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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder zu zweifeln, ob sie so großartig war. Überhaupt Adam. Sie wusste nicht, ob sie ihn liebte oder hasste. Nur eines wusste sie ziemlich sicher: dass sie ihm nicht trauen konnte.
    Warum bist du dann seinem Rat gefolgt und nach Seattle zurückgekehrt? Weil du ihm einen Gefallen schuldest? Weil du einen Geschäftspartner brauchst? Weil Adam Drake so „gute Kontakte“ hat? Komm auf den Teppich, Marnie!
    „Oh, hör schon auf!“, murmelte sie, als die Stimme ihres Gewissens nicht verstummen wollte.
    „Sprechen Sie mit mir?“, rief Donna vom Nebenraum. Donna war Marnies Halbtagssekretärin und im Mietvertrag für das Büro inbegriffen. Außer für Marnie arbeitete sie auf derselben Büroetage für einen Steuerberater und eine Innenarchitektin.
    „Nur mit mir selbst“, rief Marnie zurück. Sie nahm ihre Handtasche und ging nach nebenan, wo Donna vor dem Computer saß und die Tastatur bearbeitete. Am Standard der Montgomery-Sekretärinnen gemessen, fiel sie ein wenig aus dem Rahmen. Knapp zwanzig, die kurzen Haare knallrot gefärbt und mit sehr eigenwilligem Modeschmuck behängt, jonglierte sie mit drei Jobs auf einmal. Das gelang ihr erstaunlich gut, obwohl sie eine Menge Zeit mit Kaffeetrinken und Rauchen verbrachte. Bis jetzt konnte Marnie sich nicht beklagen. Donna war erfrischend offen und unwahrscheinlich tüchtig.
    „Verflixtes Ding!“ Donna bearbeitete mit ihrem blutrot leuchtenden Zeigefinger unentwegt dieselbe Taste. Der Computer protestierte mit einem Dauer-Piepton.
    „Probleme?“, fragte Marnie.
    „Andauernd. Der Drucker streikt mal wieder. Ich habe die Firma schon tausendmal angerufen. Meinen Sie, die finden den Fehler? Kennen das System ihrer eigenen Apparate nicht.“ Donna lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an und starrte auf den Computer, als ob sie ihn Kraft ihres Blickes in Gang bringen könnte.
    „Ich wünschte, ich könnte helfen, aber wahrscheinlich würde der Computer nur ‚Benutzer unfähig‘ antworten“, witzelte Marnie. „Ich habe einen Termin bei Montgomery Hotels und werde ungefähr zwei Stunden bleiben. Sollte es länger dauern, rufe ich an.“
    „Ich werde hier sein“, sagte Donna und schnitt dem Computer eine Grimasse. „Wahrscheinlich die ganze Nacht, wenn ich unseren Freund hier nicht zum Arbeiten kriege.“
    Marnie winkte und ging hinaus. Etwas ängstlich fragte sie sich, ob sie ihrer neuen Rolle gewachsen wäre. Immerhin war sie unterwegs in die Höhle des Löwen. „Marnie!“ Kate Delany schlug erfreut die Hände zusammen, als Marnie Victors Vorzimmer betrat. „Es ist schön, dich wiederzusehen. Weißt du, ohne dich ist es nicht mehr wie früher.“ Sie deutete mit dem Kopf zu Victors Bürotür. „Dein Vater ist ungenießbar.“
    „Das kann ich mir vorstellen“, seufzte Marnie.
    „Bitte, überleg es dir, und komm zurück. Tu es uns zuliebe.“ Kate warf theatralisch den Blick zur Decke. „Wenn du wüsstest, wie wir alle leiden! Wenn du hier wärst, ginge alles soooo viel leichter.“
    Marnie lachte. So überraschend es war, aber es tat gut, wieder in der vertrauten Umgebung zu sein. Sie entspannte sich, als Kate sie mit dem neuesten Klatsch versorgte, bevor sie die Tür zum Allerheiligsten öffnete. „Sie ist da, Victor“, verkündete sie, schloss leise hinter Marnie die Tür und ließ Vater und Tochter allein.
    Victor saß auf der Couch und tat, als wäre er in eine Jacht-Zeitschrift vertieft. „Du kommst zu spät.“
    „Nein, ich bin pünktlich.“
    Jetzt erst blickte er auf. Er erschien Marnie etwas blasser als sonst. „Mein Gott, es ist gut, dich zu sehen.“
    „Ich freue mich auch, Dad“, sagte sie, und sie meinte es auch. Sekundenlang sahen sie sich schweigend an, und all die hässlichen Worte und Anschuldigungen schienen zu verblassen. Marnie konnte ihrem Vater nicht länger böse sein. Trotz allem, was er ihr angetan hatte – sie wusste, dass er sie liebte und nur ihr Bestes wollte. „O Dad“, flüsterte sie und hatte plötzlich einen Kloß im Hals.
    Er stand auf und drückte sie stürmisch an sich. „Tut mir leid, die se Sache mit Kent“, sagte er, und seine Stimme klang ungewöhnlich rau. „Kate hat mir befohlen, mich aus deinem Liebesleben herauszuhalten.“
    „Eine kluge Frau, deine Miss Delany. Vielleicht solltest du sie heiraten“, sagte Marnie. Sie drängte ihre Tränen zurück und musterte ihren Vater. „Was meinst du?“
    Victor ließ sie los und strich sich das Jackett glatt. „Wenn du mich fragst – ich

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