Noch Einmal Sollst Du Buessen
zu gründen. Montgomery als Aushängeschild zu benutzen und für meine Konkurrenz zu arbeiten. Ohne mich!“ Er warf das Streichholz in den Aschbecher und zog an seiner Pfeife, der dicke graue Wölkchen entstiegen.
Marnie stand auf und beugte sich zu ihrem Vater vor. Ihre Kampflust erwachte. „Du hast mich nicht einmal zu Ende angehört, Dad. Du hast dir nicht mal meine Kalkulation angesehen. Wenn du mich als Selbstständige beauftragst, würdest du dir das hohe Gehalt, die Sozialabgaben und Steuern sparen, über die du dauernd jammerst.“
Kent wurde aufmerksam. „Du willst für uns arbeiten?“
„Ja. Aber zu meinen Bedingungen. Als Freiberuflerin.“
Kents Ausdruck war so skeptisch wie Victors, der an seiner Stelle antwortete.
„Kommt nicht infrage!“ Er wollte Marnie das Blatt mit ihrem Kostenentwurf zurückgeben, aber sie ergriff ihren Aktenkoffer und ging zur Tür. „Lies es dir durch, Dad. Es könnte interessant für dich sein.“ Damit verließ sie Victors Büro-Suite.
Kent machte Victor ein Zeichen und folgte ihr. „Ich werde bei ihm ein gutes Wort für dich einlegen“, versprach er, als sie aus Kates Hörweite waren.
„Nein danke. Ich kann für mich selbst sprechen.“ Kent war ein weiterer Grund, weshalb sie nie wieder bei Montgomery Hotels arbeiten würde. Sie würde es nicht ertragen, ihn täglich um sich zu haben.
„Ich weiß, aber vielleicht können wir zusammen etwas überlegen.“ Als sie ohne zu antworten auf den Fahrstuhl zuging, fasste Kent sie am Arm. „Marnie, wenn du nur zuhören würdest …“
„Lass mich los!“ Sie riss ihren Arm weg und war froh, als der Fahrstuhl kam. Sie hätte nie herkommen dürfen. Victors Reaktion war vorauszusehen gewesen, und jetzt noch Kent! Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, betrat den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf für die Halle. Kent schob sich zwischen die zugleitenden Türen.
Sie saß in der Falle. Allein mit Kent Simms, in einer engen Fahrstuhlkabine. Zum Teufel mit Adam Drake und seinen idiotischen Ideen! Sie hätte wissen müssen, dass der Schuss nach hinten losgehen würde.
In die Ecke des Fahrstuhls gedrückt, starrte sie auf die aufblinkenden Zahlenknöpfe. Vierzehn … dreizehn … zwölf …
„Marnie“, sagte Kent in bittendem Ton.
Elf … zehn …
„Ich möchte mich mit dir versöhnen.“
Sie stieß einen ungeduldigen Laut aus. „Nein.“ Neun …
„Ich möchte dich wiedersehen.“
„Es ist aus, Kent.“ Acht … sieben … Warum dauerte es so entsetzlich lange? Wenn doch bloß jemand zusteigen würde.
„Wir können es doch noch einmal versuchen.“
Sie hüllte sich in Schweigen und zählte. Acht … sieben … Plötzlich hieb Kent mit der flachen Hand auf den Knopf mit dem Halt-Zeichen. Der Fahrstuhl stoppte.
„Was tust du da?“ Marnie war drauf und dran zu schreien.
„Ich will mit dir reden, verdammt, und du wirst mir zuhören!“
„Das werde ich nicht!“ Sie griff hinter ihn und versuchte, an die Schalttafel zu kommen, aber Kent packte sie beim Handgelenk und schob sie wieder gegen die Wand. „Hast du den Verstand verloren?“, zischte sie wütend. „Lass mich sofort los!“
„Du bist diejenige, die zur Vernunft kommen sollte.“
„Inwiefern?“
„Als ob du es nicht wüsstest. Ich meine uns. Wir passen ideal zusammen.“
„O nein!“ Es war nicht zu fassen, dass er noch immer glaubte, sie fände etwas an ihm. Was für ein unglaubliches Selbstbewusstsein er haben musste. Sie zog und zerrte, aber er hielt ihren Arm fest. „Du lässt mich jetzt los, Kent!“, warnte sie ihn und überlegte, ob sie schreien oder ihn treten sollte. Sie tat weder das eine noch das andere, denn ihre Schreie hätten Aufmerksamkeit erregt, und ein Fußtritt hätte Kent womöglich noch aggressiver gemacht.
„Ich meine es wirklich, Marnie“, beharrte er. „Die Zeichen stehen für uns. Dein Vater mag mich, er hat uns das Schiff geschenkt. Wir haben uns sogar schon das Haus ausgesucht.“
„Wir haben gar nichts, Kent. Lass mich los, sonst mache ich eine Szene.“
Er schien sie nicht zu hören und redete weiter auf sie ein. „Das mit Dolores tut mir leid, auch dieses dumme Interview. Ja, ich habe Fehler gemacht, aber findest du nicht, dass ich für sie bezahlt habe?“ Für eine Sekunde erschien in seinen braunen Augen der Schatten von Schmerz.
Sie fiel nicht darauf herein.
„Komm schon, Marnie. Lass uns eine Fahrt auf der ‚Marnie Lee‘ machen und Versöhnung feiern.“
„Ich will nichts mehr
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