „Nur ein ganz kurzes Gespräch. Ich schwöre dir, dass ich brav sein werde.“
Ihre Kehle schnürte sich zusammen, als sie die Zärtlichkeit in seinen Augen sah. Es ist alles nur Theater, ermahnte sie sich. Er will dich schon wieder benutzen! Lass es nicht zu! Folg endlich mal deinem Verstand statt deinem Herzen!
„Also – wirst du mir den Gefallen tun?“
„Warum sollte ich?“ Als sie endlich wieder sprechen konnte, klang ihre Stimme seltsam fremd. „Ich schulde dir nichts.“
„Natürlich nicht. Du tust es aus Nettigkeit“, gab er zurück. Sie sah ihn forschend an, konnte in seiner Miene aber weder Spott noch Boshaftigkeit entdecken. Warum war sie ihm eigentlich böse? Es gibt Gründe genug, flüsterte eine leise Stimme ihr zu, aber sie hörte nicht hin. „Also gut“, hörte sie sich sagen. Tausend Augen schienen sie anzustarren. „Aber nicht hier.“
Adam führte Marnie zu den Fahrstühlen in der Hotellobby.
„Welcher Stock?“
„Vierter.“
Er drückte auf den Knopf, und erst als die Tür sich hinter ihnen schloss, schien er sich ganz sicher zu sein und ließ Marnie frei.
Nach und nach klärte sich ihr Kopf, und Panik erfasste sie. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Zimmer, zu einem kleinen Raum, der von einem großen Bett ausgefüllt war. Die Folgen waren abzusehen …
Ich muss völlig verrückt sein, dachte sie. Wieder war sie im Begriff, sich Adam auszuliefern. Sie traute ihm nicht, aber noch weniger traute sie sich selbst.
Der Fahrstuhl hielt mit einem Ruck. Lautlos öffnete sich die Tür, und Adam trat auf den teppichbelegten Korridor. Marnie rührte sich nicht. Unauffällig tastete sie nach dem Knopf für das Erdgeschoss, doch ehe die Tür wieder zuglitt, hatte Adam Marnie aus dem Fahrstuhl gezogen.
„Lass mich los!“
„Komm, Marnie, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Wofür?“ Ihre Energie kehrte zurück, als sie wieder zu kämpfen begann. Was fiel ihm ein, sie in dieser Weise zu behandeln! Wie sein persönliches Eigentum. Wütend riss sie sich los und marschierte den Korridor hinunter.
„Um dich zu überreden, mir zu helfen.“
„W…was?“, platzte sie los, und dann lachte sie auf. „Das kann nicht dein Ernst sein. Du glaubst, ich würde dir helfen, nach allem, was du getan hast? Niemals!“
„Möchtest du nicht auch die Wahrheit erfahren?“
„Die ist mir bekannt. Du warst beteiligt, basta. Wie, das weiß ich nicht. Entweder du hast es allein getan, oder ein Komplize hat dich reingerissen. Wie auch immer – es ist mir egal.“
„Das nehme ich dir nicht ab.“
Sie bog um eine Ecke und blieb bei Nummer 431 stehen. Aber sie schloss die Tür ihres Zimmers nicht auf. „Danke für die Begleitung, obwohl sie nicht nötig war. Und was diesen schmutzigen Trick anbelangt – der Reporter mit der Kamera – es war dein letzter.“
Er grinste jungenhaft. „Da solltest du dir nicht zu sicher sein.“
Das Lachen in seinen Augen ließ ihr Herz schmelzen, aber sie weigerte sich, sich noch einmal ins Spinnennetz seiner Lügen ziehen zu lassen. „Geh endlich, Adam! Ich möchte, dass du für immer aus meinem Leben verschwindest.“
„Weißt du nicht mehr, dass du mir etwas schuldest?“
„Wie bitte? Ich sagte bereits, dass ich dir nichts schuldig bin.“
Er neigte sich vor und strich leicht über ihre Wange. „Ich erinnere mich vage an ein Versprechen. Du nicht? Auf dem Schiff im Sturm. Du sagtest, wenn
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