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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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König haben. Beschenkt ein Fürst einen, den er verbannt? Antworte, Silvio.«
    »Nein, Monsieur.«
    |226| »Ihr hört es, Chevalier. Im übrigen sah ich hier durchs Fenster Euren schönen Höfling stolzieren, und mir war klar, daß er sich so aufspielen kann, weil er Euch den Ruf des Königs überbracht hat, dem es ja nun das dringlichste Interesse ist, in dieser verzweifelten Lage seine Diener um sich zu scharen.«
    »Verzweifelt, Fogacer?« fragte ich mit Herzklopfen.
    »Wie anders! Da ist zum einen die Königinmutter, die sicherlich samt allen Ministern, die sie einst ernannt hat und die ihre Kreaturen sind, den König verraten und unter der Hand Guises Partei ergriffen hat.«
    »Was? Ihr meint, Katharina ist für Guise?«
    »Guises Stärke und Schwäche ist«, sagte Fogacer mit seinem gewundenen Lächeln, »daß er allen alles verspricht, zu viele Affären spinnt und zu viele Fäden verwirrt. So hat er diesem alten Narren, dem Kardinal von Bourbon, den Thron versprochen, sowie Navarra ausgeschaltet ist. Philipp II. verspricht er ganz Frankreich, wenn Heinrich und Navarra beseitigt sind. Und Katharina verspricht er – nach Navarras Tod und Vernichtung – das Zepter für ihren Enkel, den Marquis von Pont-à-Mousson, den Sohn ihrer Tochter Claude und des Herzogs von Lothringen.«
    »Was!« sagte ich, »Pont-à-Mousson könnte den Thron über die weibliche Linie besteigen? Und was wird dann aus dem Salischen Gesetz?«
    »Das kein Gesetz ist«, sagte Fogacer, »sondern eine Tradition, deren Macht in Frankreich Katharina als Italienerin unterschätzt.«
    »Ich traue meinen Ohren nicht! Ist Katharina unserem armen König denn eine so schlechte Mutter?«
    »Aber nein! Nur hält sie Guises Sieg über Heinrich für unvermeidlich und glaubt, wenn sie guisardisch wird, kann sie das Los ihres Sohnes schließlich noch mildern, ihm wenigstens das Leben retten.«
    »Glaubt Ihr das auch, Fogacer?«
    »Nein. Aber ich denke in etwa wie sie, daß der König in den Netzen so gut wie gefangen ist und sich kaum mehr daraus retten kann.«
    »Fogacer!« sagte ich niedergeschmettert, »beim himmlischen Hafen! Was sagt Ihr da? Der König verloren! Aber er hat Guise noch nicht einmal eine Schlacht geliefert!«
    |227| »Wie soll er sie liefern! Ich weiß von Miroudot – aber fragt mich nicht, woher er es weiß –, daß Philipp II. Guise sechshunderttausend Ecus pro Jahr zugesichert hat, damit er Waffen und Männer zum Krieg gegen den König sammelt! Und der König, dessen Kassen durch seine Freigebigkeit erschöpft sind – was kann er aus dem Parlament oder den Generalständen herausholen? Wenn es Krieg gibt, siegt das spanische Gold.«
    »Und Navarra? Und Elisabeth?«
    » Mi fili
, Ihr legt den Finger in die Wunde: Der König kann sich mit Navarra nur verbünden, wenn Navarra sich bekehrt, und Navarra kann sich nicht bekehren, sonst verliert er seine Armee. Und Elisabeth? Was vermag sie für Heinrich, ist sie doch selber von ständigen jesuitischen Attentaten und spanischer Invasion bedroht! Nehmt hinzu, daß das kleine Volk und die Händler in Paris guisardisch sind – der König ist seiner eigenen Hauptstadt nicht mehr sicher! Silvio«, fuhr Fogacer fort, weniger, um seine Meinung zu hören, als um das Urteil seines Pagen zu bilden, »wie siehst du die Chancen des Königs in dieser Lage?«
    »Gering«, sagte Silvio, indem er sich geschmeidig wie eine Katze erhob und, die Hände in den Hüften, Fogacer aus großen dunklen Augen anblickte, »aber …«
    »Aber?« fragte Fogacer, während er mit dem Ausdruck einer stolzen Mutter auf Silvio schaute.
    »Der König«, sagte Silvio, »ist unser natürlicher und legitimer Herrscher. Ist das nicht von großem Gewicht?«
    »Und ob es groß ist!« sagte Fogacer entzückt, und ich staunte über die Begeisterung in seinen Augen, kannte ich ihn doch nur witzelnd und spöttelnd.
»Mi fili«
, sagte er, mich zum Zeugen der Großtaten seines Schülers berufend, »habt Ihr Silvios Worte gehört?«
    »Ich habe sie gehört«, sagte ich lächelnd, »und ich setze hinzu, daß der König nicht nur mißtrauisch, verschwiegen und listenreich ist, sondern daß in seinem kleinen Finger auch unendlich mehr Geist steckt als im Kopf des Herrlichen, in der Rübe des großen Stinkers, im Wanst des feisten Ebers oder in den Hinterbacken der Hinkefuß!«
    »Beim Jupiter! Das ist wohlgesprochen!« rief Fogacer lachend. »Wer Euch hört,
mi fili
, wird schwerlich behaupten, daß Ihr der Heiligen Liga und den Guises

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