Noch Einmal Sollst Du Buessen
dressierte Marnie war begraben.
Marnie summte vor sich hin, als sie ihre Tasche nahm und das Hotel-Büro verließ. Auf dem Weg zum Lift fiel ihr ein, was Kate gesagt hatte. Wenn Victor sie heute Abend tatsächlich zum Dinner ausführen wollte, dann würden die beiden Männer sich in ihrer Wohnung begegnen. Der Gedanke versetzte ihr einen eisigen Schrecken.
Sie lief in ihr Büro zurück und wählte die Nummer von Victors drahtlosem Telefon. Nachdem sie es endlos lange hatte läuten lassen, rief sie in seinem Büro an. Kate meldete sich. „Versuch bitte, Dad zu erreichen, und sag das Dinner für heute Abend ab“, bat sie ohne weitere Erklärung. „Jeder andere Abend in der Woche passt mir.“
Als Kate antwortete, dass Victor sie noch im Büro anrufen würde, fiel Marnie ein Stein vom Herzen. Doch sie sah auch das Warnsignal. Wie lange, so fragte sie sich, würde sie diesen Balanceakt noch durchhalten? Die schlimme Erinnerung an die Konfrontation der beiden Männer auf Deception Lodge vertrieb ihre gute Laune. Ihr graute davor, etwas Ähnliches noch einmal zu erleben.
„Es wird nicht passieren“, beruhigte sie sich, bevor sie auf einen Snack in die Cafeteria ging. Sie setzte sich zu einer kleinen Gruppe Frauen aus der Marketing-Abteilung, die mitten in einer Unterhaltung über Familienprobleme, über Kinder und halsstarrige Teenager, über Schule und College und all die andern Themen war, die verheiratete berufstätige Frauen bewegten.
„Wir haben Sie sicher zu Tode gelangweilt, Marnie“, sagte Helen Myers. „Jetzt sind Sie dran. Wie war Ihr großes Abenteuer auf den San-Juan-Inseln?“
„Dann machte es also die Runde in den Klatschzirkeln“, konterte Marnie.
„Ja, die Buschtrommeln funktionieren“, sagte Roberta Kendrick, und Marnie lachte. Sie genoss die nette Gesellschaft und erzählte von ihrer Sturmfahrt auf dem Meer. Adam erwähnte sie wohlweislich nicht.
„Ich habe gehört, dass Adam Drake Sie entführt hat“, sagte Helen unverblümt.
„Er war als blinder Passagier auf dem Schiff“, verbesserte Roberta. „Verdreh die Geschichte nicht, Helen.“ Sie sah die ergraute ältere Kollegin kopfschüttelnd an.
Helen trank einen Schluck Tee und rückte ihre randlose Brille zurecht. „Ich wiederhole nur, was ich gehört habe.“
Marnie räusperte sich etwas verlegen. „Er war auf dem Schiff“, gab sie zu. „Und so ungern ich es eingestehe – es war gut so. Der Orkan hatte es in sich, und Adam ist ein guter Navigator. Allein hätte ich die ‚Marnie Lee‘ nicht manövrieren können.“
Helen glättete eine Falte in der Tischdecke. „Ich weiß, dass man es hier nicht laut sagen darf, aber ich für meinen Teil finde es schade, dass Mr. Drake nicht mehr da ist.“
„Wirklich?“ Marnie war überrascht, eine so anarchistische Meinung von einer der loyalsten Angestellten der Firma zu hören.
„Wenn Sie mich fragen – Drake hat Format.“
„Helen!“, rief Roberta entsetzt und machte eine entschuldigende Geste. „Bitte hören Sie nicht hin, Marnie. Sie hat sich heute nur über Mr. Simms geärgert.“
Helen ließ sich nicht einschüchtern. „Diese Null! Es war richtig, dass Sie mit Kent Simms Schluss gemacht haben, Marnie. Er ist nichts wert.“
Es zuckte leicht um Marnies Mundwinkel, was Roberta als Ärger auslegte. Sie versuchte, Öl auf die Wogen zu gießen.
„Wir alle vermissen Mr. Drake“, gab sie zu und bedeutete Helen mit einem beschwörenden Blick, ihre Zunge im Zaum zu halten. „Er war ausgesprochen fair und hatte einen erfrischenden Sinn für Humor. Und niemand hat so hart für das Unternehmen gearbeitet wie er. Fast niemand in der Marketing-Abteilung glaubt, dass er das Geld gestohlen hat. Es ergibt einfach keinen Sinn.“
Helen sah aus, als ob sie noch einen Kommentar hinzufügen wollte, aber Roberta kam ihr rasch zuvor. „Trotzdem – wir bemühen uns alle, gut mit Mr. Simms zusammenzuarbeiten. Wenn Ihr Vater ihm vertraut …“
„Unsinn!“, unterbrach Helen sie, und Roberta verdrehte die Augen. „Simms ist ein Blödmann, und du weißt es, Roberta Kendrick.“
Marnie unterbrach die heikle Diskussion und lenkte das Gespräch auf einen weniger gefährlichen Kurs. „Haben Sie schon Urlaubspläne?“, fragte sie angesichts des bevorstehenden Sommers. Sie hörte Roberta eine Weile zu, die eine Reise im Wohnmobil durch Kalifornien plante. Dann flüchtete sie.
Den Rest des Nachmittags arbeitete Marnie mit Todd zusammen, der ihr versicherte, dass Rosa Trullingers
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