Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
Vom Netzwerk:
noch will. Ich werde der Königin, wie gesagt, Eure Worte weitergeben, ohne sie irgend zu werten oder zu deuten, das überlasse ich getrost Ihrer Gnädigsten Majestät, die schon wissen wird, was sie davon zu halten hat.«
    »Nun, das stellt mich vollkommen zufrieden«, sagte Brissac, dem diese Gräte so quer in der Kehle steckte, daß er sie weder schlucken noch ausspeien konnte. »Aber, Exzellenz«, fuhr er nicht ohne verhohlene Drohung in der Stimme fort, »was die Bewachung angeht, die der Herzog von Guise Euch durch mich anbietet, meine ich, wärt Ihr sehr gut beraten, sie anzunehmen, denn Ihr habt in der gegenwärtigen Situation nicht wenig zu fürchten, die Pariser sind gegen Eure Nation noch immer über die Grausamkeit erbittert, die gegen Maria Stuart ausgeübt wurde.«
    »Grausamkeit, Graf!« rief Mylord Stafford, »das Wort weise ich zurück! Besagte Person unterlag einem öffentlichen Verfahren, das nach allen Formen und Regeln des Gesetzes durchgeführt wurde. Und was die Pariser angeht, sehe ich nicht ein, weshalb sie mich so sehr hassen sollten, da ich nie einen von ihnen gekränkt habe.«
    »Es ist nur«, sagte Brissac, dem unterm Honig die Galle hervordrang, »weil unter den Einwohnern der Stadt das Gerücht geht, Ihr hättet in diesem Hause Waffen versteckt.«
    Lord Stafford lachte auf.
    »Graf«, sagte er, »ist dies eine Frage, die Ihr mir als Freund und Privatmann stellt?«
    »So ist es«, sagte der Graf, verunsichert durch die Wendung, die der Gesandte dem Gespräch gab. »Und ich halte es für meine Freundespflicht«, setzte er in plötzlich unfreundschaftlichem Ton hinzu, »Euch zu warnen, daß Ihr von einem Moment zum anderen von einer meuterischen Volksmenge überfallen werden könntet, die alle Ecken und Winkel dieses Hauses durchsuchen will: Ich erlaube mir, Euch zu empfehlen, Mylord Stafford, Eure Türen ab sofort zu verschließen.«
    »Bewahre, nein!« sagte Lord Stafford, sehr von oben herab. »Das Haus eines Gesandten muß allen offenstehen. Und sollten diese Wütenden kommen, werde ich meine Amtswürde bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, dann wird mein Blut dieses |450| Reich mit Schande zeichnen, denn man wird auf der ganzen Welt sagen, daß das Menschenrecht zu Paris in der Person eines englischen Gesandten niederträchtig mit Füßen getreten wurde.«
    »Wolle Gott, daß dies niemals eintritt!« sagte Brissac und hängte dem frommen Ausruf einen Schwanz von Beteuerungen und Komplimenten an, während seine Augen sehr neugierig nach der Tür des Kabinetts schielten, hinter der ich lauerte, so daß Lady Markby, die ihn ebenfalls beobachtete, mir aus Furcht, er werde beim Gehen vorgeblich die Tür verwechseln, geschwind ihren Reifrock über den Kopf warf. Und kaum war dieser gleich einem Vorhang über mich herabgefallen, hörte ich unsere Tür mit Nachdruck aufgehen.
    »Well, Mylord Brissac!«
sagte Lady Markby mit bebender Stimme,
»this ist very strange indeed! Will you search this house? Or me, for that matter? Are French Lords so indiscreet?«
1
    »Madame«, sagte Brissac, dessen Schritte ich auf dem Parkett vor ihr knarren hörte. »Ich bitte Euch in aller Demut und Betrübnis um Entschuldigung. Ich habe mich in der Tür geirrt.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Lord Stafford trocken. »Wie könnte ich Euch diesen Einbruch in meine Privatgemächer sonst verzeihen?«
    Worauf Brissac sich abermals in Entschuldigungen erging, mit Worten knauserte er nicht.
    »Reden wir nicht mehr davon, Brissac«, sagte Lord Stafford. »Ich möchte Euch in guter Freundschaft verlassen, ich reise nämlich morgen nach Chartres.«
    »Nach Chartres!« sagte Brissac, dessen Stimme nach dieser Neuigkeit sehr beunruhigt klang. »Ihr verlaßt Paris, um nach Chartres zu gehen?«
    »Bin ich doch nicht Gesandter in Paris«, sagte Lord Stafford seelenruhig, »sondern beim König von Frankreich und muß ihm dorthin folgen, wo er mit seinem Hofe weilt.«
    Nach diesem Wort, das Guises Hoffnung vernichtete, vom englischen Gesandten gewissermaßen anerkannt zu werden, |451| nahm Brissac Abschied, und Lord Stafford geleitete ihn hinaus, wie ich an ihren verklingenden Stimmen und Schritten hörte. Und ich schälte mich eben unter Lady Markbys Rock hervor, als Lord Stafford wiederkam.
    Bei meinem Anblick fiel er in einen Lehnstuhl und lachte, daß ihm die Eingeweide wackelten und Tränen aus den Augen stürzten.
    »Ha, Madame!« sagte er zu Lady Markby, »sollte es mir vergönnt sein, unsere gnädigste Gebieterin

Weitere Kostenlose Bücher