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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zurückhaltung nie über sein Privatleben gesprochen hatte. Ihr war nie in den Sinn gekommen, dass er eine schmerzliche Kindheit gehabt haben könnte.
    „Meine Mutter hat mir nie verraten, wer mein Vater war. Sie verschwand, als ich drei war. Hab nie wieder von ihr gehört. Ich wurde von Tante Freda großgezogen, einer Tante meiner Mutter. Sie starb vor ein paar Jahren.“ Adam trank sein Bier aus und schwieg.
    Marnie sah ihn betroffen an. Zum ersten Mal verstand sie die Wut und den Schmerz, die sie sofort an ihm wahrgenommen hatte. „Das tut mir leid.“
    „Das braucht es nicht. Es ist Vergangenheit.“
    „Hattest du nie den Wunsch, deine Eltern zu finden?“
    „Nie!“ Seine Züge nahmen einen harten Ausdruck an. „Ich möchte niemals das Gesicht der Frau sehen, die ihr Kind im Stich gelassen hat.“
    „Vielleicht war sie in Not …“
    „Ihr fehlte das Geld für eine Abtreibung, das ist alles. Sie hat nicht aufgepasst, und das Ergebnis war ich …“
    Marnie schluckte. „Wie kannst du das so genau wissen? Du warst klein.“
    „Nicht zu klein, um mich nicht zu erinnern. Sie verschwand mit einem Seemann, den sie gerade zwei Tage kannte. Angeblich wollte sie nach Los Angeles, sich dort einen Job suchen und mich dann nachholen. Tante Freda und ich haben nie wieder etwas von ihr gehört. Deshalb ist sie für mich gestorben.“
    Tränen brannten in Marnies Augen. Sie musste sich sehr zurückhalten, um nicht Adams Hand zu ergreifen und ihn zu trösten. „Hattest du keine Großeltern?“
    „Hab sie nie kennengelernt. Sie waren schon älter, als meine Mutter geboren wurde – fünfundfünfzig und vierzig. Nach dem, was Freda erzählt hat, hatten sie für ihre Tochter kein Verständnis. Sie haben sie aus dem Haus geworfen und enterbt, als sie mit siebzehn schwanger wurde. Ob du es glaubst oder nicht, mein Großvater war Pastor. Er konnte nicht akzeptieren, dass eine ‚Sünderin‘ unter seinem Dach lebte.“ Adams Stimme klang bitter und fern, als ob das Sprechen seine ganze Willenskraft erforderte. „Und ich war das Produkt dieser Sünde. Der Beweis, dass seine Tochter tief gesunken war. Sie wollten mich nicht einmal sehen. Freda war der einzige anständige Mensch in unserer Familie. Seit sie tot ist, bin ich ganz allein.“
    „Leidest du darunter?“, flüsterte sie.
    „Ich lasse es nicht zu.“ Adam schob seinen Stuhl zurück und trug seinen Teller zur Spüle. „Ich weiß nicht einmal, warum ich dir dies alles erzählt habe.“
    Marnie stand auf und ging zu ihm. Sie legte die Arme um seinen Nacken und sah ihn aus tränenverschleierten Augen an. „Ich würde dir so gern etwas sagen, um dir deinen Schmerz zu nehmen.“
    „Das brauchst du nicht“, entgegnete er fast grob. Aber statt sie fortzuschieben, zog er die Hände aus den Hosentaschen und nahm Marnie in die Arme.
    Sie drängte ihre Tränen zurück, Tränen des Mitgefühls für den kleinen verlassenen Jungen, der niemals Mutterliebe erlebt hatte. Wenn er sich doch nur ihrer Liebe nicht verschließen würde. Sie lauschte seinem Herzschlag und wusste, dass sie ihn liebte und nie aufhören würde, ihn zu lieben. Ganz gleich, was geschah.
    „Marnie“, flüsterte er heiser, als ihr die ersten Tränen über die Wangen liefen. „O Marnie.“ Seine Stimme klang verzweifelt, und sie schmiegte sich noch fester an ihn. „Liebe, süße Marnie.“ Er hob sie hoch und trug sie wieder ins Schlafzimmer.

12. KAPITEL
    „Du hattest den Nerv, meine Sachen aus dem Schiff zu räumen?“ Kents Stimme überschlug sich, und sein Gesicht wurde unter der Bräune blass. Er fasste Marnie am Arm und zog sie den Korridor entlang.
    „Lass mich!“ Marnie machte sich los und schoss ihm einen wütenden Blick zu. „Ich habe genug von deinem rüpelhaften Benehmen. Rühr mich nicht noch einmal an. Hast du verstanden?“
    „Du hattest kein Recht …“
    „Hör auf, mich über meine Rechte zu belehren, Kent! Deine Sachen sind in meinem Wagen, und ich möchte sie loswerden. Jetzt sofort.“
    Kent sah auf seine Rolex. „Ich habe gleich eine Besprechung.“
    „Kein Problem.“ Sie ging zum Lift und drückte auf den Knopf. „Ich stelle den Karton auf den Kühler deines Wagens.“
    „Was zum Teufel ist in dich gefahren?“, rief Kent und folgte ihr dennoch zu den Fahrstühlen. „Du warst schon einmal klarer im Kopf.“
    „Sprichst du von unserer Verlobungszeit?“, fragte sie spöttisch. „Lass uns nicht mehr davon reden, okay? Am besten, wir reden über gar nichts mehr.“

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