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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbst lag mindestens so viel daran wie ihm, dass seine Habseligkeiten vom Schiff verschwanden. Nichts sollte sie mehr an ihn erinnern.
    Sie wollte die „Marnie Lee“ behalten, obwohl ihr noch nicht klar war, mit welchem Geld sie Kent ausbezahlen sollte. Da sie gerade erst ihre Firma gegründet hatte, war ein Bankkredit unmöglich. Welche Sicherheiten hätte sie zu bieten? Die Wohnung gehörte ihr nicht, ihr Wagen war nur ein paar tausend Dollar wert, und ihre Ersparnisse schrumpften, solange ihre Ausgaben höher waren als die Einnahmen.
    Der einzige Mensch, bei dem sie sich Geld leihen könnte, war Victor. Aber eher würde sie sich von der „Marnie Lee“ trennen, als ihren Vater um Geld zu bitten – gerade jetzt, wo sie ihre Unabhängigkeit beweisen wollte.
    So wie es im Moment aussah, würde die Jacht demnächst unter den Hammer kommen. Kent hatte bereits angedeutet, dass er das Geld für Marnies Anteil nicht aufbringen konnte. Somit blieb ihnen nur noch der Verkauf.
    Sie fuhr zum Hafen und wanderte am Wasser entlang. Es war ein sonniger Tag, die Luft war frisch und klar und der Himmel von einem strahlenden Blau. Eine leichte Brise bewegte die Segel der vor Anker liegenden Boote.
    Marnie zog den Reißverschluss ihrer Windjacke hoch und beobachtete die Wochenendsegler bei ihren Vorbereitungen. Sie war fast bei der „Marnie Lee“ angekommen, als jemand ihren Namen rief. „Miss Montgomery!“
    Sie drehte sich um und erblickte Ed, den Verwalter des Jachthafens. Der drahtige kleine Mann kam eilig auf sie zu. „Miss Montgomery, ich muss mit Ihnen reden“, rief er atemlos.
    „Hallo, Ed.“
    „Tag, Miss Montgomery. Sie hatten mich doch gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen, wenn sich jemand für Ihr Schiff interessiert.“ Marnie freute sich. Jemand wollte die „Marnie Lee“ kaufen – jetzt, wo sie so nötig Geld brauchte. „Hat er seinen Namen und seine Telefonnummer hinterlassen?“
    „Nein, aber ich kenne den Mann“, sagte Ed etwas verlegen. „Es war Kent Simms.“
    „Oh.“ Marnie beschlich ein ungutes Gefühl. „Und was wollte er?“
    „Aufs Schiff wollte er, aber ich habe ihn nicht gelassen. ‚Nur wenn Miss Montgomery dabei ist‘, hab’ ich gesagt. Er ist ziemlich ärgerlich wieder abgezogen.“
    „Das kann ich mir denken. Wann war er hier?“
    „Gestern gegen Mittag, und davor auch schon ein paarmal.“ Ed berichtete, dass Kent während der letzten drei Wochen immer wieder versucht hatte, an Bord der Jacht zu kommen. Marnie schüttelte ärgerlich den Kopf, und dann kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht mehr als die paar Sachen wollte, die noch von ihm an Bord waren. Vielleicht wollte er ihr eins auswischen, indem er die Jacht stahl. Es wäre eine verständliche Rache für Marnies Streich in der Nacht der Hoteleröffnung. Was sie beinahe verstehen konnte, da ihm das Boot zur Hälfte gehörte.
    Was wäre, wenn er wider Erwarten einem Verkauf nicht zustimmte? An die Möglichkeit hatte Marnie noch nicht gedacht. Kent hing an dem Schiff, das war klar. Die „Marnie Lee“ war für ihn ein wichtiges Statussymbol.
    Marnie dankte Ed für seine Wachsamkeit, ging über die sonnengebleichten Planken des Anlegepiers und kletterte an Bord der „Marnie Lee“. Der Gedanke, die schnittige Jacht aufgeben zu müssen, schmerzte. Auch Marnie war stolz auf das Schiff, und seit dem Sturmabenteuer mit Adam hatte es noch eine zusätzliche Bedeutung für sie.
    Langsam schlenderte sie über das Deck, bevor sie die Kajüte betrat. In einem Wandschrank im Salon fand sie Kents Schachspiel, seinen Kompass, einen Satz Spielkarten, einige Segler-Zeitschriften und mehrere Krimis. Als Nächstes ging sie in die Kombüse und packte alles ein, was Kents teuren Geschmack verriet: den speziellen Hochland-Kaffee, die exklusiven englischen Tees und Konfitüren. In der Schlafkabine warf sie Kents Hosen und Pullover, seine Badehose, Schuhe, Manschettenknöpfe, ein Notizbuch und das Rasierzeug in einen Karton. Sie begann, seinen tragbaren Computer zu verpacken, aber dann hielt sie inne und schaltete das Gerät ein. Vielleicht würde sie hier finden, was sie zu finden hoffte.
    Der winzige Monitor flackerte auf, und Marnie begann, mit den verschiedenen Menüs zu arbeiten. Zwei Stunden lang ging sie die Daten durch. Nichts. Nicht die Spur eines Indizes, um Kent als Betrüger zu überführen.
    Marnie zog den Stecker heraus und verpackte den Mini-Computer: Sie blickte ein zweites Mal in die Schreibtischschublade, um sich zu vergewissern,

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