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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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hinter sich. Er wurde ergriffen. Meine Leute wollten ihn niedermachen …‹«
    »Moussu, was haltet Ihr von: ›Mein Sekretär in seinem Zorn wollte ihn niedermachen‹?«
    »Wie du willst. ›Doch ich mochte mich nicht dazu verstehen, das Blut eines Christenmenschen zu vergießen, andererseits wollte ich ihn auch nicht dem Profoß überstellen, vor welchem er dies und jenes hätte ausplaudern können, unter anderem über einen Majordomus Eures Hauses. So schickte ich ihn wieder zu seinen Schiffen. Allerdings, Madame, behalte ich sein Pferd im Tausch für das mir zu Mâcon gestohlene …‹«
    »Ein schlechter Tausch!« sagte Miroul.
    »›… und behalte seine Arkebuse zum Andenken an Euch.‹ Absatz. ›Ich muß sagen, Madame, ich hätte es pikant gefunden, |218| durch Eure Mühewaltung an dem Tag erschlagen zu werden, an dem ich in die Verbannung gehe. Schmach von zwei Seiten, ist das nicht groß? Ich wäre zwiefach getötet worden: zum ersten durch Eure Kugel, zum zweiten durch Hohn.‹«
    »Das ist tiefsinnig, Moussu.«
    »Absatz: ›Da meine Talente künftig notgedrungen brachliegen, werde ich mich auf meinem Gut zwar langweilen, aber, seid versichert, dennoch kein Pilzgericht anrühren, das man mir zusenden sollte.‹«
    »Moussu, was meint Ihr mit den Pilzen?«
    »Auf die Weise vergiftete Annet de Commarques meinen Vetter Geoffroy de Caumont.«
    »Woher soll sie das wissen?«
    »Geoffroy de Caumont war auch ihr Vetter.«
    »Hafen der Gnade! Seid Ihr mit dieser Furie verwandt?«
    »Kann sein. Absatz: ›Und sollte ich Eurer unvergeßlichen Schönheit ein zweites Mal begegnen …‹«
    »Unvergeßlich vor allem durch ihr Messer«, sagte Miroul.
    »›… so möge es, ich bitte Euch, doch bei einer Gelegenheit sein, wo es weniger um Dolche oder Arkebusen geht als vielmehr um die Bewunderung, mit welcher ich die Ehre habe, Madame, trotz allem auf ewig Euer untertäniger und sehr ergebener Diener zu sein.‹ Und nun unterschreibe für mich.«
    »Ich für Euch, Moussu?«
    »Du unterzeichnest S. Nichts weiter. S und Punkt. Jetzt ein Postscriptum: ›Meine Mutter war eine geborene Caumont-Castelnau, könnte es sein, daß wir Verwandte sind?‹«
    »Moussu«, sagte Miroul, nachdem er ein schwungvolles S hingesetzt hatte, »wie bezeichnet man einen Brief, worin man jenen streichelt, der einen beißen wollte?«
    »Eine
captatio benevolentiae
1 .«
    »Und was liegt Euch am Wohlwollen dieser Mörderin?«
    »Sie soll aufhören, mich ermorden zu wollen.«
    »Wird sie das wollen?«
    »Vielleicht liebt sie mich, wenn sie mich vom König geächtet glaubt.«
    »Vielleicht täuscht sie auch vor, Euch zu lieben«, sagte Miroul, »wenn sie Eure Ungnade bezweifelt.«
    |219| »Jetzt bist du tiefsinnig, Miroul«, sagte ich mit einem Lächeln. »Doch was hilft es? Bei solchen Spielchen ist man immer zu zweit, und sie bleiben gefährlich. Mir wäre es jedenfalls lieber, ihre Klinge mit meiner zu verbinden, als in der Furcht zu leben, daß sie mich hinterrücks trifft. Eine Alizon hat man nicht alle Tage.«
    »Noch einen Miroul«, meinte Miroul.
    »Noch einen Miroul«, bestätigte ich lächelnd, »der mir so etwas wie ein Lehrmeister ist, und mehr. Miroul, jetzt mach mir in deiner schönen Schrift bitte eine Kopie der Aussagen Mérigots sowie eine des Briefes an die La Vasselière.«
    »Moussu, was Ihr von meiner ›schönen Schrift‹ sagt, ist eine offenkundige
captatio benevolentiae
, da Ihr sehr gut wißt: Es ist elf Uhr, um welche Stunde der Mensch zu essen pflegt. Ich habe Hunger.«
    »Nur noch dies, ich bitte Euch, Herr Sekretär! Im übrigen setze ich mich dir gegenüber und schreibe einen Brief an den König.«
    »Wie? Eigenhändig?«
    »An den König, Miroul! Zur Begleitung deiner Kopien.«
    »Ha!« sagte Miroul, mit halbem Munde lächelnd, »Ihr seht mich hochgeehrt. Nur daß die Ehre keinen satt macht.«
    Er hatte noch eine Reihe ähnlicher Bemerkungen auf Lager, machte aber die Kopien tadellos, ohne Zeilen oder Wörter zu überspringen, und fein leserlich, während ich Heinrich berichtete, was vorgefallen war, indem ich hinzufügte, daß ich meinen Brief an Marianne von Miroul hatte unterzeichnen lassen, damit jene Teufelinnen nicht auf die Idee kämen, meine Schrift zu mißbrauchen, wußte ich doch, daß man bei der Hinkefuß bestens geübt war in Fälschungen und sogar schon versucht hatte, das königliche Petschaft nachzuahmen.
     
    Fünf Monate verbrachte ich auf meinem Gut Le Chêne Rogneux, nützte die königlichen

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