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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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zu werfen. Als sie es bemerkte, sagte sie ungescheut, das seien die Instruktionen, die sie den Pfarrern für ihre Sonntagspredigt gebe. Sie machte gar keinen Hehl daraus, mochten nur alle es wissen, bewirkte sie ihrer Meinung nach durch ihre Pfaffen doch mehr zur Abwertung des Königs und zum Triumph ihres geliebten Bruders als alle Armeen, die dieser im Osten sammelte.
    »Frédérique«, sagte sie, den Vorhang mit einer Hand aufhebend, »gib diese Briefe Guillot, er soll sie den Pfarrern persönlich überbringen und jedem zehn Ecus zahlen.«
    »Zehn?« sagte Frédérique, »zehn, Frau Herzogin? Was sind |284| diese Priester doch kostspielig! Vorige Woche habt Ihr noch fünf gezahlt.«
    »Ja«, sagte lachend die Montpensier, »die Meldung, die sie diese Woche zu schlucken kriegen, ist auch ein bißchen stark, aber geschluckt werden muß sie, bevor sie sie wiederkäuen und vor ihren Schäflein ausspucken. Mein Geld ölt ihnen die Kehlen. Ihr Eifer besorgt den Rest. Hör, Frédérique, wenn du Guillot losgeschickt hast, komm nicht wieder: Ich will mit dem Chevalier allein sein.«
    »Madame«, sagte ich, »sogar der König findet, daß Ihr ein besonderes Talent habt, Meldungen zu erfinden.«
    »Recht hat er«, sagte sie leichthin. »Aber wie entzückend, daß der König ein Talent lobt, unter dem er so sehr leidet.«
    »Und das Euch zu behaupten inspirierte, es gäbe im Faubourg Saint-Germain zehntausend verkappte Hugenotten, die nur auf Navarras Signal warteten, den Katholiken eine Bartholomäusnacht zu bereiten.«
    »Ha!« sagte sie lachend, »das ist aber nur für den Beichtstuhl bestimmt, für die Kanzel ist es zu happig.«
    »So wie die Legende«, sagte ich, »daß der Chevalier de Siorac Navarra zweihunderttausend Ecus vom König überbracht habe, damit dieser seine katholischen Untertanen bekriege.«
    »Was gar nicht leicht zu widerrufen war«, sagte die Montpensier. »Man glaubt eben, was ich durch den Mund meiner Pfarrer verkünden lasse.«
    »Und warum ließt Ihr derlei verkünden?«
    »Damit irgend jemand Euch beseitigte, ohne daß ich es befehlen mußte.«
    Madame de Montpensier sagte dies alles in einem Ton, als handele es sich um die natürlichsten Dinge der Welt.
    »Frau Herzogin«, sagte ich mit einer Verneigung, »ich bin entzückt, daß Ihr dies widerrieft.«
    »Ich weiß nur nicht, ob ich recht daran tat«, sagte die Montpensier, indem sie mich plötzlich mit einem stechenden Blick aus ihren blauen Augen maß. »Wart nicht Ihr es, der nach Boulogne ging und Monsieur de Bernay vor der Unternehmung des Herzogs von Aumale warnte?«
    »Nein«, sagte ich aufs Geratewohl, »ich nicht!«
    »Ihr wurdet aber eine Woche vor der Unternehmung in Boulogne gesehen.«
    |285| »Das kann nicht sein!« sagte ich. »Ich war nicht dort.«
    »Aber in Paris wart Ihr auch nicht!« entgegnete sie prompt. »Nein, Madame«, sagte ich, wissend, daß ich mich auf einem
    Boden bewegte, der jeden Moment unter mir einbrechen konnte.
    »Und wo wart Ihr, Monsieur?«
    »Madame«, sagte ich, langsam Tritt fassend, »wie inquisitorisch Ihr fragt! Kann ich Euch nichts verheimlichen? Bin ich im Beichtstuhl? Muß ich Euch gestehen, wo ich war? Warum nicht auch gleich, mit wem?«
    »Mit wem?« fragte ungerührt die Montpensier.
    »Mit einer weiblichen Person«, sagte ich und gab mich verwirrt.
    »Ha«, sagte sie auflachend, »nun seid Ihr erwischt, Heuchler, der Ihr Eurer Gemahlin angeblich so treu sein sollt! Vögelt in der Provinz, weil in Paris ja nichts verborgen bleibt!«
    »Frau Herzogin«, sagte ich in etwas unwirschem Ton, »Ihr habt mir das Geständnis abgezwungen, aber ich schwöre bei der gebenedeiten Jungfrau, daß ich nicht verraten werde, wo noch mit wem.«
    »Nicht nötig, Monsieur«, sagte die Montpensier. »Ich habe Euch nur so zugesetzt, um mich zu vergewissern, denn daß nicht Ihr Monsieur de Bernay gewarnt habt, weiß ich.«
    »Wieso das, Madame?«
    »Weil Ihr nach Eurer Rückkehr kein Geld vom König erhieltet, wie es selbstverständlich geschehen wäre, wenn Ihr in der Affäre sein Werkzeug gewesen wärt. Was ich sehr bedauerlich für Euch gefunden hätte, Monsieur«, sagte sie mit einem bedeutsamen Blick, »denn wer meinem Bruder diesen Tort angetan hat, wird nicht lange genug leben, um es zu bereuen.«
    Ha, dachte ich, die liebe Pillendose! Oh, wundertätige Pillendose, ich danke dir mein Leben!
    »Frau Herzogin«, sagte ich, »es scheint mein Glück zu sein, daß ich so ehrlich gegen Euch war, sonst hätte ich Euer

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