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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Auskunft der Leute mehr für Boote interessierte als für seine Frau und seine kleine Tochter.
    Adam hatte ebenfalls erfahren, dass die Reparaturen einige Wochen dauern würden.
    Marnie würde also entweder so lange hierbleiben oder nach Seattle zurückkehren müssen. Es sei denn, sie setzte ihren Flug in die Freiheit auf einem anderen Transportmittel fort. Obwohl sie Adam nie den genauen Grund für ihre Flucht genannt hatte, hatte er geahnt, dass sie sich eine eigene Existenz aufbauen wollte, und zwar ohne die Hilfe ihres Vaters. Ihre Auseinandersetzung mit Victor hatte es bestätigt.
    Adam musste ihren Selbstständigkeitsdrang bewundern. Wer gab schon ein gutes Leben auf, nur um sich selbst zu beweisen! Und welche Frau löste eine Verlobung, über die eine ganze Stadt Bescheid wusste?
    Ja, Marnie war schon eine tolle Frau!
    Marnie, Marnie, Marnie. Es wäre besser, wenn sie einander nicht wieder begegneten. Adam wusste, wie weh er ihr getan hatte. Trotzdem würde sie ihm noch einmal helfen müssen.
    Die Frau im Büro von „Barns’ Bootscharter und Reparaturen“ schüttelte mit demselben geduldigen Lächeln den Kopf, das Adam mittlerweile kannte. „Tut mir leid, Mr. Drake, ich kann nichts für Sie tun“, sagte sie wie bei seinen früheren Besuchen. „Sie kennen die Regeln. Vielleicht möchten Sie mit Mr. Barns sprechen. Moment …“ Sie wollte den Hörer vom Telefon nehmen, aber Adam winkte ab. Er hatte schon mit Barns geredet und war auf taube Ohren gestoßen.
    Gerade als er wieder gehen wollte, öffnete sich die hintere Tür, und Ryan Barns kam herein. Er war ein kleiner drahtiger Mann. Auf seinen kräftigen Oberarmen prangten mehrere Tätowierungen. Sein ausgeblichenes dunkelblaues T-Shirt war ölbefleckt.
    „Oh, Mr. Drake“, meinte er und zog einen dreckigen Lappen aus seiner Jeanstasche, mit dem er sich das schwarze Öl von den Händen wischte. „Fangen Sie bloß nicht wieder damit an. Sie können nicht auf die ‚Marnie Lee‘.“
    „Ich suche Miss Montgomery.“
    Barns stopfte den öligen Lappen wieder in seine Hosentasche. „Sie ist nicht hier, aber ich hab ihr erzählt, dass Sie hier rumgeschnüffelt haben, und sie war nicht gerade begeistert. Hat mir verdammt deutlich gesagt, dass Sie nicht auf ihr Boot dürfen. Zutritt streng verboten – für Sie und ’nen Typ namens Simms oder so ähnlich.“
    „Ist das wahr?“
    Barns nickte. „Ich weiß nicht, was Sie der kleinen Lady getan haben, Mann. Aber sie ist nicht gut auf Sie zu sprechen.“
    „Sagen Sie ihr einfach nur, dass ich sie sprechen möchte.“
    „Hab ich schon getan“, antwortete Barns ruhig. „Ich soll Ihnen bestellen, dass Sie …“ Er sah fragend seine Sekretärin an, die sich gerade eine Zigarette anzündete. „Wie war das noch, Sandy? Er soll sich ’ne Fahrkarte zur Hölle kaufen oder so ähnlich.“
    Sandy blies langsam den Rauch aus. „Sie hat gesagt: ‚Mr. Drake kann sich auf dem nächsten Dampfer, der zur Hölle fährt, einen Schlupfwinkel suchen, aber auf die ‚Marnie Lee‘ wird er keinen Fuß setzen‘.“
    „Genau, das war’s.“ Barns grinste und schnippte mit den Fingern. „Ich dachte, sie würde einen Witz machen, aber keine Spur von einem Lächeln.“
    „Richten Sie ihr aus, dass ich wieder hier war.“ Adam ging hinaus, gefolgt von Sandys und Barns’ amüsierten Blicken. Auf dem Parkplatz des Motels stand sein Mietwagen. Er warf seine Tasche in den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Auch wenn Marnie ihn nicht sehen wollte – er musste zu ihr und mit ihr reden. Die Zeit lief, und er konnte nicht länger warten.
    Die Mittagssonne brannte mit einer Kraft, dass man denken konnte, es sei Hochsommer statt Ende Mai. Marnie saß bei einer Tasse Tee unter einem gestreiften Sonnenschirm am Swimmingpool und las den „Seattle Observer“. Unbewusst hoffte sie, etwas über Montgomery Hotels zu erfahren, aber sie fand nicht die kleinste Meldung. Wie es wohl ihrem Vater ging …
    Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er wütend gewesen wie noch nie. Ob sie jemals wieder miteinander reden würden?
    Und Adam … Sie konnte nicht ohne ein Gefühl des Schmerzes an ihn denken. „Schwachkopf!“, sagte sie zu sich selbst und schob sich ein Plätzchen in den Mund. Zum ersten Mal seit Tagen hatte sie wieder Appetit. Sie hatte auf der Terrasse Mittag gegessen und genoss ihren Tee an diesem kleinen Tisch, umgeben von Blumenbeeten und blühenden Frühlingssträuchern. Das aquamarinblaue Wasser des Pools schimmerte

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